Börsenabsturz in China
Der Aktienmarkt in China kommt nicht zur Ruhe: Am Montag schmierte der Composite Index an der Börse in Shanghai um 8,5 Prozent ab. Es war der größte Tagesverlust seit acht Jahren. Auch am nächsten Tag ging es zunächst weiter abwärts, bevor die Verluste auf 1,7 Prozent eingegrenzt werden konnten. Am Mittwoch drehten die Kurse dann wieder um mehr als drei Prozent nach oben. Donnerstag schlug der Markt die entgegengesetzte Richtung ein.
Die großen Schwankungen zeigen, dass die Anleger kein großes Vertrauen in die staatlichen Interventionen haben. Nach dem ersten Einbruch Anfang Juli hatte die Führung in Peking institutionelle Investoren zu Stützungskäufen gedrängt. Außerdem wurde der Aktienkauf auf Pump erschwert und gut die Hälfte der auf dem chinesischen Festland notierten Aktien vom Handel ausgesetzt.
Nach den schweren Kursstürzen am Montag betonte die chinesische Regulierungsbehörde, dass sie eingreifen werde, um den Markt zu stabilisieren. Außerdem werde untersucht, ob Leerverkäufer für den Einbruch verantwortlich seien. In chinesischen Medien wurde darüber spekuliert, ausländische Investoren hätten den Ausverkauf initiiert, um den Markt zum Kollaps zu bringen.
Vielleicht ist aber auch nur eine Blase geplatzt. „Es war eine Preisblase mit Ansage und nun ein Platzen mit Ansage“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Vor dem Absturz Anfang Juli waren die Kurse rasant geklettert. Und auch nach dem Platzen der Blase liegen sie noch vergleichsweise hoch. Das spricht dafür, dass es weiter unruhig bleibt an den chinesischen Börsen.
Twitter-Crash
Das Twitter-Management hat ein Talent dafür entwickelt, die Investoren zu verunsichern. Zwar legte der Kurznachrichtendienst in dieser Woche Zahlen vor, die besser ausfielen als erwartet. Doch Interims-Chef Jack Dorsey schaffte es trotzdem, die Aktie des Unternehmens auf Talfahrt zu schicken. Bei einer Analystenkonferenz sagte Dorsey, dass er mit Wachstum der aktiven Nutzer von 302 auf 304 Millionen unzufrieden sei: „Menschen in aller Welt kennen Twitter, aber es ist nicht klar, warum sie Twitter nutzen sollten.“ Das sei inakzeptabel und „wir sind nicht glücklich.“ Produkt-Innovationen hätten bisher keinen spürbaren Effekt auf das Nutzerwachstum gehabt.
Finanzchef Anthony Noto setzte noch eins obendrauf: „Wir erwarten kein kein bedeutendes anhaltendes Wachstum, bis wir den Massenmarkt erreicht haben.“ Bis es so weit ist, werde eine „beträchtliche Zeit“ vergehen. Also eine Bitte um Geduld. So etwas mögen Anleger nicht so gerne hören. Die Twitter-Aktie brach um knapp 14 Prozent ein.
Cryans offene Worte
Dass deutliche Worte und auch das Eingeständnis von Schwächen nicht immer mit einer Abstrafung enden müssen, bewies Deutsche-Bank-Chef John Cryan. Er nahm die Quartalsbilanz zum Anlass, um die Probleme des größten deutschen Kreditinstituts in aller Deutlichkeit anzusprechen. „Inakzeptabel hohe Kosten, anhaltend hohe Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten, zu bilanzintensive Geschäfte und insgesamt eine Rendite für unsere Aktionäre, die zu niedrig ist“, hieß es in einer Mitteilung der Bank. Und Cryan bereitet Investoren und Mitarbeiter auf harte Einschnitte vor: „Wir müssen alle Länder, Geschäftsfelder, Produkte und Geschäftsbeziehungen, die ökonomisch nicht vertretbar sind, kritisch betrachten.“ Das finanzielle Ergebnis spiegle nicht das enorme Potenzial der Bank wider.
An der von seinen Vorgängern verkündeten Strategie 2020 hält Cryan fest. Aber erst im Herbst will er verkünden, was das konkret bedeutet. Geplant sind unter anderem der Verkauf der Postbank, die Schließung von Filialen, die Aufgabe von Standorten im Ausland und die Verkleinerung des Investmentbankings. Diese Strategie wird mit dem Abbau von Arbeitsplätzen einhergehen – so viel dürfte klar sein.
Immerhin fielen die Quartalszahlen freundlicher aus als von den meisten Experten erwartet. Der Gewinn nach Steuern stieg gegenüber dem Vorjahresquartal von 238 Mio. Euro auf 818 Mio. Euro. Den größten Teil zu dem guten Ergebnis steuerte das Investmentbanking bei. Die Rechtsstreitigkeiten belasteten aber erneut das Ergebnis: 1,2 Mrd. Euro musste die Bank dafür im zweiten Vierteljahr aufwenden. An der Börse kam der erste Auftritt Cryans gut an: Die Aktie legte am Donnerstag um mehr als fünf Prozent zu.
Der IWF schießt quer
Wer geglaubt hat, dass es mit der Griechenland-Hilfe so weiter geht wie gehabt, sieht sich getäuscht. Der Internationale Währungsfonds will sich nur dann an einem dritten Hilfsprogramm beteiligen, wenn gewährleistet ist, dass die Griechen die Schulden auch tragen können. Eine Vereinbarung über die Schuldentragfähigkeit sei Sache der Regierung in Athen und der Europäer, meint der Fonds.
„Es muss eine signifikante Schulden-Restrukturierung geben“, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde. Wie das genau aussehen soll, sagte sie jedoch nicht. Griechenland brauche aber Strukturreformen und ein neues Hilfsprogramm müsse sensible finanzpolitische Ziele mit klaren Umsetzungsschritten verbinden.
Mit der Forderung nach einem Schuldenschnitt riskiert der IWF einen Konflikt mit Deutschland und anderen europäischen Gläubigern, die eine Streichung von Schulden bisher ablehnen. Zudem will die Bundesregierung bei einem dritten Hilfspaket nur mitmachen, wenn der IWF an Bord ist. Bisher ist unklar, wie die unterschiedlichen Vorstellungen in Einklang gebracht werden können.
In Griechenland selbst sucht Ministerpräsident Alexis Tsipras den Showdown mit dem linken Flügel seiner Syriza-Partei, der die Einigung mit den Gläubigern vom 13. Juli strikt ablehnt. „Wenn das so ist, schlage ich vor, dass die Partei ein Referendum über diese entscheidende Frage abhält“, sagte Tsipras. Ein riskantes Unterfangen. Egal wie das Votum ausfällt, Syriza droht die Spaltung. Dann würde Tsipras wohl seine Mehrheit im Parlament einbüßen. Die Folge wären Neuwahlen – mit ungewissem Ausgang.