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Wochenrückblick Eine Bank kauft sich frei

Das windige Geschäft mit Immobilienkrediten kommt die Bank of America teuer zu stehen.

Es ist ja nicht so, dass in der Welt nichts los wäre. Im von Dschihadisten überrollten Irak ist eigentlich nur noch die Frage, ob es zu einem schlimmen oder einem ganz schlimmen Szenario kommt. In Gaza wird wieder gekämpft, im Donbass immer noch und selbst im US-Bundesstaat Missouri herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände.

Die Wirtschaft allerdings zeigt sich von alldem in dieser Woche merkwürdig unbeeindruckt. Der Ölpreis, eigentlich immer ein Indikator, der sensibel auf Krisenzustände reagiert, bewegt sich kontinuierlich nach unten. Die Nordseeölsorte Brent marschiert stramm auf die 100 Dollar zu und dürfte sie wohl demnächst unterschreiten. Der Deutsche Aktienindex und der Dow Jones, die in den vergangenen Wochen noch im freien Fall schienen, haben sich beruhigt und robben sich in kleinen Schritten wieder nach oben. Und Indiens Börse schwingt sich vor lauter Begeisterung über die Reformversprechen des neuen Ministerpräsidenten sogar von einem Hoch zum nächsten.

Freude bei Hewlett-Packard

Auch bei den Unternehmen herrscht im Ganzen eine eher versöhnliche Stimmung. Die Bank of America einigt sich mit den US-Behörden auf einen Vergleich, mit dem sie für die Vergabe fragwürdiger Immobilienkredite in der Finanzkrise büßt. Der ist zwar mit 17 Mrd. Dollar teuer, aber dafür hat die Bank damit auch Ruhe. Branchenexperten gehen ohnehin davon aus, dass die tatsächliche Belastung geringer ausfallen dürfte. Zum einen gehören viele der notleidenden Kredite der Bank gar nicht mehr. Zum anderen dürfte der Vergleich auch zu einer niedrigeren Steuerlast für die Bank führen.

Hewlett-Packard freut sich über steigende Umsätze im eigentlich schwächelnden PC-Markt. Und der Karstadt-Verkauf an den österreichischen Immobilieninvestor René Benko wird vom Kartellamt weitgehend geräuschlos durchgewunken.

Abschied von Ballmer

Ein bisschen Ruhe dürfte zudem auch eine Personalie aus den USA versprechen: Steve Ballmer, ehemaliger Chef des US-Softwarekonzerns-Konzerns Microsoft und einer der größten Haudegen der Branche, verlässt nun auch den Verwaltungsrat des Unternehmens und verabschiedet sich damit endgültig. Das Publikum wird vor allem seine etwas durchgedrehten Auftritte vor Vertriebsmitarbeitern vermissen, die zu Youtube-Hits geworden waren. Künftig kann Ballmer sein Temperament beim Basketball-Team LA Clippers ausleben, dessen Eigentümer er mittlerweile ist.

Es herrscht also so etwas wie Durchatmen an den Märkten. Die große Frage wird sein, ob auf diesen eher lauen August ein goldener Spätsommer folgt. Oder ein heißer Herbst. Näheres demnächst an dieser Stelle.

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