Nach mehr als zwei Jahrzehnten will die Deka aus dem Frankfurter Trianon-Hochhaus ausziehen . Mit ihren Umzugsplänen steht sie in der deutschen Unternehmenslandschaft nicht alleine da. Wegen der Covid-19-Pandemie haben viele Firmen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Auch nach dem Ende der Krise dürfte Heimarbeit vielerorts eine Option bleiben. Unternehmen wollen diesen Trend nutzen, um Bürofläche und damit Kosten zu sparen.
Unternehmen benötigen weniger Büros, die Nachfrage nach Wohnungen ist dagegen ungebrochen hoch. Immobilienspezialisten haben zwei und zwei zusammengezählt: In den kommenden Jahren könnten vermehrt Büroflächen zu Wohnraum umgewidmet werden, prophezeit Ulrich Jehle, Geschäftsführer des Immobilienentwicklers Real Estate & Asset Beteiligungs GmbH (REA). „Das so geschaffene zusätzliche Angebot würden den Markt entlasten“, sagt er. Doch so charmant diese Lösung klingt: Ob sich die Wohnraum-Knappheit damit tatsächlich spürbar lindern ließe, ist fraglich.
„Relativ wenige und eher teure Wohnungen“
Vor Beginn der Pandemie haben Angestellte im Schnitt elf Prozent ihrer Arbeitszeit zu Hause verbracht, sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Für die Zeit nach Corona rechnet er mit einer durchschnittlichen Heimarbeitsquote von 20 Prozent. Die Büros, die deshalb in Zukunft leer stehen dürfen, eignen sich aber kaum dazu, in Wohnungen umgewandelt zu werden, sagt der Ökonom – höchstens mit hohem Aufwand und ebenso hohen Kosten. „Frankfurt ist die einzige Stadt, die das in größerem Umfang durchgeführt hat“, sagt Voigtländer. „Dort war das möglich, weil auch Wohnungen recht teuer sind.“
Man sollte das Potenzial verwaister Büros für den Wohnungsmarkt nicht überschätzen, sagt der IW-Experte. Umwandlungen wären wahrscheinlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein: „Dadurch entstehen relativ wenige und eher teure Wohnungen.“ Wo man Büros umfunktionieren könne, solle man es dennoch tun. Außerdem solle man bei neuen Büro-Bauten eine Nachnutzung als Wohnraum von Anfang an mitdenken.
Förderprogramme auflegen
Immobilienentwickler Jehle sieht das etwas anders. Zwar ist auch er sich darüber im Klaren, dass die Umwidmung von Büro- in Wohnraum aufwändig und teuer ist. Wer diese Aufgabe angehe, müsse zunächst eine Bedarfsanalyse vornehmen, dann eine Machbarkeitsstudie anfertigen, anschließend ein schlüssiges Gesamtkonzept entwickeln und schließlich die nötigen Genehmigungen bei den zuständigen Kommunalverwaltungen einholen, erklärt der REA-Chef. Erst dann könne man mit dem eigentlichen Umbau beginnen. Jehle plädiert allerdings für ein Förderprogramm, das Immobilienentwickler bei solchen Umbauten unterstützt. Sei eine Förderung mit konkreten Auflagen verbunden, lasse sich auch verhindern, dass nur Luxus-Apartments entstehen, ist Jehle überzeugt.
„Es gibt eine Vielzahl an Fördertöpfen von Bund und Ländern, die anteilig abgerufen werden können“, sagt der Immobilienentwickler. Denkbar wäre etwa eine finanzielle Unterstützung in Form von Baukostenzuschüssen, oder zinsgünstige Darlehen, die an die Erfüllung bestimmter Auflagen gekoppelt sind. Entsprechende Programme könne man bedarfsgerecht planen und ausloben, sagt Jehle. Die neu entstandenen Wohnungen könne man beispielsweise einkommensabhängig vermieten und so verhindern, dass nur Wohnraum für Gutsituierte entsteht.
Ob die bisherigen Deka-Räume im Trianon zu Sozialwohnungen umgebaut werden, ist bisher nicht bekannt. Wahrscheinlich ist es allerdings nicht.