Es sollte das große Geschäft werden für Zillow. Der US-amerikanische Immobilienkonzern wollte mit dem technologiegestützten Hausverkauf in eine neue Ära starten. Die Idee: Mit Hilfe von Algorithmen werden Häuser gekauft und nach leichten Reparaturen mit Gewinn weiterverkauft – schneller Kauf, schneller Verkauf, schneller Profit. Aber der Plan ging nicht auf.
Zillow gab kürzlich bekannt, sich ganz aus dem Geschäft mit dem sogenannten Houseflipping zurückzuziehen. Denn in dieser Sparte fuhr das Unternehmen im dritten Quartal Verluste von mehr als 360 Mio. US-Dollar ein. Die Folgen sind massiv: Zillow will fast ein Viertel der eigenen Belegschaft entlassen und plant Abschreibungen in Höhe von 569 Mio. Dollar.
Dabei war die Euphorie zu Beginn groß: CEO Rich Barton hatte sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2024 monatlich 5000 Häuser zu kaufen. Doch daraus wurde nichts: Schon im Oktober gab Zillow bekannt, im restlichen Jahr keine neuen Angebote für Häuser mehr abzugeben. Das Unternehmen, so hieß es, finde keine Mitarbeiter mehr, die die Immobilien auch renovieren können.
Zillow bietet aggresiv
Doch das Problem sitzt wohl tiefer: Schnell wurde klar, dass Zillow zu viel für Immobilien bezahlte – der Algorithmus für den Kauf funktionierte nicht wie gedacht. Denn angesichts des aufgeheizten Immobilienmarktes passte Zillow die Algorithmen an, sodass aggressivere Angebote gemacht wurden. Und als der Immobilienmarkt begann, sich abzukühlen und Konkurrenten bereits wieder vorsichtiger boten, blieb Zillow weiter aggressiv.
Das führte schlussendlich dazu, dass das Unternehmen zu viel für Immobilien bezahlte – in einigen Fällen mehr als es im Anschluss durch den Verkauf wieder einnahm. „Grundsätzlich waren wir nicht in der Lage die künftige Preisgestaltung von Häusern so genau vorherzusagen, dass das Geschäft sicher wäre“, soll Zillow-CEO Rich Barton Bloomberg zufolge in einer Telefonkonferenz gesagt haben.
Für Zillow ist das ein Strategieschwenk, denn auf seiner Homepage wirbt das US-Unternehmen damit, den gesamten Lebenszyklus zu begleiten: „Kaufen, verkaufen, mieten, finanzieren, umbauen und mehr“.
Verkauf geht weiter
Auch wenn Zillow nun erst einmal keine neuen Immobilien mehr aufkauft, geht der Verkauf vorerst weiter. Im dritten Quartal wurden noch rund 9700 Häuser gekauft, verkauft wurden im gleichen Zeitraum gerade einmal rund 3000. Einem Bloomberg-Bericht zufolge vermarktet das Unternehmen gerade rund 7000 Häuser für etwa 2,8 Mrd. US-Dollar an institutionelle Anleger. Zillow rechnet damit, dass noch im vierten Quartal rund 9000 Häuser verkauft werden.
Seit dem Höchststand ist der Marktwert des Unternehmens um 60 Prozent abgestürzt, allein am Dienstag, nach der Ankündigung des Unternehmens, das Houseflipping einzustellen, war der Aktienkurs um 25 Prozent eingebrochen.
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