Ein Bankmitarbeiter will in die eigenen vier Wände ziehen. Er verdient durchschnittlich, hat etwas Geld gespart und will rund 242.000 Euro für seine Traumwohnung ausgeben. Sein Arbeitsplatz ist in Frankfurt, deshalb sieht er sich dort um. Ein bisschen Platz möchte er haben, mehr als 100 Quadratmeter sollen es schon sein. Doch der Mann merkt schnell: Eine Wohnung im Zentrum ist für ihn unerschwinglich – es sei denn, er gibt sich mit deutlich weniger Fläche zufrieden. In Westend-Süd, seinem Lieblingsviertel, käme er mit seinen 242.000 Euro auf gerade einmal 37 Quadratmeter.
Die explodierenden Preise in Großstädten erschweren Niedrig- und Normalverdienern den Immobilienkauf. In Frankfurt zum Beispiel sind die Quadratmeterpreise für Wohnungen im laufenden Jahr um fast zehn Prozent gestiegen, vergleicht man das erste Quartal mit dem des Vorjahres. Besonders hart trifft die Preisexplosion Menschen mit geringen Ersparnissen: Sie werden vom Immobilienkauf nahezu ausgeschlossen. Die niedrigen Zinsen erleichtern Geringverdienern zwar die Immobilienfinanzierung. Sollten die Zinsen jedoch steigen, könnte das gerade Haushalte mit geringen Rücklagen in Schwierigkeiten bringen, warnt der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA).
Eigenkapital muss sein
Unabhängig von der Lage kann jeder Haushalt Wohneigentum finanzieren, der mehr als 66.000 Euro Einkommen pro Jahr zur Verfügung hat, heißt es in einer Studie des Verbands der Sparda-Banken. Bauherren oder Hauskäufer sollten Experten zufolge rund ein Drittel Kosten durch Eigenkapital decken. Im Schnitt geben die Deutschen 242.000 Euro für ein Eigenheim aus. Immobilienkäufer sollten also rund 73.000 Euro selbst aufbringen. Die meisten Haushalte mit einem Jahreseinkommen von mehr als 66.000 Euro können diese Summe stemmen.
Haushalte mit geringerem Einkommen haben Probleme, den nötigen Eigenkapital-Anteil aufzubringen. Bei einem Nettoeinkommen von 30.000 bis 36.000 Euro pro Jahr schafft das nur jeder dritte Haushalt. In diese Gehaltsklasse fallen etwa Verkäufer und Erzieher. Für sie ist es besonders wichtig, die anstehenden Kosten genau abzuschätzen. Dazu listet man am besten alle monatlichen Einnahmen und Ausgaben auf und schaut sich an, was nach Abzug von Steuern und Abgaben übrigbleibt. Einen Teil dieses Geldes kann man für die Immobilienfinanzierung zur Seite legen. „Die monatliche Rate sollte 35 Prozent des Familiennettoeinkommens nicht übersteigen“, sagt Ronald Lenz, Baufinanzierungsspezialist beim Finanzdienstleister Dr. Klein.
Besserverdiener kaufen mehr Häuser
Mit steigendem Nettoeinkommen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, Immobilienbesitzer zu werden. Liegt die Quote bei Geringverdienern noch bei knapp einem Drittel, steigt sie bis zu einem Jahresnettoeinkommen von 66.000 Euro auf mehr als 50 Prozent. Unter jenen, die noch besser verdienen – etwa Manager und Ärzte – besitzen sogar drei Viertel eine eigene Immobilie, heißt es in der Studie der Sparda-Banken. Generell gilt: Je kleiner der Ort und je höher das Einkommen, desto höher ist auch die Eigentümerquote. Das Alter spielt ebenfalls eine Rolle: So planen in der Altersgruppe der 31- bis 40-Jährigen besonders viele, eine Immobilie zu kaufen.
Metropolen sind am teuersten
Der Durchschnittsdeutsche hat ein verfügbares Jahreseinkommen von rund 40.000 Euro. Um eine Immobilie zu finanzieren, wendet er etwa sechs Jahreseinkommen auf. Dafür erhält er im Schnitt eine Immobilie mit 126 Quadratmetern. Je nach Region muss er aber mitunter deutlich mehr Geld aufbringen, um eine Wohnung dieser Größe zu kaufen. München führt die Liste der teuersten Metropolen an: Dort sind für eine Wohnung mit 126 Quadratmetern satte 13 Jahreseinkommen nötig. Der Bankmitarbeiter in Frankfurt müsste immerhin rund zehn Jahre dafür arbeiten.
Am wenigsten zahlt ein Käufer in der Vulkaneifel. Der Preis einer Eigentumswohnung entspricht dort weniger als drei Jahresnettoeinkommen und liegt damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Auch in einigen mittelgroßen Städten bekommt man ordentlich Fläche für sein Geld, darunter Chemnitz und Magdeburg, Gelsenkirchen und Duisburg.
Wollen angehende Immobilienbesitzer partout in der Großstadt bleiben, sollten sie Kompromisse eingehen und sich weiter außerhalb umschauen. So muss der Bankkaufmann zwar auf seine Traumwohnung im Westend verzichten. Für eine erschwingliche Immobilie muss er in Frankfurt aber immerhin nicht so weit raus fahren wie in anderen deutschen Metropolen.
Lebenshaltung 2018: Das sind die teuersten Städte weltweit
Die Metropolen aus der Schweiz und aus Südkorea teilen sich in dem Ranking den sechsten Platz. Sie erreichen im Index einen Wert von 106 (New York = 100). Der festgelegte Warenkorb war in Seoul fast 50
Prozent teurer als in New York. Seouls Platzierung blieb unverändert. Genf kletterte einen Rang.
Oslo findet sich überraschend auf dem fünften Rang der teuersten Städte weltweit. Die norwegische Hauptstadt stieg um sechs Punkte und liegt im Index bei 107 (New York = 100). Auch diese Platzierung ließ
die Organisatoren der Studie von einem „Wiederaufstieg Europas“ sprechen.
Hongkong mag sich zwar im Vergleich zur vorherigen Rangliste um zwei Plätze „verschlechtert“ haben
(Index: 111). Laut der Economist Intelligence Unit sind Grundnahrungsmittel aber weltweit nirgendwo teurer als in der chinesischen Wirtschaftsmetropole sowie in Tokio und Seoul.
Mit einem Index von jeweils 112 (New York = 100) liegen Paris und Zürich gleichauf auf dem zweiten Rang. Das Schweizer Finanzzentrum kletterte um einen Platz, die französische Hauptstadt um fünf. Paris ist unter
den europäischen Städten in den Top Ten die einzige Euro-Metropole.