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US-Notenbank Fed So interpretieren Analysten Powells Zinsentscheidung

Fed-Chef Jerome Powell erklärt bei der Pressekonferenz den Zinsentscheid
Fed-Chef Jerome Powell erklärt bei der Pressekonferenz, warum die US-Notenbank die Zinsen weiter hoch hält
© Kyodo / Picture Alliance
Fed-Chef Jerome Powell kehrt von den bisher drei prognostizierten Zinsschritten ab. Die Ölpreise geben daraufhin nach

Trotz Entspannungssignalen von der Preisfront hält die US-Notenbank an ihrem hohen Leitzins fest. Die Währungshüter um Federal Reserve-Chef Jerome Powell beließen den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Zugleich signalisieren die Währungshüter in ihrem aktualisierten Ausblick für das laufende Jahr im Mittel nur noch einen Zinsschritt nach unten. Im März hatten sie noch drei Schritte avisiert. 

Fed-Chef Jerome Powell sagte, alle seien sich einig, dass das weitere Vorgehen von den Daten abhängen werde. Es könne durchaus länger dauern, bis die Fed das Vertrauen haben werde, das sie brauche, um mit einer Lockerung der Geldpolitik zu beginnen. Anders als die Fed hatte die Europäische Zentralbank (EZB) bereits vergangene Woche die Zinswende eingeleitet und den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt.

Ölpreise sinken

Die Aussicht auf vorerst anhaltend hohe Zinsen in den USA setzte den Rohstoffpreisen am Donnerstag zu. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verbilligten sich zeitweise um jeweils rund ein halbes Prozent auf 82,16 beziehungsweise 78,05 Dollar je Fass. Das Industriemetall Kupfer wurde in der Spitze mit 9781 Dollar je Tonne 1,6 Prozent niedriger gehandelt. 

Anleger fürchten, dass die weiterhin hohen US-Zinsen der Konjunktur und damit auch der Nachfrage nach Rohstoffen schaden könnten. Auch für den Goldpreis ging es bergab. Das Edelmetall verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 2310 Dollar je Feinunze.

Von vielen Volkswirten war durchaus erwartet worden, dass die Fed noch abwartet. Sie gehen von einer Zinssenkung frühestens Ende des Jahres aus. In ersten Kommentaren bewerten sie die Entscheidung so:

Alexander Krüger, Hauck Aufhäuser Lampe

„Leitzinsseitig bleibt die Fed in luftiger Höhe eingerichtet. Sie behält ihre inflationskritische Haltung, Signale für eine Leitzinssenkung fehlen. Das wird auch auf der nächsten Sitzung im Juli wohl so sein, da die Inflationsrate erhöht bleiben dürfte. Die Fed dürfte frühestens im Dezember zuversichtlich hinsichtlich einer preiszielkonformen Inflationsentwicklung sein. Eine Zinssenkung zum Jahresende steht damit weiter auf dem Radar. Es wäre aber auch keine Überraschung, wenn die Fed beim Leitzins in diesem Jahr völlig stillhält. Die Fed sorgt vorerst weiter für Dollar-Rückenwind, Fantasie für US-Treasuries mag hingegen nicht aufkommen.“

Michael Heise, HQ Trust

„Vor dem Hintergrund einer aktuell stabilen US-Konjunktur und einer etwas über den Erwartungen der Notenbank vom März liegenden Inflation ist es absolut folgerichtig, dass der Offenmarktausschuss der Fed die Zinsen unverändert gelassen hat. Eine Zinssenkung im Juli ist nicht zu erwarten. Ein erster Zinssenkungsschritt im September ist trotz der derzeitigen Prognoseunsicherheit aber durchaus wahrscheinlich, auch wenn der Ausschuss im Median der Meinungen nur noch einen Zinsschritt bis Jahresende erwartet.“

Elmar Völker, LBBW Research

„Die US-Notenbanker halten noch immer mehrheitlich an der Perspektive einer Leitzinswende im laufenden Jahr fest. Der mit Spannung erwartete ,Dot Plot' avisiert allerdings weniger Potenzial für eine geldpolitische Lockerung als noch im März: Ein Signal, dass der Weg bis zu einer ersten Zinssenkung länger ist als zuvor vermutet. Die heute veröffentlichten Konsumentenpreisdaten für Mai dürften dabei verhindert haben, dass die geldpolitische Wende noch weiter aus dem Blickfeld rutscht. Der enorm wechselhafte Eindruck, welchen die US-Makrodaten insgesamt in den zurückliegenden Wochen hinterlassen haben, vernebelt die Sicht sowohl für Prognostiker als auch für die US-Notenbanker selbst. Sofern das Pendel in den kommenden drei Monaten zu einer verlässlichen Wiederaufnahme des Desinflationstrends ausschlägt, liegt die Option einer Zinswende u.E. im September auf dem Tisch.“

rtr/dpa/ess

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