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Kolumne Wie Trump die Republikaner zerstört

Die Wahl wird Donald Trump wohl verlieren. Eines hat er schon erreicht: Die republikanische Partei ist ein Scherbenhaufen. Von Christoph Bruns
Christoph Bruns
Christoph Bruns

Christoph Bruns ist Fondsmanager, Vorstand und Teilhaber der Fondsgesellschaft Loys AG.

Ist es nicht herrlich, wie offen und überraschend der Verlauf der Weltgeschichte ist? Wer hätte es vor 30 Jahren für möglich gehalten, dass ein Mann mit schwarzer Hautfarbe Präsident der Weltleitnation USA werden konnte? Alsbald könnte es gar soweit kommen, dass eine Frau diesem Land als Präsidentin vorsteht. Und nun die Partei der Republikaner. Sie ist eigentlich die Partei der Etablierten, der Gestandenen und der an der Erhaltung traditioneller amerikanischer Werte Interessierten. Wollte man sie im bunten und lebhaften deutschen Parteienspektrum verorten, dann würde am ehesten die FDP in Frage kommen.

Wer das bedenkt, kann sich ausmalen, was derzeit mit der GOP (Grand Old Party) passiert. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die Partei in eine existenzielle Krise gestürzt. Immerhin gilt anzumerken, dass mit der Tea Party Bewegung der Spaltpilz bereits vor Trump bei den Republikanern Einzug gehalten hat. Faszinierend ist dabei, dass der Anti-Establishment-Kandidat Trump zu einer Auswechslung der republikanischen Wählerschaft geführt hat. Während sich traditionell eher gut situierte und aufstiegshungrige Schichten von der GOP angesprochen fühlten, sind es jetzt vor allem Männer aus der Unterschicht, die Trump in Scharen und mit Begeisterung zulaufen. Die vulgäre Art Trumps beschert dem Kandidaten im amerikanischen Proletariat genau so viel Bewunderung, wie sie ihm Abstoßung, Ekel und Fassungslosigkeit im gehobenen Bürgertum einträgt.

Eine solche Entwicklung hätte sich Ronald Reagan, der Säulenheilige der jüngeren Generation von Republikanern, nicht träumen lassen. Ein pöbelnder Rüpel mit viel Geld (Was kann es Schlimmeres geben?) bewirkt den Verlust traditioneller Wählermilieus und bringt das Fundament der republikanischen Partei ins Wanken. Ohne Beispiel ist die Absetzbewegung gestandener Republikaner, allen voran ihr letzter Präsidentschaftskandidat Mitt Romney, die nicht für Trump stimmen wollen.

Trump pfeift auf das Partei-Establishment

Nicht wenige prominente Republikaner haben sogar erklärt, Hillary Clinton zu wählen, obwohl die alles andere als beliebt ist, zumal bei Republikanern. Nicht wenigen gilt Donald Trump als Psychopath, der am besten in der Klapsmühle aufgehoben wäre. Vor allem wegen seiner Stil- und Taktlosigkeit ist er für diese Gruppe völlig unwählbar.

Etwas anders verhalten sich die typischen Karrierepolitiker. Lange Zeit haben sie versucht auszuloten, welche Position für ihre eigene Karriere am vorteilhaftesten wäre. Bestes Beispiel ist der derzeitige Sprecher des Repräsentantenhauses Paul Ryan. Obwohl Trump ihn in seiner inzwischen berüchtigten Art böse angesprungen hatte, entschied sich der 46-jährige Jungpolitiker aus Wisconsin, auf Trumps Seite einzuschwenken, als dieser Oberwasser zu gewinnen schien. Als aber der Reigen der Trumpschen Verfehlungen und Beleidigungen gegenüber Frauen anschwoll, sagte Ryan eine gemeinsame Wahlkampfveranstaltung mit Trump ab. Trump ließ sich davon nicht lange beirren und erklärte Ryan zur prinzipienlosen Lachnummer. Überdies ließ das New Yorker Großmaul verkünden, er sei der schein-republikanischen Unterstützung, die in seinen Augen ohnehin eine Gegnerschaft sei, überdrüssig und wolle fürderhin ohne deren Unterstützung Wahlkampf betreiben.

Mittlerweile haben sich große Teile des republikanischen Establishments mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass im Weißen Haus in den nächsten vier Jahren kein Republikaner wohnen wird. Daher gelten jetzt alle Anstrengungen bei den Kongress- und Senatswahlen zu retten, was noch zu retten ist. Vor allem zur Wiederwahl stehende Senatoren gehen auf Distanz zum Präsidentschaftskandidaten der eigenen Partei. Zu groß ist die Gefahr, die Stimmen von Frauen und Minderheiten zu verlieren.

Derweil stehen die großen Gewinner der Präsidentschaftswahl bereits heute fest. Ohne Zweifel sind es die Satiriker, die in der Figur Trumps noch Stoff für die nächsten zehn Jahre gefunden haben. Ob den Vereinigten Staaten von Amerika mit dem Affentheater gedient ist, bleibt jedoch höchst fraglich. Klar ist aber bereits heute schon, dass auch die kommenden vier Jahre amerikanische Überraschungen bereithalten werden.

Aus ChicagoIhr

Dr. Christoph Bruns

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