Anzeige

Apple, Meta und Amazon Wie lange hält der Boom der Tech-Aktien noch?

Apple-CEO Tim Cook
Apple-CEO Tim Cook: Die Zahlen des iPhone-Konzerns kamen nicht gut an 
© AP Photo/Jeff Chiu / Picture Alliance
Apple, Meta und Amazon haben ihre Zahlen vorgelegt. Das letzte Quartal mag gut gelaufen sein, aber die Sorgen um die Zukunft der Tech-Giganten wachsen

Erst einmal überwiegt die Erleichterung, nachdem die großen Technologiekonzerne in dieser Woche ihre jüngsten Quartalszahlen vorgelegt haben. Denn die Zahlen waren überwiegend gut, bei Meta viel besser als gedacht. Aber die Skepsis bleibt. Denn trotz steigender Umsätze und Gewinne bleibt das Gesamtergebnis durchwachsen und die Aussichten für 2024 trüben sich ein. Geht der große Aufstieg der Techriesen also weiter – oder befindet sich der Markt am Umkehrpunkt?

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Kursaufschwung, der als Jahresendrally startete und bis ins neue Jahr hinein dauerte,  mit dem Januar ein jähes Ende fand. So als wäre den Aktien nach den ersten Wochen des neuen Jahres die Puste ausgegangen. Hinzu kommen die Aussagen der Notenbanker: Sie lassen sich Zeit, bis zu den ersten Zinssenkungen. 

Das bedeutet mehr Gegenwind für Aktien, vor allem für jene Wachstumsaktien, deren Gewinne wegen der hohen Zinsen stärker abgezinst werden müssen. Prompt sackten einige Indizes zur Wochenmitte durch. Vor allem der Nasdaq-100-Index bremste ab, von 17.600 Punkten auf 17.100 Punkte. Das bedeutete zwar auf Wochensicht nur ein Minus von 0,5 Prozent, aber es war die erste größere Abwärtsbewegung seit Herbst für den erfolgsverwöhnten Index. Der marktbreite amerikanische Aktienindex S&P 500 knickte etwas weniger stark ein.

Der Beginn einer Korrektur?

Ist das der Beginn einer Marktkorrektur – oder geht der Aufwärtsdrall weiter? Schließlich mahnen Analysten und Sentimentauswertungen, dass die Stimmung an den Börsen derzeit viel zu gut sei. Und die Bewertungen der Tech-Aktien seien zu hoch. Passen die Kurse also noch zu den Zahlen, die diese Konzerne derzeit liefern? Und können sie vor allem die großen Hoffnungen einlösen, die Investoren weltweit auf die KI setzen, also auf die neue Technologie der Künstlichen Intelligenz?

Bei Apple lautet das Urteil der Investoren: Die Zahlen passen nicht zum Kurs. Zwar steigerte der iPhone-Konzern sowohl Umsatz (plus 2 Prozent) als auch Gewinn (plus 13 Prozent), doch die Absatzschwäche in China wurde in den Quartalszahlen mehr als deutlich. Knapp 3 Mrd. Dollar weniger erlöste Apple dort. Derzeit versucht der Konzern noch, das Geschäft mit Rabatten anzutreiben, weil in China das große Neujahrsfest im Februar ansteht, das klassischerweise die Zeit der großen Geschenke ist. Aber ob Apple davon profitieren kann, oder ob heimischen Marken wie Huawei dem iPhone den Rang ablaufen, bleibt abzuwarten.

Auch die EU macht Apple das Geschäft hierzulande schwerer, das liegt an neuen Bestimmungen zu den App-Stores. Apple muss jetzt alternative Stores auf seinen Geräten zulassen. Bisher profitierte der Konzern gerade hier von riesigen Margen. Alles in allem fällt der Ausblick derzeit verhalten aus: Mit stagnierenden Zahlen rechnet der Konzern für 2024. Das drückte die Aktie von 171 Euro auf 166 Euro. Damit bleibt Apples Börsenwert um rund 100 Mrd. Dollar hinter der Marktkapitalisierung von Verfolger Microsoft zurück.

Die Konkurrenz schläft nicht 

Auch bei Amazon sehen die Zahlen auf den ersten Blick gut aus: Ein starkes Weihnachtsgeschäft hat dem Onlinehändler wieder mächtig Auftrieb verliehen. Das Umsatzplus beträgt immerhin 14 Prozent, drei Prozentpunkte mehr als die Analysten erwartet hatten. Auch der Gewinn – der bei Amazon von Quartal zu Quartal stark schwankt – stieg wieder deutlich auf über 10 Mrd. Dollar. Die Börse feierte das mit einem Kursschub, die Aktie legte rund sieben Prozent zu nach Bekanntgabe der Zahlen. Von 146 Euro stieg sie auf 154 Euro. 

Aber auch bei Amazon gibt es Sorgen: Die chinesische Plattform Temu rollt den Einkaufsmarkt weltweit auf und gräbt Amazon Marktanteile ab. Vor allem die Niedrigpreise von Temu kommen bei den Kunden an, verbunden mit kurzen Lieferzeiten und trendigen Produkten. Im mittleren und Hochpreissegment liegt Amazon noch in der Kundengunst vorn, aber bei preiswerten Produkten muss Onlineriese vermutlich Preise und Margen anpassen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Je größer Temu wird, desto weniger Geld kann Amazon im Alleingang abgreifen.

Aber Amazon ist breit aufgestellt und das Cloudgeschäft legte um 13 Prozent zu. Laut Amazon war hier die Künstliche Intelligenz ein großer Treiber. Der Onlinehändler experimentiert mit einem KI-gestützten Einkaufsassistenten, der nicht nur das Auffinden der Produkte einfacher machen soll, sondern auch passendere Produkte für den jeweiligen Kunden vorschlagen könnte.

Noch kostet die KI mehr Geld als sie bringt

Als Dritte im Bunde verkündete die soziale Plattform Meta ihre Zahlen. Sie hat 2023 ein erstaunlich gutes Jahr hingelegt und will nun erstmals eine Dividende von 50 Cent je Aktie zahlen. Der Umsatz stieg um beachtliche 25 Prozent, der Gewinn verdreifachte sich fast von 4,6 Mrd. Dollar auf 14 Mrd. Dollar. Die Aktie schoss rund 14 Prozent in die Höhe. Der Kurs kletterte von 363 Euro auf 422 Euro.

Doch auch hier ist der Ausblick nicht ungetrübt: Die Werbeeinnahmen von Meta sprudeln zwar kräftig – anders als beim Konkurrenten Google – die übrigen Einnahmen von Meta dagegen steigen nicht. Zumindest fallen sie übersichtlicher aus als erhofft. Im Reality Lab werden sogar größere Verluste erwartet, aber das liegt natürlich daran, dass der Facebook-Konzern hier viel Geld investiert, um seine eigenen KI-Entwicklungen voranzutreiben. Die Meta-Datenbrille verkauft sich gut. Wie schnell sich die KI-Investitionen monetarisieren lassen, werden aber erst die nächsten Quartale zeigen.

Was heißt all das nun für die Frage, ob die Bewertungen der „Magnificent 7“, also der Glorreichen Sieben Techkonzerne, noch den Fundamentalzahlen entsprechen oder zu hoch geflogen sind? Aktuell erscheinen zumindest die Kurs-Gewinn-Verhältnisse von Amazon (KGV 46), Nvidia (50) und Tesla (61) extrem sportlich. Microsoft hat nun auch in dieser Hinsicht Apple überholt und notiert bei 35, während Apple ein KGV von 27,5 aufweist. Und je höher die Bewertungszahl ist, desto eher ist Gefahr im Verzug, weil die Erwartungen an künftige Gewinne bereits sehr hoch geflogen sind. 

Hohe Erwartungen bedeutet großes Rückschlagspotenzial

Apple musste das gerade erleben – trotz der Vorlage guter Quartalszahlen sackte der Kurs ab. Denn Anleger sind nervös, das bedeutet eine größere Fallhöhe, wenn schlechte Nachrichten verkündet werden. Einzig der Google-Mutterkonzern Alphabet scheint mit einem KGV von 21 derzeit recht moderat bewertet zu sein. 

Ein Blick auf die Kursbewegungen der letzten zwei Monate ist auch aufschlussreich: Auf Wochenbasis rangierte nur einer der Magnificent 7 unter den Top-Performern im Nasdaq-Index – ausgerechnet Tesla. Dabei hat der Autokonzern erst vorige Woche sinkende Absatzzahlen vermeldet. Dagegen mischte sich Alphabet unter die Flops, zusammen mit den Chipkonzernen Intel, Qualcomm und AMD. Auf Monatssicht gehörte Tesla dagegen zu den großen Verlierern, mit satten 24 Prozent Kursrückschlag. Hier waren Nvidia, ASML, AMD und Meta die Aufsteiger. 

Und auf Jahressicht lagen ebenfalls wieder Nvidia, Meta und AMD vorn, mit Kursgewinnen oberhalb der 100-Prozent-Marke. Das zeigt insgesamt, wie wechselhaft die Börse selbst jene Technologiekonzerne auf- und absteigen lässt, die zu den Glorreichen 7 gehören. Prognosen über die Kursverläufe sind schwer. Anleger sollten sich daher – wenn sie trotz hoher Indexstände auf die Techkonzerne setzen wollen, lieber für eine breitere Marktmischung entscheiden. Dann profitieren sie zwar nicht im selben Ausmaß von den gigantischen Steigerungen einer Nvidia-Aktie zum Beispiel  Aber sie nehmen dennoch die weiteren Steigerungen der Tech-Aktien und KI-Hoffnungswerte mit.

Das Übergewicht der Tech-Aktien wächst

Aktuell liegt das KGV der Nasdaq bei moderaten 17, das ist unwesentlich höher als im vergangenen Jahr, wo es bei 16,7 stand. Für Wachstumskonzerne ist das durchaus normal. Im Jahr 2022, als die Kurse auf breiter Front zu sinken begannen, betrug das KGV noch 22 im Schnitt. Und 2018 lag es sogar über 33. In Krisenjahren waren die Nasdaq-Konzerne nur etwa das Zehnfache ihrer Gewinne wert, wie zuletzt in den Jahren 2009, 2011 und 2012. 

So gesehen scheint die Techbörse derzeit weniger sportlich bepreist als der marktbreite S&P 500, der aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25,7 aufweist. Das ist keine Entwarnung, denn es kann ebenso gut bedeuten, dass der gesamte Markt bereits hoch geflogen ist – vor allem, weil so viele Marktteilnehmer voreilig mit Zinssenkungen gerechnet haben. Und mit hohen Erträgen für die großen Konzerne. Wenn es also in den Folgemonaten schlechte Nachrichten geben sollte, könnten die Kurse schnell ein gutes Stück zurückkommen. Nachdenklich macht, welches Übergewicht die Techbranche im amerikanischen Markt und damit auch in den Weltindizes hat. 

Heute sind neun der zehn größten US-Firmen Techkonzerne, schlüsselte die Großbank JP Morgan jüngst auf. Im Jahr der Dotcom-Krise, als die Aktienmarktbewertungen ebenfalls aus dem Ruder gelaufen waren, gehörten nur fünf der zehn größten Konzerne dieser Branche an. Damals waren Handelsketten, Ölkonzerne, Pharmawerte und Industrieunternehmen unter den wertvollsten Unternehmen der Börse. Heute konzentriert sich alles auf diese eine Hoffnung: die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Sie muss jetzt nur noch das halten, was sie verspricht.

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel