Man freut sich ja in diesen Zeiten schon über kleine Dinge, über positive Nachrichten wie diese etwa: Die Deutschen sparen noch, auch in diesen Zinszeiten. Sie legen Monat für Monat im Schnitt ein Zehntel ihres verfügbaren Einkommens beiseite. Zumindest jene Hälfte der Bundesbürger, die findet, dass sie es sich leisten kann – die also genügend Geld hat. Vor allem bei den etwas Jüngeren, den 30- bis 39-Jährigen stieg die Sparquote zuletzt deutlich an. Hier liegt sie bei rund 56 Prozent, das ist der höchste Wert aller Altersgruppen. Einerlei was die Gründe dafür sind – ob es nun das Streben nach finanzieller Sicherheit ist, oder der Wunsch nach künftigem Konsum, ob es die Einsicht ist, selber fürs Alter vorsorgen zu müssen, oder der Traum vom Vorruhestand – das Sparen lohnt sich, wenn man es richtig macht. Damit allerdings haben laut einer aktuellen Umfrage des Bankenverbandes viele Probleme: Demnach sind knapp zwei Drittel aller Sparer aktuell unzufrieden mit ihrer Geldanlage.
Obwohl – und das ist überraschend – immerhin ein Drittel der Sparenden das Geld in Fonds steckt und ein Viertel mit Aktien spart. Auch Immobilien sind für jeden Vierten das Anlagemittel der Wahl. Zwar sparen auch viele noch mit dem herkömmlichen Sparbuch oder Tagesgeldkonto, und bei ihnen könnte man die große Unzufriedenheit ja noch verstehen, angesichts der Zinssätze mit der Null vorm Komma. Warum aber ist der Frust dann so groß, wo doch viele schon zu den besseren Mitteln greifen?
Es gibt verschiedene Erklärungen: Viele würden gern mit anderen Mitteln sparen, als sie es tatsächlich tun. Auf Platz eins der Anlageprodukte, die sich die meisten Deutschen wünschen würden, rangieren Immobilien mit 58 Prozent der Nennungen. Umfragen belegen diesen Drang zum Eigenheim seit Jahren, der sich allerdings zurzeit extrem schwer verwirklichen lässt. Nicht zuletzt wegen der rasant gestiegenen Preise und Nebenkosten wird so mancher Kaufwillige also über längere Zeit zum Geldanhäufen gezwungen sein, obwohl er eigentlich gern ein Immobilieninvestment tätigen würde.
ETF schnitten 2018 besser ab als aktive Fonds
Interessanter aber ist diese Zahl: Fast jeder zweite Sparer (47 Prozent) würde gerne Fondsanteile kaufen. Ungefähr jeder Dritte von ihnen tut es aber nicht, sagt die tatsächliche Zahl der Fondsbesitzer. Die Gründe für den Nichtkauf wären spannend zu wissen, sie wurden vom Bankenverband aber leider nicht abgefragt. Am Prozedere des Fondskaufs liegt es hoffentlich nicht, das ist einfach, lässt sich mit jeder Direktbank in ein paar Minuten umsetzen und wird überdies auf vielen Anlegerseiten erklärt. Auch die Frage nach den besten Produkten für eine solche Anlage sollte die Wenigsten vom Fondssparen abhalten.
Eine der einfachsten und effizientesten Methoden ist schließlich, einen Fonds auf den Weltaktienindex MSCI World zu kaufen – am besten einen Indexfonds, also ETF, auf Eurobasis. Schließlich hat eine aktuelle Auswertung der Ratingagentur Scope wieder einmal gezeigt, dass die passiven ETFs gegenüber den Aktivfonds auch 2018 die Nase vorn hatten. Gerade in schwierigen Marktlagen also schnitten die Passivfonds besser ab. In den Zeiten, in denen die Märkte noch deutlich nach oben strebten, schaffte es immerhin rund die Hälfte der Aktivmanager, ebenso gut abzuschneiden wie der Markt. Doch im vergangenen Jahr schlug nicht einmal mehr jeder vierte aktiv gemanagte Fonds die passiven Indizes. ETFs sind also das Mittel der Wahl. Und der Weltaktienindex MSCI World brachte statistisch gesehen in den vergangenen 10, 20 und 30 Jahren sowie auch auf noch längere Frist die höchsten Renditen. Und er lieferte auch langfristig die stabilsten Erträge, wenn man es mit anderen Fondsklassen vergleicht wie deutschen und europäischen Aktien (wobei deutsche Aktien ziemlich nah an der MSCI World Performance lagen), und sehr viel bessere als Mischfonds, Anleihenfonds oder Immobilienfonds. Welchen ETF-Anbieter man letztlich wählt, ist nicht ganz so entscheidend.
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Es ist wahrscheinlich, dass viele Sparwillige zwar wissen, wo sie sich was zulegen müssten, dass sie aber dennoch häufig ins Zweifeln geraten, wenn sie eine Weile das Auf und Ab an den Weltbörsen beobachten. Erst recht der Abwärtsdrall, den die Börsen seit Herbst eingelegt haben, verunsichert nun viele. So schrecken vermutlich etliche vor einem Fondsinvestment zurück, weil sie sich fragen: Ist es überhaupt clever, auch in Zeiten fallender Kurse in den Aktienmarkt zu investieren? Sollte ich nicht warten, bis die Kurse wieder steigen? Und was ist dann die beste Art, Geld in den Markt zu schichten: Soll ich lieber einen größeren Geldbatzen auf einmal anlegen - oder das Geld lieber regelmäßig in einen Sparplan investieren? Das sind die großen Fragen.
Rückschlüsse aus der Vergangenheit
Sie sind nicht allzu schwer zu beantworten, wenn man sich ein paar typische Marktmuster vor Augen führt und einen Blick auf die Renditen der Vergangenheit wirft. Natürlich lässt sich aus der Historie nicht die Zukunft vorhersagen, das ist klar. Aber die Daten erklären Wirkungsmechanismen und so kann man sich als Anleger besser auf kommende Ereignisse einstellen. Es gibt nun also zwei Möglichkeiten bei der Fondsanlage: Schichtet man das Geld als Einmalbetrag in den Markt, weil man zum Beispiel 10.000 oder 30.000 Euro flüssig hat, dann wäre es aus Anlegersicht natürlich schön, wenn es zu einem Zeitpunkt geschähe, an dem der Markt noch deutlich im Steigflug wäre. Dann könnte die Anlegerin oder der Anleger in den Folgemonaten zusehen, wie sich der Wert der Fondsanteile ganz automatisch vermehrt. Wagt man sich dagegen zu einem Zeitpunkt in den Markt, an dem ein Boom zu Ende geht oder gar wenn die Kurse bereits im Sinkflug sind, dann sieht man erst einmal zu, wie sich der Wert des Investments in der Folgezeit vermindert. Unter Umständen sogar drastisch. Dann heißt die Devise für Anleger: Unbedingt die Nerven bewahren! Und bloß nicht wieder die Fondsanteile verkaufen. Denn ein Absturz ist zwar bitter, doch genauso gewiss geht es irgendwann wieder bergauf. Das muss man aussitzen können, oft zwei bis drei Jahre, in Einzelfällen auch länger. Wer in solchen Momenten die Nerven behält, der wird später belohnt. Welche Erträge ihn erwarten, sehen wir gleich.
Doch zuerst noch zu den Tranchensparern, zu jenen also, die entweder nur kleine Beträge zur Verfügung haben, oder einen großen Einmalbetrag in mehreren kleinen Summen in den Markt stecken. Welches Szenario wünschen sich Sparplansparer? Sie können im Grunde mit beiden Bewegungen gut leben: Stecken sie jeden Monat 100 Euro in den Markt, oder auch 1000 und die Kurse steigen, dann fühlen sie sich in ihrem Investment bestätigt. Und grämen sich höchstens, dass sie nicht schneller mehr Geld in Fonds investiert haben. Sacken die Kurse dagegen in der Folgezeit ab. Unbedingt weiterkaufen, denn dann haben sie sogar Grund zur Freude! Sie könnten dann zwar auch die Zahlungen aussetzen, aber das wäre dumm. Denn bei sinkenden Kursen bekommen sie für ihre 100 Euro pro Monat nicht mehr zwei oder drei Fondsanteile, sondern plötzlich sogar fünf oder sechs. Der Einkauf wird billiger. Und steigen die Kurse später wieder, vermehrt sich plötzlich der Wert von viel mehr Fondsanteilen. Das bringt ihnen Gewinne. Sparpläne, so könnte man sagen, sind also besser für die Nerven. Besonders wenn man erst kurz vor einem Abschwung einsteigt. Auch hier gilt als oberste Devise: Dabeibleiben ist alles.
Was aber zahlt sich nun langfristig mehr aus, wenn man es in Euro und Cent ausdrückt und nicht in gesparten Nerven? Das errechnet der Investmentfondsverband regelmäßig. Er schlüsselt auf, was – nach allen Kosten und Ausgabeaufschlägen – eine Einmalanlage in Fonds gebracht hätte im Vergleich zum Sparplansparen. Betrachten wir die Fondskategorie „Aktien global“, unter die der MSCI World fällt. (Fast identische Zahlen liefern zurzeit übrigens die deutschen Aktien, also ein Investment in den Dax mit Rückblick auf die vergangenen 30 Jahre.) Interessant ist dabei: Auf kurze Sicht von zehn Jahren erzielten Anleger jeweils die höchste Rendite, rund acht Prozent pro Jahr. Das liegt daran, dass die Aktienmärkte im aktuellen Aufschwung, der nun zehn Jahren anhielt, extrem steil nach oben preschten. Bei einer Haltedauer von 20 Jahren dagegen warfen die Fonds schon ungleich weniger ab. Das liegt daran, dass gleich zwei große Marktabstürze in diese Zeit fielen, der Dotcom-Crash von 2000/2001 und die Finanzkrise von 2008. Trotzdem, so muss man sagen, blieben unterm Strich knapp vier bis rund fünf Prozent Rendite jährlich für den Anleger übrig. Auf 30-Jahressicht lieferten sowohl Weltaktien als auch deutsche Aktien wieder eine sehr viel üppigere Rendite. Denn die lange Haltedauer führte dazu, dass einzelne Marktabstürze nicht allzu sehr durchschlugen, sondern dass die hohen Renditen der darauffolgenden Aufschwungjahre sie wieder wettmachten. Nach 30 Jahren ergaben sich rund 6,6 Prozent Rendite pro Jahr. Und zwar jeweils für Einmalanleger und auch für Sparplansparer.
Einmalanlage oder Sparplan?
Im Detail unterschieden sich ihre Endvermögen jedoch deutlich: Nehmen wir an, zwei Anleger hätten Ende 2008 mit dem Fondsinvestment angefangen, also relativ unverdrossen in der Spätphase der Finanzkrise. Der eine hätte den Einmalbetrag von 12.000 Euro auf einen Schlag in den Markt gepumpt, der andere hätte einen Sparplan eingerichtet und 100 Euro monatlich eingezahlt. Bis heute hätten beide in nur zehn Jahren Sparzeit ihr Geld beträchtlich vermehrt. Der Sparplaneinrichter hätte jetzt 18.050 Euro auf dem Fondskonto stehen, also rund 6000 Euro mehr als er eingezahlt hat. Der Einmalanleger dagegen käme auf rund 26.600 Euro. Er hätte sein Kapital also mehr als verdoppelt und zöge 14.600 Euro mehr aus dem Investment heraus, als er eingezahlt hätte. Der Unterschied zwischen beiden ist deshalb so groß, weil der Einmalanleger ja bereits mit dem vollen Kapital in den steigenden Markt gestartet ist. Während der Sparplansparer in den ersten Jahren des Aufschwungs erst einmal nur mit kleinen Beträgen am Markt vertreten war. Würden beide ihr Geld jetzt aus dem Markt abziehen, kämen sie auf stolze Jahresrenditen von 8,3 Prozent (Einmalanlage) und 7,9 Prozent beim Sparplan.
Wären sie dagegen bereits vor 20 Jahren eingestiegen, also 1998, der Einmalsparer mit 24.000 Euro, der Sparplansparer wieder mit 100 Euro monatlich, so läge – gemessen an der Jahresrendite – nun der Sparplansparer vorn. Er hätte einen Ertrag von 5,4 Prozent jährlich erzielt, während der Einmalanleger „nur“ auf 3,7 Prozent käme. Hier macht sich der Effekt des „billigeren Einkaufs“ für den Tranchensparer bemerkbar. Insgesamt hätte der Kleinsparer dennoch weniger Geld beisammen, nämlich 42.700 Euro, während der Einmalsparer 49.600 Euro auf dem Konto hortete. Beide trennen aber nur 5000 Euro. Denn für den Einmalanleger macht sich auf 20 Jahre der Zinseszinseffekt besonders bemerkbar, der damit sogar die knapp zwei Prozentpunkte weniger Rendite ausbügelt. Insgesamt hat er sein Kapital mehr als verdoppelt, der Sparplansparer ist immerhin auf dem besten Weg dazu.
Der Mut zur Einmalanlage zahlt sich aus
Noch spannender wird es nach 30 Jahren: 1989 war ein Jahr, dem erst einmal viele maue Jahre nachfolgten, in denen sich die Aktieindizes kaum in die Höhe schraubten. Bevor die Kurse dann eine wahre Explosion erlebten, die später beim Dotcom-Crash wieder implodierten. In den folgenden Jahren folgten weitere Krisen. Dennoch verzeichnete der Markt in diesen 30 Jahren einen gehörigen Anstieg. Vor allem der lange Zeitraum aber glättete für Sparer die Renditen: Sie liegen sowohl für Einmalanleger als auch für Sparplansparer bei 6,6 Prozent pro Jahr. Hier gibt es also keinen Unterschied. Dafür einen umso größeren im Endergebnis: Der Sparplansparer, der Monat für Monat seine 100 Euro in Aktienfonds steckte (also insgesamt 36.000 Euro), käme heute auf ein Vermögen von knapp 109.000 Euro. Das ist das Dreifache dessen, was er über die Jahre eingezahlt hat. Hätte der Einmalsparer den gleichen Betrag aufgebracht, also 36.000 Euro im Jahr 1989 eingezahlt, so käme er heute auf ein Fondsvermögen von 245.000 Euro. Richtig gelesen, das ist fast das Siebenfache seines Einsatzes und davon sind 208.000 Euro reiner Wertzuwachs.
Der Einmalanleger hätte damit – trotz gleicher Jahresrendite und selbst nach allen Börsenturbulenzen – rund 136.000 Euro mehr in der Tasche als der regelmäßige Sparplansparer. Das verdeutlicht recht anschaulich, welche Chancen in der Einmalanlage liegen. Natürlich werden sich die Renditezahlen in den kommenden Jahren nicht auf genau denselben Höhen bewegen. Doch bei extrem langer Haltedauer kann man wahrscheinlich schon davon ausgehen, dass die Jahresrenditen von Aktienfondsinvestments auch künftig bei rund sechs Prozent liegen werden. Damit lässt sich, so haben die Beispiele gezeigt, der eigene Einsatz recht gut verdoppeln, oft nach 20 Jahren, sicherlich nach 30 Jahren und manchmal bereits nach 10 Jahren, wenn der Markt kurzfristig etwas mehr hergibt.
Man könnte es auf diese Faustformel bringen: Unabhängig wie sich der Markt nach dem eigenen Fondseinstieg bewegt, der Mut, eine größere Summe auf einen Schlag einzuzahlen, zahlt sich in aller Regel aus – sofern man nur lange genug an den Fonds festhält und mindestens bis zum nächsten Aufschwung abwartet. Je größer die eingesetzte Anfangssumme dabei ist, desto stärker fällt gerade bei langer Haltedauer auch der Zinseszinseffekt aus, der dem Investment letztlich den Renditeturbo verleiht. Es heißt aber auch: Wer heute keine 12.000 oder 36.000 Euro auf einen Schlag besitzt, der sollte sich nicht grämen. Sondern er soll lieber mit einem Fondssparplan und 100 Euro monatlich anfangen, wenn er dieses Geld dauerhaft erübrigen kann, anstatt den Einstieg weiter hinauszuzögern. Denn viel Geld auf dem Spar- oder Tagesgeldkonto steigert die Zufriedenheit auch nicht gerade. Und vielleicht hat er ja dann mit dem nächsten Aufschwung das Startkapital für eine Immobilie zusammen.