Der Blick auf die Wirtschaft schmerzt aus deutscher Sicht derzeit: Das Land ist in der Rezession. Bei Deutschlands wichtigstem Handelspartner China lähmt eine Immobilienkrise den Markt, was dort ebenfalls das Wachstum bremst. Die USA sind bald wohl kein verlässlicher Export-Ersatz mehr, vor allem nach der Wahl des unberechenbaren Republikaners Donald Trump zum US-Präsident. Er will die Zölle auf ausländische Waren erhöhen. Deutsche Autos werden dann für viele Menschen unerschwinglich. Dazu der Nahost-Konflikt und der andauernde Krieg in der Ukraine.
Doch es gibt eine kleine Branche, die derzeit geradezu vor Optimismus zu sprühen scheint: Die Vermögensverwalter, also die Menschen und Unternehmen, die das Geld der Reichen in deren Auftrag investieren. Eine Umfrage des Fondsdienstleisters Universal Investment unter 50 Experten hat ergeben, dass sich die Wirtschaft 2025 positiv entwickeln wird, vor allem in den USA. Geradezu euphorisch ist die Stimmung mit Blick auf Asien und China. Der Studie zufolge, die Capital exklusiv vorliegt, erwarten die Befragten in den asiatischen Ländern einen Boom, in China erwarten das sogar mehr als die Hälfte. Für Deutschland sind das ebenfalls gute Nachrichten.
Geld in China anlegen – wieder eine Option?
China hat gerade beschlossen, mit umgerechnet 1,4 Billionen Dollar die Wirtschaft zu stützen. Vor allem die Kommunen, die sich im Wesentlichen über den Verkauf von Land finanzieren, sind in Schieflage. Die Preise für Grundstücke sind am Boden. Dort, wo es kriselt, mussten ansässige Unternehmen hohe Steuern zahlen, um das Loch in den Kassen zu stopfen – doch es reichte nicht. Jetzt greift Peking ein. Und Profiinvestoren erwarten noch mehr: Sollte die chinesische Regierung mit einem klaren Wirtschaftsprogramm aufwarten, wollen sie schnellstmöglich zurück an den chinesischen Aktienmarkt. Bislang beträgt die Quote der Aktien aus China und anderen Schwellenländern in den Depots lediglich zehn Prozent. Aber die Vermögensverwalter stehen parat, mehr Geld dort anzulegen. Sie rechnen hier mit hohen Renditen, selbst wenn Trump den Handelskonflikt mit China neu entfachen könnte.
Für Privatanleger, die den Vermögensverwaltern folgen wollen, ist es sehr schwer, dort in einzelne Aktien zu investieren. Sie müssen den Umweg über einen ETF, etwa auf den FTSE China Index gehen. Neben anderen bietet das Fondshaus Franklin Templeton den „Franklin FTSE China ETF (ISIN: IE00BHZRR147) an, die Deutsche Bank den „Xtrackers FTSE China 50“ (ISIN: LU0292109856).
Steigende Inflation als Gefahr
Bis die positive Wirkung nicht nur in den Depots wohlhabender Menschen, sondern auch in der Wirtschaft von Europa und Deutschland ankommen wird, dürfte jedoch noch einige Zeit verstreichen. Deshalb gehen die Vermögensverwaltungen davon aus, dass der Aufschwung hier noch etwas auf sich warten lässt, die wenigsten rechnen damit bereits 2025. Aber weiter abwärts soll es nach Auffassung der meisten auch nicht mehr gehen.
Die größten Risiken für diese zarten Hoffnungsschimmer sind jedoch die nach wie vor schwelenden Kriege im Nahen Osten und von Russland in der Ukraine. Sie können zu Verwerfungen führen. Hinzu kommt, dass die Profianleger damit rechnen, dass die Inflation wieder zulegen wird. Das bedeutet nicht nur, dass Cola und Erdnussbutter im Supermarkt noch mehr kosten als ohnehin schon. Die Notenbanken würden dann die Leitzinsen wieder anheben. Das macht Kreditzinsen teurer und bremst Unternehmen in ihren Investitionsvorhaben aus.
ETF und Aktien von Pfizer und Roche statt Nvidia, Apple und Microsoft
Für ETF-Anleger besonders interessant sind die Themen, die laut Universal-Investment-Umfrage im kommenden Jahr im Vordergrund stehen. Den großen Technologieunternehmen wie Apple, Nvidia und Microsoft sollen demnach Gesundheits- und Pharmawerte den Rang ablaufen. Viele der Konzerne wie Roche und Pfizer hatten zuletzt zu kämpfen: Patente auf Standardmedikamente wie Aspirin sind ausgelaufen, neue Medikamente kamen nur zögerlich auf den Makt. Doch die Forschungsabteilungen der Konzerne haben mittlerweile neue Wirkstoffe entdeckt, was die Einnahmen der Sparte anheben dürfte. Auch Cybersecurity und Infrastruktur halten jeweil mehr als ein Drittel der Befragten für spannend.
Auf all diese Themen gibt es ETFs, etwa den iShares Digital Security (IE00BG0J4C88) von Blackrock auf Cybersecurity. Der SPDR MSCI World Health Care (IE00BG0J4C88) investiert in Pharmaunternehmen weltweit und mit dem ebenfalls global aufgestellten iShares Global Infrastructure (IE00B1FZS467) können Privatanleger in Infrastrukturprojekte investieren.
Aktien bleiben beliebt, Gold holt auf
Laut Universal-Umfrage haben die Vermögensverwalter mit 43 Prozent mehr Aktien im Portfolio als alle anderen Anlageklassen. Anleihen machen 22 Prozent aus, Immobilien 5,5 Prozent. Ein Ausreißer nach oben ist Gold, dessen Preis pro Feinunze zuletzt zwar nachgegeben hat, mit dem sich Investoren – vor allem Vermögende aus China – und Zentralbanken aber gegen einen Verfall des Dollars abgesichert haben.
Für Deutschland stellt sich im kommenden Jahr die Frage, ob es als Exportnation davon profitieren kann, dass es bei unseren Handelspartnern besser läuft, trotz Trend zu höheren Zöllen. Wenn ja, gibt es zumindest einen Ausblick auf bessere Laune – und für private Anleger auf Renditen aus dem Ausland.