Der Hype um Elektromobilität hatte bisher einen Namen: Tesla. Nun ist ein zweiter hinzugekommen: Nikola. Seit Ende vergangener Woche ist das Start-up an der Börse - und seitdem geht der Aktienkurs regelrecht durch die Decke. Zeitweise war das Unternehmen schon satte 34 Mrd. Dollar wert, derzeit sind es rund 28 Mrd. Dollar.
Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil das Unternehmen kein Geld verdient und bisher kein Auto verkauft hat. Dafür sind die Pläne überaus ehrgeizig. Insofern ist es auch konsequent, dass das Unternehmen Nikola heißt. Das ist der Vorname desselben berühmten Erfinders Nikola Tesla, dessen Nachname bereits für den sehr erfolgreichen Konkurrenten herhalten musste.
Nikola will den Lkw- und Pick-up-Markt mit Elektro- und Wasserstoffantrieb revolutionieren. Im Visier stehen zunächst Logistiker wie Amazon und UPS, die den CO2-Ausstoß ihrer Transport-Flotte reduzieren wollen.
Dieses Jahr peilt das Start-up Einnahmen von null Dollar an. 2023 soll er dann bei einer Milliarde Dollar liegen. Bislang hat das Unternehmen lediglich mehrere Prototypen und unverbindliche Interessenbekundungen potenzieller Kunden vorzuweisen. Für eine Fabrik und ein Wasserstoff-Tankstellennetz gibt es Pläne für die kommenden Jahre. Das Ziel: Bereits nächstes Jahr sollen akkubetriebene Lkws für kürzere Distanzen gebaut werden. 2023 sollen dann die wichtigeren Hybridmodelle folgen.
Die Fabrik im US-Bundesstaat Arizona - die es noch nicht gibt - soll 2028 voll ausgelastet sein und dann jährlich 45.000 Fahrzeuge produzieren. Seit dem Start vor etwa fünf Jahren hat Nikola der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge einen Verlust von etwa 188 Mio. Dollar angehäuft.
Anleger sehen jede Menge Potenzial
Vor diesem Hintergrund ist Nikola an der Börse mehr wert als etwa Ford. Zur Einordnung: Das knapp 120 Jahre alte Unternehmen rechnet für dieses Jahr mit einem Umsatz in Höhe von 115 Mrd. Euro. Das zeigt, wie sehr Investoren Elektro- Anbieter den traditionellen Autoherstellern vorziehen. Der Aktienkurs von Tesla und dem chinesischen Nio haben sich in diesem Jahr trotz der Corona-Krise verdoppelt, während die Kurse von Konzernen wie etwa Volkswagen oder General Motors einbrachen.
Ein Grund für den steilen Anstieg der Nikola-Aktien dürfte die Ankündigung von Firmenchef Trevor Milton sein, es gebe Pläne für einen Elektro-Pick-up namens Badger. In Kürze seien unverbindliche Vorbestellungen möglich. Pick-ups sind der profitabelste Bereich im US-Automarkt.
Dabei steht möglicherweise noch gar nicht fest, ob der Pick-up tatsächlich gebaut wird. Im Prospekt zum Börsengang hieß es, dass sich Nikola auf Lastwagen konzentriere und der Badger erst dann gebaut werde, wenn Nikola dafür einen "etablierten Partner" gefunden habe. Doch Milton tönte nun, Nikola werde den Pick-up-Marktführer Ford und sein Modell 150 vom Thron stoßen.
Bisher gibt es Nikola zufolge rund 14.000 unverbindliche Vorbestellungen im Volumen von zehn Milliarden Dollar. Darunter ist auch die Brauerei Anheuser-Buch, die 800 Hybrid-Trucks reserviert hat. Das Management bemüht sich, einen Teil davon in verpflichtende Orders umzuwandeln - und dann auch erste Anzahlungen zu bekommen.
Der Beitrag ist zuerst erschienen auf ntv.de