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Kolumne Warum Chip-Aktien auf der Gewinnerseite bleiben

Infineon-Chef Reinhard Ploss steht mit einem Waver vor einem VW ID.3
Infineon-Chef Reinhard Ploss steht mit einem Waver vor einem VW ID.3
© IMAGO / Sven Simon
Die Börse beginnt, die Coronakrise allmählich abzuhaken. Die Aktien zahlreicher Krisengewinner verlieren deutlich, eine Ausnahme ist die Halbleiterindustrie. Sie dürfte noch länger vom Corona-bedingten Chipmangel profitieren

Volkswagen hat bereits im Dezember gewarnt und zahlreiche andere Unternehmen sprachen ihre Sorgen anschließend ebenfalls öffentlich an. Der Mangel an Halbeitern für Elektronikteile, die in zahlreichen Geräten nicht mehr wegzudenken sind, setzt besonders der Automobilbranche zu. Halbfertige Automobile müssen wegen fehlender Bauteile zwischengeparkt werden, weil andere Branchen schneller auf die zunehmende Digitalisierung reagiert haben, etwa die Gaming-, PC- und Telekomindustrie.

Für Halbleiterhersteller ist ein solches Umfeld traumhaft. Umsatz und Gewinne haben sich hervorragend entwickelt und die Aktien auf neue Höchstkurse geschraubt. Da die Produktionskapazitäten nicht so schnell angepasst werden konnten, kletterten Chippreise und Aktienkurse immer weiter nach oben.

Gefragte Aktien

Der Philadelphia Semiconductor-Index der US-Halbleiterunternehmen ist auf ein neues Rekordniveau gestiegen und hat seit einem Jahr um 80 Prozent zugelegt. Beim Dax-Wert Infineon und bei AMD waren es rund 75 Prozent Kursgewinn, Semiconductor-Schwergewicht Nvidia kam sogar auf rund 110 Prozent Zuwachs.


Infineon Aktie


Infineon Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

„Die knapp gewordenen Chips plus die enorme Nachfrage nach ihnen werden die Aktien der Hersteller weiter stützen“, glaubt Gil Shapira, Chefstratege beim Broker Etoro. Anleger können mit moderat gehebelten Turbos Schwung in die Halbleiteraktien bringen. Die folgenden Papiere sind mit einem Hebel von 3 ausgestattet und könnten in Kursrücksetzer aufgebaut werden: Infineon ( WKN: MA2MGU, Morgan Stanley ), AMD ( WKN: KB5ZYY, Citigroup ) und Nvidia ( WKN: UD9FCQ, UBS ). Wenig verwunderlich ist es, dass die Aktien der Chiphersteller als Basiswerte von vielen Produkten nachgefragt waren, wie ein Blick auf die Statistik der Handelsplattform Gettex zeigt.

Lieferketten belasten die Produktion

Das könnte erst einmal so bleiben. Denn in Anbetracht der wachsenden Besorgnis über die Chip-Knappheit unterzeichnet Präsident Joe Biden eine Verfügung, die eine Überprüfung kritischer US-Produktionslieferketten fordert, die möglicherweise zu sehr von China abhängig sind, insbesondere bei Chips und Hochleistungsbatterien.

Die Lieferketten könnten insgesamt noch zu einem Problem für die Branche beziehungsweise deren Kunden werden, sollten die Halbleiterpreise aufgrund der aktuellen Situation weiter steigen. Analyst Matthew Sheerin vom US-Broker Stifel sorgt sich daher über die Störungen in den Lieferketten und sieht keine größere Korrektur am Horizont, angesichts der anhaltenden Lieferengpässe sowie des anhaltenden Optimismus über eine sich verbessernde Nachfrage im zweiten Halbjahr 2021.

Neuer Investitionszyklus beginnt

Auch Chip-Ausrüster scheinen zuversichtlich zu sein, dass die Chip-Produzenten ihre Kapazitäten aufgrund der Knappheit und neuer Chip-Generationen ausbauen werden. Applied Materials erwartet, dass es einen Investitionszyklus von über zehn Jahren für Chiphersteller geben wird. Dies wird von den Chipherstellungsausrüstern KLA und Lam Research bestätigt. Vor diesem Hintergrund wird ein Überangebot in naher Zukunft so schnell wohl nicht erreicht.

Einzige Sorge in den letzten Wochen waren auch für Hersteller aus dem Chipsektor die Frage der Zinsen in den USA. Denn eine Anhebung könnte nicht nur konjunkturell stören, sondern auch die Aktienrally abwürgen. Doch an dieser Stelle beruhigt nicht nur Notenbankchef Jerome Powell. „Die US-Notenbank wird es nicht zulassen, dass die Zinsen am langen Ende stark steigen. Das Stichwort ist Zinskurvenkontrolle. Sie wird dann unbegrenzt Anleihen kaufen, bis der Zins das gewünschte Niveau hat“, sagt Stefan Riße, Kapitalmarktstratege bei Acatis Investment, einer der größten unabhängigen Fondsboutiquen Deutschlands.

Daniel Saurenzbetreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter Info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com

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