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Vorsorge Wann eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll sein kann

Die Justitia auf dem Gerechtigkeitsbrunnen auf dem Römerberg
Die Justitia auf dem Gerechtigkeitsbrunnen auf dem Römerberg
© IMAGO / Future Image
Im Alltag treten Konflikte auf, die im schlimmsten Fall in einem Rechtsverfahren enden. Rechtschutzversicherung helfen dabei die Kosten eines Rechtsstreites zu bewältigen. Je nach Lebensumständen sind die Policen sinnvoll, notwendig jedoch nicht

Ob Streit mit dem Vermieter, Probleme mit dem Arbeitgeber oder ein Verkehrsunfall mit unklarer Schuldfrage – während des Lebens treten Konflikte auf, die im Ernstfall in einem Rechtsstreit münden. Das Problem: Rechtsstreitigkeiten kosten sehr schnell viel Geld, denn Anwälte, das Gericht oder Sachverständige sind mitunter teuer. Zwar bezahlt der Verlierer des Rechtsstreites schlussendlich die Prozesskosten, aber ob man selbst zur Gewinnerpartei gehört, ist vor einem Rechtsstreit unklar. Für viele Menschen ist diese finanzielle Unsicherheit Abschreckung genug, um einen Rechtsstreit gar nicht erst in die Wege zu leiten. Eine Rechtsschutzversicherung kann in solchen Fällen einen Ausweg bieten. Sie gehört zwar nicht zu den lebensnotwendigen Policen, lohnt sich im Zweifel aber dennoch.

Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zählte im Jahr 2020 rund 23 Millionen abgeschlossene Rechtsschutzpolicen. Das sind etwa 20 Prozent mehr als noch zur Jahrtausendwende. Auch ohne hohes finanzielles Eigenrisiko im Ernstfall sein Recht durchsetzen zu können, wissen viele Deutsche zu schätzen. Knapp die Hälfte der Haushalte in der Bundesrepublik verfügen laut dem GDV über eine Rechtsschutzversicherung.

Wer eine Rechtsschutzversicherung abschließen möchte, muss sich erst einmal im Klaren darüber sein, welchen Bereich er rechtlich absichert. Die gängigsten Policen unterteilen sich grob in die Bereiche Privat-, Beruf-, Verkehr-, und Wohnungsrechtschutz und funktionieren nach dem Baukastenprinzip. Gute Rechtsschutzpakete für Singles in den Bereichen Privat, Beruf und Verkehr gibt es laut dem Bund der Versicherten ab rund 230 Euro im Jahr. Alle Lebensbereiche mit einer Rechtschutzversicherung abzusichern, hält Rechtsanwältin Carla Burmann von der Kanzlei Stobbe nicht für notwendig: „Einzelne Versicherungsbausteine sind oft bedarfsgerechter und preisgünstiger.“

Verschiedene Varianten

Für wen welcher Baustein sinnvoll ist, entscheiden die individuellen Lebensumstände. Für Mieter die häufig mit dem Vermieter in Konflikt geraten, bietet eine Mietrechtsschutzpolice einen Mehrwert. Klassische Themen sind notwendige Umbaumaßnahmen oder unbegründete Mieterhöhungen. Arbeitnehmer mit schwierigen Chefs erwägen den Abschluss einer Berufsrechtsschutzversicherung. Sie hilft beispielsweise bei unrechtmäßigen Kündigungen. Privatrechtschutzpolicen helfen hingegen in der Hauptsache bei Streitigkeiten rund um abgeschlossene Verträge. Ähnelt das Hotel nicht der Beschreibung im Reisekatalog oder der Handwerker repariert ein Fenster nur unzureichend, übernimmt der Versicherer die Prozesskosten.

Für Autofahrer bietet der Verkehrsrechtschutz eine sinnvolle Absicherung. Sie hilft beispielsweise bei Ordnungswidrigkeiten, Führerscheinentzug oder Verkehrsunfällen. Zwar wehrt die Kfz-Haftpflicht Ansprüche anderer Verkehrsteilnehmer ab. Wenn die Schuldfrage hingegen nicht geklärt ist, oder man eigene Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche geltend machen möchte, greift die Verkehrsrechtsschutzpolice. Leistungsstarke Einzelpolicen gibt es laut Finanztest schon für unter 100 Euro jährlich.

Je nach Gerichtsstreit belaufen sich die Gerichts- und Anwaltskosten häufig auf hohe Summen. Denn die Prozesskosten berechnen sich nach dem Streitwert. Beläuft sich dieser, beispielsweise nach einem Autounfall, auf 10.000 Euro, betragen die bereits mehrere Tausend Euro. Neben den Prozesskosten schlagen zudem auch Sachverständigengutachten oft hoch zu Buche. „Die hohen Prozesskosten schrecken viele Menschen ab, rechtmäßige Ansprüche auch tatsächlich vor Gericht durchzusetzen“, sagt Carla Burmann. Denn selbst wenn der Verlierer sämtliche Prozesskosten übernehmen muss, streckt der Kläger die Kosten erstmal vor „Eine Rechtschutzversicherung bringt den Versicherten in vielen Fällen überhaupt erst einmal in die Lage, sein Recht vor Gericht geltend zu machen“, weiß Burmann.

Auch  Mediation ist möglich

Eine Versicherungssumme zwischen 250.000 bis 500.000 Euro ist laut Rechtsanwältin Burmann dabei in der Regel ausreichend. Da die Beiträge einer Rechtsschutzversicherung ohne Selbstbeteiligung mitunter teuer sind, lohnen sich Tarife mit einer Selbstbeteiligung. So zahlen Versicherte geringere Beiträge und die Absicherung gegen hohe Prozesskosten ist trotzdem gegeben.

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© imago images / Panthermedia

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Neben der Übernahme der Prozesskosten liegt eine wichtige Leistung von Rechtsschutzversicherungen in Alternativlösungen wie der Mediation. Die Rechtsschutzversicherung stellt einen Vermittler, der die Streitparteien an einen Tisch bringt und eine außergerichtliche Lösung forciert. Für Rechtsanwältin Burmann gewinnt diese Alternative immer mehr an Bedeutung. Denn: „Ein Gerichtsverfahren bedeutet immer eine psychische Belastung, die viele Menschen vermeiden möchten.“ Eine weitere wichtige Serviceleistung der Rechtsschutzversicherer ist die telefonische Erstberatungen. So stehen Betroffene im stressigen Ernstfall nicht alleine da.

Wichtig: Zeichnet sich ein Rechtsstreit bereits ab, hilft der Neuabschluss einer Rechtsschutzpolice in der Regel nicht. Denn die Versicherer schließen schon begonnene Rechtsstreitigkeiten aus und besitzen oftmals eine dreimonatige Wartefrist bis sich der Versicherungsschutz aktiviert. Je nach Tarif schließen die Versicherer auch bestimmte Rechtsfälle aus, weswegen es besonders wichtig ist, die Ausschlussbedingungen der Tarife genauestens zu prüfen.

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