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Ausblick Comeback bei Sparverträgen lässt Versicherer hoffen

Lebensversicherer können für das kommende Jahr optimistisch sein.
Lebensversicherer können für das kommende Jahr optimistisch sein.
© YAY Images / IMAGO
Die konjunkturellen Belastungen drücken die Stimmung unter Versicherern. Doch steigende Zinsen machen ein lange verschmähtes Produkt wieder attraktiv

Die Versicherungsbranche hat in diesem Jahr wieder Boden unter die Füße bekommen. Das Geschäft entwickelte sich besser als zunächst erwartet. Doch zum Jahresausklang ist die Stimmung unter den Unternehmen recht trübe. Der Geschäftsklima-Index der Branche kann sich mit 0,8 Punkten nur noch knapp im positiven Bereich halten. Ihre derzeitige Lage schätzen im dritten Quartal mehr als ein Drittel der Assekuranzen als schlecht ein. 

„Die aktuelle Situation mit hoher Inflationsrate, schwacher wirtschaftlicher Entwicklung und der Unsicherheit durch die Kriege ist für Verbraucher schwierig. Das spüren die Versicherungen in ihrer Geschäftsentwicklung“, erklärt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating beim Analysehaus Morgen & Morgen.

Das neue Jahr 2024 soll Besserung bringen. Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate liegen mit 20,5 Punkten deutlich über dem langjährigen Mittel. Die Assekuranzen rechnen also mit Erholung. Doch der Optimismus hat etwas nachgelassen gegenüber dem Vorquartal. „Zwar sehen wir in keinem Bereich gravierende Einschnitte, etwa bei der Zahl der abgeschlossenen Verträge. Aber die Grundstimmung in der Branche hat sich verschlechtert“, beobachtet auch Saal. Die wirtschaftliche Unsicherheit bleibt groß. Im kommenden Jahr soll die Konjunktur laut aktueller Prognose der Wirtschaftsweisen, des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, nur um 0,7 Prozent wachsen.

Sach- und Unfallversicherungen leiden, Boom bei medizinischen Versicherungen

Selbst wenn die Inflationsrate zuletzt zurückging – im November soll sie nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts nur noch 3,2 Prozent betragen haben: Sie bringt nicht allen Sparten Entlastung. „Gerade in der Sach- und Unfallversicherung beobachten wir eine deutlich negative Tendenz. Das liegt an den Kosten, die kräftig gestiegen sind und hoch bleiben“, so Saal. 

Dies sei etwa bei der Wohngebäudeversicherung der Fall. Handwerker und Material haben sich verteuert, die Kosten übersteigen nun bei vielen Assekuranzen die Einnahmen. So, wie es bei der Kfz-Versicherung schon seit Jahren der Fall ist. Die Versicherer versuchen dort schon lange, wieder rentabel zu werden. Die Folge: Beiträge steigen. Schon in diesem Jahr wurden in der Wohngebäudeversicherung durchschnittlich knapp 15 Prozent draufgeschlagen. Im kommenden Jahr ist es ein Plus von mehr als sieben Prozent, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft berichtet.  

Besser ist die Stimmung bislang bei den Privaten Krankenversicherern. Viele berichten von einer guten Lage – wenn auch die Zahl laut Ifo-Institut zuletzt abgenommen hat. „Nach Zahlen stehen die Unternehmen gut da, etwa bei den Bilanzen oder Eigenkapitalquoten“, bestätigt Branchenbeobachter Saal. „Getragen wird das insbesondere vom Verkauf der Krankenzusatzversicherungen. Das Geschäft mit Zahnzusatz- oder Krankenhauszusatzversicherungen boomt.“ 

Allerdings sind die Erwartungen für die kommenden Monate in der Branche gedämpft. Die meisten Assekuranzen erwarten keine großen Sprünge. Pessimistisch sind sie für ihre Leistungsentwicklung. Sie gehen also davon aus, dass sie künftig steigende Kosten haben werden. „In der privaten Krankenversicherung ist das schon seit Jahren der Fall, angetrieben durch den medizinischen Fortschritt“, sagt Saal. Nicht nur die Behandlungen werden teurer, sondern auch die Ausgaben steigen, weil Menschen immer länger leben.

Ein Lichtblick für die Branche sind die Lebensversicherungen. Sie setzen auf deutlich bessere Geschäfte im Jahr 2024 als zuletzt. Die Hoffnung ruht zum einen darauf, dass die Inflation weiter sinkt, während die Löhne steigen. Die Menschen haben dadurch wieder mehr Geld in der Tasche. „Kunden sind nur bereit, etwas für ihre Absicherung zu zahlen, wenn sie Geld zur Verfügung haben. Jetzt ist das Potenzial für eine Erholung da“, glaubt der Branchenexperte. Das gilt sowohl für Policen im Bereich der biometrischen Risiken, also Berufsunfähigkeits- oder Risikolebensversicherungen, als auch Lebens- und Rentenversicherungen.

Sparverträge werden wieder attraktiver

Die Zinsanhebungen durch die Europäische Zentralbank tun ihr Übriges, um das Geschäft mit den Sparverträgen zu beleben. Die Versicherer haben nun bessere Möglichkeiten, die Kundengelder anzulegen und können so auch wieder höhere Renditen versprechen. Einzelne Unternehmen haben bereits ihre Überschussbeteiligung für 2024 veröffentlicht und Erhöhungen angekündigt. Die Branche will sogar den Höchstrechnungszins ab 2025 auf 1 Prozent anheben, wie die Deutsche Aktuarvereinigung unlängst vorgeschlagen hat. Damit dürften die Versicherer ihren Neukunden wieder Verträge mit höheren Garantiezinsen anbieten. Es wäre die erste Erhöhung seit rund 30 Jahren. 

„Die Lebensversicherer sind mit ihren Produkten wieder konkurrenzfähig zu anderen Anlagen geworden. Besonders beim Einmalbeitragsgeschäft sehen wir eine Belebung“, so Saal. Zuvor hätten sich Kunden häufig entschieden, ihr Geld lieber auf Fest- oder Tagesgeldkonten zu parken. Schließlich haben die Banken schneller auf die Zinsanhebungen reagieren können als die Lebensversicherer. Das neue Jahr könnte für die Sparte die Wende bringen.

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