So gespalten wie die Fans von Donald Trump und Hillary Clinton vor der US-Präsidentenwahl gewesen sind, so unterschiedlich stehen sich Anhänger und Skeptiker des Präsidenten seit seinem Amtsantritt gegenüber. Die einen erwarten von Trump einen Schub für die US-Wirtschaft, andere sehen den Kaiser schon bald ohne Kleider dastehen. Erwarten Anleger im weiteren Verlauf des Jahres ungemütliche Zeiten und lässt sich von einem möglichen Crash sogar profitieren?
Die Vorstandschefs großer US-Konzerne von Amazon über Apple bis Goldman Sachs oder Google laufen jedenfalls schon Sturm gegen die Cowboy-Mentalität Donald Trumps. Klar, viele Firmen finden es allein schon deshalb nicht witzig was Trump anstößt, weil sie billige Leiharbeitskräfte aus Indien beschäftigen, die ihnen die Margen verbessern. Auch das gehört zur Wahrheit, denn US-Firmen sind bei ihren Argumenten gegen Trump nicht altruistisch unterwegs.
Unsicherheit nicht gern gesehen
Trotzdem – Trump verunsichert fast alle. Den Investoren dämmert es allmählich, dass Trump nicht nur einen Handelskrieg mit China beginnen, sondern auch Einfuhrzölle von zehn Prozent auf sämtliche Güter aus dem Ausland einführen könnte. Da Länder wie China auf derartige Maßnahmen scharf reagieren dürften, droht der Weltwirtschaft ein deutlicher Dämpfer. Und auch die Perspektiven für die exportabhängigen US-Unternehmen würden sich verschlechtern. „Immerhin haben die Unternehmen aus dem S&P 500 laut dem Indexanbieter S&P Dow Jones Indices im Jahr 2015 44,3 Prozent ihrer Umsätze im Ausland erzielt“, erklärt Nicolai Tietze, Zertifikateexperte von der Deutschen Bank.
Damit wächst die Sorge der Investoren, dass die US-Wirtschaft im Jahr 2017 deutlich langsamer wachsen könnte als erwartet, zumal sie von den zwischenzeitlich deutlich gestiegenen Zinsen und dem starken Dollar Gegenwind von gleich zwei Seiten bekommt.
Wie könnte es beim S&P 500 und Dax 2017 laufen?
Sollte Trump tatsächlich Einfuhrzölle erheben, würden dadurch ausländische Produkte in den USA deutlich teurer, wodurch ihr Absatz schrumpfen und sich das hohe US-Außenhandelsbilanzdefizit deutlich verringern würde. Das heizt den Höhenflug des Dollar weiter an. In dem Umfeld könnte weiter Kapital in den US-Aktienmarkt fließen – obwohl das US-Wirtschaftswachstum schwächer als erwartet ausfallen dürfte –, weil die weltweiten Investoren nach einem sicheren Hafen suchen. In einem solchen Umfeld könnte die Rekordfahrt des S&P 500 nach einem kurzen Rückschlag noch etwas weitergehen, wenngleich der Index mit einem 2017er-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 18 sehr hoch bewertet ist.

Ein schwaches Wachstum der Weltwirtschaft wäre allerdings keine gute Nachricht für den Dax, weil in dem Index so viele exportabhängige Unternehmen enthalten sind, wie in kaum einem anderen Aktienindex. Wer sich absichern möchte, hat in einem Umfeld noch niedriger Volatilität mit Put-Optionsscheinen auf Dax (SE555V), S&P 500 (GL20B1), Dow Jones (VN53G2) oder auch die Nasdaq (XM09QX) eine gute und günstige Absicherungsmöglichkeit. „Bei einer niedrigen impliziten Volatilität werden am Markt geringere Absicherungsprämien veranschlagt, weshalb die Kurse von Optionsscheinen aktuell vergleichsweise günstig sind“, erläutert Sebastian Bleser, Experte für Anlage- und Hebelprodukte bei HypoVereinsbank onemarkets.
Strohfeuer in heiß gelaufenem Markt
Wenn Investoren noch vor dem zweiten Halbjahr feststellen, dass es zwar ein kleines konjunkturelles Strohfeuer in den USA geben, die Wirtschaft ansonsten aber deutlich langsamer wächst als erwartet – und damit Trump sein zentrales Wahlversprechungen nicht erfüllen kann – könnte die Trump-Euphorie zusehends verblassen.
In dem Umfeld könnte der S&P 500 spätestens ab der Jahresmitte seinen Höhepunkt erreichen und allmählich den Rückwärtsgang einlegen. Das würde auch den Dax mit nach unten ziehen. Ob und wie groß der Druck auf den Dax sein wird, dürfte vor allem von der Entwicklung des Euro und der Zinsen abhängen. Anleger sollten sich gut anschnallen.
Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben
Newsletter: „Capital- Die Woche“
FigureJeden Freitag lassen wir in unserem Newsletter „Capital – Die Woche“ für Sie die letzten sieben Tage aus Capital-Sicht Revue passieren. Sie finden in unserem Newsletter ausgewählte Kolumnen, Geldanlagetipps und Artikel von unserer Webseite, die wir für Sie zusammenstellen. „Capital – Die Woche“ können Sie hier bestellen: