Nachhaltige Geldanlagen hatten in jüngster Zeit einen eher mäßigen Lauf. Das Anlegerinteresse wie auch die Performance schwächelten. An der unterdurchschnittlichen Renditeentwicklung ist in gewisser Weise der russische Präsident Wladimir Putin schuld. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens hat der vom russischen Präsidenten begonnene Krieg gegen die Ukraine die Preise für Erdöl und Erdgas weltweit und damit die Aktien aus der Branche hochgetrieben hat. Zweitens versorgen westlichen Staaten die Ukraine mit Waffen zu deren Verteidigung und geben selbst mehr für Verteidigung aus, weshalb Rüstungsaktien deutlich zulegen. Allein die Aktie von Rheinmetall hat sich seit Februar 2022 mehr als vervierfacht.
Nachhaltige Fonds und ETF waren bei dieser doppelten Rally nicht dabei, denn sie schließen in der Regel Unternehmen aus dem Bereich fossile Energie aus, denn deren Nutzung gilt als einer der Hauptgründe für die Klimakrise. Rüstungsaktien sind die zweite Branche, um die ESG-Fonds in der Regel einen großen Bogen machen oder zumindest bestimmte Segmente der Waffenherstellung ausschließen.
Das zeigt sich am weltweit wichtigsten Aktienindex, dem MSCI World mit rund 1600 Aktien aus den Industrieländern. Auf Sicht von einem Jahr legte er – in Euro gerechnet – rund 23 Prozent zu, seine auf sozial verantwortliches Investieren ausgerichtete Variante MSCI World SRI schaffte nur 18,6 Prozent Rendite.
Risiko Energiepreise
Das Performance-Problem kennt Gerhard Wagner, der bei der Schweizer Fondsgesellschaft Swisscanto, einer Tochter der Zürcher Kantonalbank, zwei auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Aktienfonds verwaltet. „Explodierende fossile Energiepreise sind das größte kurzfristige Performance-Risiko für meinen Fonds“, sagt der promovierte Physiker im Capital-Interview. Sein Swisscanto Equity Fund Sustainable (ISIN: LU0161535835; TER: 1,99 Prozent) schaffte auf Sicht von einem Jahr eine Rendite von rund 22 Prozent und übertraf damit den MSCI World SRI-Index. Nur den breiten Aktienmarkt, gemessen am MSCI World, konnte er eben nicht schlagen.
Der zweite von Wagner verwaltete Fonds Swisscanto Equity Fund Sustainable Global Climate (ISIN: LU2417103780; TER: 2,11 Prozent) schaffte auf Sicht von einem Jahr sogar nur rund 3,5 Prozent Rendite und bewegt sich damit auf dem Niveau von guten Festgeldangeboten. Aber immerhin: Die Vergleichsgruppe „Aktienfonds Umwelt/Klima/Neue Energien Welt“ hat im Schnitt laut Fondsweb-Daten sogar rund 1,5 Prozent verloren.
Über einen längeren Zeitraum sieht es aber ganz anders aus für die Indizes wie auch Wagners Fonds. Der Klimafonds ist noch neu und bietet keinen längeren Vergleich. Doch der Sustainable-Fonds hat auf Sicht von fünf Jahren pro Jahr eine Rendite von 13,1 Prozent erzielt und bewegt sich damit in etwa auf dem Niveau des MSCI World SRI- und MSCI World ESG-Index (in Euro gerechnet). Der Basisindex schaffte in diesem Zeitraum hingegen nur eine Rendite von jährlich 10,6 Prozent. Auf lange Sicht von zehn Jahren hat der Swisscanto-Fonds pro Jahr 10,7 Prozent geschafft, der MSCI World nur 8,4 Prozent.
Wachstum und Qualität
„Unsere Hypothese ist: Die Weltwirtschaft wird nachhaltiger und Unternehmen, die die entsprechenden Produkte anbieten, wachsen überdurchschnittlich“, erläutert Wagner die Idee seines Aktienfonds. „Wir investieren also in Firmen, die profitabel wachsen mit Themen, die vereinfacht gesagt, die Welt retten.“ Als Investor setzt Wagner auf die Kriterien Wachstum und Qualität, also ganz klassisch auf Quality Growth mit einem thematischen Fokus. Die Qualität der Unternehmen macht er daran fest, dass sie ihre Kapitalkosten verdienen, also Eigen- und Fremdkapital angemessen verzinsen können, und Wachstum daran, dass sie das Potenzial haben, „ihren inneren Wert zu steigern“.
Doch nicht alles, was nachhaltig oder klimaschützend wirkt, findet Eingang in Wagners Fonds. „Die Performance muss mindestens gleich oder besser sein wie bei einem konventionellen Fonds“, ist sein Anspruch. „Wichtig ist darüber hinaus, dass die Nachhaltigkeitsstrategie nachvollziehbar und glaubwürdig ist.“ Überhaupt nicht investiert ist er beispielsweise in der Solarbranche. „Der ganze Solar-Space wächst und wächst – aber er verdient einfach kein Geld, weil vielfach die Kapitalrenditen unter den Kapitalkosten liegen“, erläutert er. Die Schwäche der Solarwerte ist einer der Gründe für den spektakulären Absturz des iShares Green Energy-ETF im vergangenen Herbst.
Aktuell sind die größten Werte im Portfolio des nachhaltigen Aktienfonds Microsoft und Nvidia, die Wagner sogar stärker als im MSCI World gewichtet. Unter den Top Ten-Positionen finden sich zudem große Position von Eli Lilly, Linde und Siemens. Im Klimafonds sind die größten Einzelwerte Eaton Corp, ein Anbieter von Energiemanagement-Systemen, der Infrastruktur-Planer Stantec sowie Applied Materials, einen Maschinenbauer für die Halbleiterindustrie.
Rüstung bleibt ausgeschlossen
Wagner setzt also nicht nur auf klassische „grüne“ Unternehmen, sondern eben auch auf Industriewerte. Grund dafür ist eine Art Risikomanagement. Rund zwei Drittel des Fonds sind in Firmen investiert, die „die Welt retten“, wie Wagner es halb ernst, halb scherzend nennt. Das restliche Drittel geht in traditionelle Industriewerte, weil Wagner eben nicht in Ölkonzerne investieren kann. Seine Überlegung: „Steigt der Ölpreis und damit die Inflation, dann werden wegen höherer Zinsen Wachstumsaktien leiden, während die niedrig bewerteten Substanzunternehmen relativ gesehen besser laufen.“
Aus den beiden Renditenachteilen Öl und Rüstung könnten sogar wieder Vorteile werden, denn überall in der Welt wird die regenerative Energieerzeugung stark ausgebaut. Und in das Thema Rüstung kommt auch Bewegung und einzelne Stimmen sprechen sich wegen der „Zeitenwende“ bereits dafür aus den ESG-Malus für diesen Sektor zu streichen. „Die Frage, ob Rüstungsgüter den Frieden oder den Krieg fördern, ist umstritten. Dies illustrieren die gegenwertigen politischen Diskussionen um den Ukrainekonflikt“, sagt Wagner. Bei Swisscanto habe man sich aber entschieden, im Sustainable-Aktienfonds nicht in Unternehmen der Rüstungsindustrie zu investieren.