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Geldanlage Starten die Rohstoffkurse 2019 durch?

Gesteinsbrocken mit Kupfer: Das Metall ist wegen des Trends zur E-Mobilität gefragt
Gesteinsbrocken mit Kupfer: Das Metall ist wegen des Trends zur E-Mobilität gefragt
© Getty Images
Während die Aktienkurse bröseln, sagen Analysten ein gutes Jahr für Rohstoffe voraus. Das haben sie zuletzt schon mal getan. Aber jetzt macht sie ein Faktor noch zuversichtlicher

Das Prinzip Hoffnung war nicht unbedingt das, was den Aktienmarkt zuletzt antrieb. Zwar hofften einige, eine kleine Jahresendrally möge doch noch die Kurse final etwas nach oben hieven, doch die Rally fiel aus: Mit einem Minus von gut 18 Prozent verabschiedete sich der deutsche Leitindex stattdessen aus dem Jahr 2018. Er trat schon im Januar vergangenen Jahres den Rückwärtsgang an, auch wenn viele das noch nicht wahrhaben wollten, zumal es ab März noch einmal kräftig aufwärts ging. Doch spätestens seit dem Sommer ist klar: Der Jahresanfangsstand von rund 13.400 Punkten und damit auch das bisherige Allzeithoch sind Geschichte, inzwischen ist der Dax knapp 3000 Punkte schlanker. Nun hoffen natürlich viele, dass es 2019 besser läuft, und was passiert? In diesem Jahr stirbt die Hoffnung nicht zuletzt – sondern zuerst, so scheint es. Jedenfalls die an den Aktienmärkten.

Das Börsenjahr begann mit einem Kursrutsch, nicht nur beim Dax, sondern auch beim Eurostoxx, dem S&P 500 und dem Dow Jones. Ausgelöst von schlechten Wirtschaftsnachrichten aus China und dem schuldenbedingten Stillstand in den USA drehten viele Indizes am 2. Januar direkt ins Minus. Fürs Gesamtjahr sind viele Marktbeobachter skeptisch: Die Konjunktur könnte schwächeln – entweder weil das Wachstum wirklich nachlässt, oder weil sich die schlechte Stimmung an den Börsen bis in die Wirtschaft hineinfrisst. So richtig hoffnungsfroh klingt das zurzeit alles nicht. Aber es gibt tatsächlich einen Sektor an den Finanzmärkten, dem etliche Analysten erheblich mehr zutrauen, als er zurzeit zeigt. Die Rede ist von Rohstoffen. Ausgerechnet.

Auch sie legten zum Jahresauftakt erst einmal einen Miniabsturz im Gleichlauf mit den Aktienmärkten hin. Der Rohstoffindex S&P GSCI sackte zwischen dem 31. Dezember und dem 2. Januar von 378 Dollar auf 370 Dollar ab. Das war zwar nur ein vergleichweise kleiner Knick, doch damit setze er seinen Abwärtsdrall des Jahres 2018 fort. Im Oktober hatte der Index schließlich noch bei 500 Dollar gestanden. Auf Jahressicht büßte er rund 15 Prozent ein und damit ähnlich viel wie die großen Aktien-Leitindizes.

Die Kurse vieler Rohstoffe haben sich eben nicht erhöht, obwohl einige Marktbeobachter zuvor gehofft hatten, der neue große Rohstoffzyklus sei da. Sie sahen in den Kursanstiegen seit 2016 den Beginn eines neuen Superzyklus. Nun aber schnellen die Kurse nicht nach oben, sondern nach unten. Seit dem vergangenen Höchststand von April 2011 haben die Kurse mehr als halbiert, sie sind um über 50 Prozent gefallen. Was also stimmt die Analysten nun ungleich optimistischer?

Rohstoffe wurden zu stark abgestraft

Zuerst einmal muss man sagen, dass sich nicht alle Analysten einig sind. In vielen Jahresausblicken kamen die Rohstoffe diesmal gar nicht erst vor oder zumindest nicht in nennenswertem Umfang. Und es gibt Fondsanbieter, die diese Anteilsklasse jüngst sogar aus ihren Misch- oder Dachfonds getilgt haben, mit der Begründung: Die Rohstoffe hätten so schlecht performt, dass man im Sinne der Anleger künftig lieber auf sie verzichte. Zudem fallen die Einschätzungen auch je nach Art des Rohstoffes unterschiedlich aus. Beim Öl zum Beispiel sind viele Analysten zurückhaltend, wenn es um Preisprognosen geht. Deren Kurs werde zu sehr von politischem Kalkül der Produzenten getrieben und sei daher kaum berechenbar. Auch der Gesamtmarkt, der sowohl Öl und Gas als auch Gold, Industriemetalle und Agrarmittel umfasst, ist im Grunde viel zu breit, als dass er sich mit einer einzigen Prognose zusammenfassen ließe.

Dennoch ermutigen renommierte Rohstoffanalysten gerade jetzt, sich diese Grundstoffe ins Depot zu holen. Denn ihre Preise würden sich mehrheitlich wieder erholen, sagen sie. Sowohl jene für Edel- und Industriemetalle und auch die für Agrarrohstoffe. Insgesamt rechneten die Strategen von Goldman Sachs in einem ihrer jüngsten Berichte sogar mit einem Anstieg der Rohstoffpreise um 17 Prozent in den kommenden Monaten. Warum? Weil die „Verwerfungen bei den Preisen“ im Vergleich zu den Fundamentaldaten übertrieben seien. Im Klartext: Die Anleger haben die Metalle und Grundstoffe an den Börsen viel zu stark abgestraft.

Kupfer ist gefragt

Vor allem ein Indikator spricht für diese Aussage: Setzt man die Rohstoffpreise (also die großen Rohstoffindizes) in Beziehung zu den Aktienpreisen (also zum S&P 500) und sieht man sich die entsprechende Kurve seit 1970 an, so gab es drei Punkte, an denen die Rohstoffe bisher Höchststände markierten: nämlich zur Ölkrise 1973, im Golfkrieg der 90er-Jahre und zuletzt kurz vor der Finanzkrise von 2008. Und es gab drei Tiefpunkte, an denen die Rohstoffpreise im Vergleich zu den Aktienkurse unglaublich niedrig waren, das war 1970, kurz vor der Dotcomkrise 1999 – und heute. Auch beim Aktiencrash von 1987 notierten die Rohstoffe niedrig, wenn auch noch lange nicht so tief wie heute. Jeweils nach diesen Tiefstständen stiegen die Kurse für das nachfolgende Jahrzehnt enorm an, bis wieder ein Höhepunkt erreicht war. Deshalb finden die Goldman-Sachs-Strategen: Derzeit sei ein „extrem attraktiver Einstiegszeitpunkt“ in den Markt von Öl, Gold und Basismetalle.

Wie begründen die Analysten das aber jenseits der Schaubilder und reinen Charttechnik? Vor allem verweisen sie auf die immer noch starke Konjunktur, sie lasse die Volkswirtschaften weiterhin kräftig Rohstoffe nachfragen. Gerade bei Zink, Kupfer und Nickel aber sei das geförderte Angebot zurzeit eher knapp. Es gebe Defizite bei der Versorgung, obwohl Kupfer zum Beispiel massenhaft für Batteriespeicher und Elektroautos nachgefragt wird. China ist eines der Hauptabnehmerländer und importiert schon zunehmend mehr Kupfer als zuvor, weil es ihm am Rohstoff fehlt. Vom Rohstoff Zink hat die Volksrepublik auch viel zu wenig. Vor allem wenn die USA und China ihren Handelskonflikt beilegen können und wenn die Emerging Markets ihren Erholungskurs fortsetzen, dann werden die Grundmetallpreise darauf positiv reagieren.

Aber auch bei den Agrarrohstoffen hinke die Produktion vielfach der Nachfrage hinterher: Mais und Sojabohnen für die Tierfutterproduktion etwa könnten zurzeit gar nicht so schnell angebaut werden, wie sich die Lager wieder leeren. Bei Nahrungsmittelgetreide wie Weizen muss die Welt abwarten, welche Kapriolen das Wetter in diesem Jahr schlägt.

Wird Gold wieder zum sicheren Hafen?

Ein weiterer Faktor, der auf die Rohstoffpreise wirkt, sind die Währungen: Wenn der Dollar langsam an Stärke verliert, weil die US-Notenbank Fed die Zinsen noch stärker anhebt (lediglich zehn von zwölf Zinsschritten hat der Rohstoffmarkt laut Analysten derzeit eingepreist) und wenn das amerikanische Wirtschaftswachstum allmählich etwas schwächer wird, weil die Wirkung der Sonderkonjunktur wegen der Steuersenkungen nachlässt, dann werde sich das ebenfalls positiv auf die Rohstoffpreise auswirken. Denn je schwächer der Dollar, desto billiger die Rohstoffe für die Abnehmer anderer Währungen. Die Nachfrage dürfte steigen.

Ein weiteres Zinswachstum dürfte auch den Goldpreis beflügeln, was nämlich wieder die aufkeimenden Inflationssorgen befeuern dürfte. Dadurch könnte sich Gold wieder mehr zum sicheren Hafen entwickeln, was es zuletzt in den Augen der Anleger nicht war. Zumindest aber wird es als defensiver Wert wohl wieder gefragter sein. Zudem bleibt hierzulande noch der Brexit, der noch alles andere als geregelt ist. Von dieser Unsicherheit und den wachsenden Sorgen, dass es zu einem unkontrollierten Austritt Großbritanniens kommen könnte, würden ebenfalls die Rohstoffkurse auf breiter Front profitieren, sagen die Marktbeobachter.

Das will sich natürlich niemand wünschen, zumal das wohl auch größere Folgen für den Aktienmarkt hätte. Zudem, so entlarven statistische Auswertungen, entwickeln sich Aktien und Rohstoffe auch im Durchschnitt meist in einer langsamen, positiven Korrelation, sie bewegen sich also eher parallel auf und ab. Daher gibt es auch keine Gewähr dafür, dass die Rohstoffkurse gut laufen (oder zumindest besser), wenn es den Aktien schlecht geht. Ein wirklich starker Gegenpol sind sie außerdem nicht, da sie insgesamt nur rund 10 bis 15 Prozent des Depots ausmachen sollten, raten Portfoliofachleute. Trotzdem könnten sie für ein klein wenig mehr Stabilität in turbulenten Zeiten sorgen. Wer darauf setzen möchte, sollte sich nach einem ETF auf den S&P GSCI zulegen oder auf den Bloomberg Commodity Index oder den Thomson Reuters CRB. Man sollte aber acht geben, dass der Index den Bereich Öl und Gas eher untergewichtet oder sogar darauf verzichtet. Und dann heißt es: Auf ein gutes Jahr 2019 hoffen!

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