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Anleihen Spezialanleihen locken mit Zinsen

Coco-Bonds werden bei großen Investoren beliebter. Die Ergebnisse des Banken-Stresstests dürfte weiteren Rückenwind geben.
Trotz nachweisbarer Vorzüge scheuen die Deutschen Aktien (Foto: Johannes Mink)
Coco-Bonds: Hohe Zinsen, hohes Risiko

In der Bankenwelt herrscht nach dem Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) allgemeines Schulterklopfen. Nur wenige Banken sind durchgefallen, die Bilanzen sehen überwiegend gut aus, und für den Ernstfall ist genügend Eigenkapital vorhanden. Europas Kreditinstitute sonnen sich im neugewonnenen Vertrauen der Anleger. Analysten erwarten, dass Banken deshalb bald vermehrt Coco-Bonds ausgeben werden, eine spezielle Form der Anleihe. Die Papiere sind hoch verzinst und scheinen vielen Anlegern im derzeitigen Niedrigzinsumfeld sehr attraktiv.

Die Abkürzung Coco-Bond steht für Contingent-Convertible-Bond. Auf Deutsch werden die Papiere auch als Pflichtwandelanleihen bezeichnet. Coco-Bonds können von Anleihen in Aktien umgewandelt werden. Wann das passiert, entscheidet allerdings nicht der Anleger, wie bei herkömmlichen Wandelanleihen, sondern der Emittent. Sobald das Eigenkapital der Bank einen bestimmten Wert unterschreitet, werden Coco-Bonds in Aktien, also frisches Eigenkapital für die Bank, zwangsumgewandelt – oder sie werden abgeschrieben. Damit erfüllen sie eine wichtige, politisch gewollte Funktion: Im Fall einer Krise werden zuerst die Gläubiger einer Bank haftbar gemacht - nicht die Steuerzahler. Für Banken lohnt es sich, Coco-Bonds auszugeben, trotz der hohen Zinszahlungen von durchschnittlich sechs Prozent. Die können sie nämlich als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen. Für Anleger können die Papiere dagegen zum Totalausfall werden.

Riskantes Investment

Privatanleger sollten sich gut überlegen, ob sie sich von den hohen Zinsen locken lassen und in Coco-Bonds investieren wollen. Laut Ralf Frank, Geschäftsführer der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA), sind für sie die Risiken größer als die Renditechancen. „Bei den Kupons bekommt man natürlich feuchte Augen“, scherzt er. In der Praxis seien die Bonds beim Auslösen des sogenannten Triggers, das heißt beim Unterschreiten der zuvor festgelegten Eigenkapitalgrenze, aber meist teilweise oder komplett abgeschrieben worden. Diese Gefahr eines Ausfalls sei trotz der guten Ergebnisse des Banken-Stresstests schwer abzusehen. „Es ist schon für professionelle Anleger nicht mehr ganz einfach, überhaupt die Eigenkapitalquote festzustellen“, sagt Frank. Privatanleger könnten kaum einschätzen, wie gut es einer Bank wirklich geht. Sie sollten sich außerdem darüber im Klaren sein, dass sie im Fall einer Wandlung ausgerechnet dann zu Aktionären einer Bank werden, wenn es für sie wahrscheinlich nicht mehr attraktiv ist.

Auch die Finanzaufsicht Bafin rät Privatanlegern vom Kauf ab. Die Anleihen seien nicht nur riskant, sondern auch sehr kompliziert, heißt es in einem aktuellen Report. Ob und wann die Papiere abgeschrieben werden und Anleger ihr Geld verlieren, sei für Privatinvestoren nur schwer zu erkennen. Auch wenn das eingesetzte Kapital nicht verlorengeht und die Anleihen noch nicht einmal in Aktien zwangsumgewandelt werden, sei ein Investment in Coco-Bonds nicht unbedingt empfehlenswert, warnt die Bafin. Der Emittent kann nämlich die Kuponzahlungen nach eigenem Ermessen ohne Rückzahlung aussetzen, wenn er es für nötig hält.

Coco-Bonds haben sich in den vergangenen Jahren vor allem als Anlageinstrument für institutionelle Investoren etabliert. Mittlerweile werden die Papiere aber gezielt auch an Privatanleger vermarktet vor allem über Investmentfonds. Einer der ersten Coco-Bond-Fonds stammt von dem Schweizer Investmenthaus Swisscanto. Der „Swisscanto Bond Invest CoCo“ (ISIN: LU0599119533) wurde im Jahr 2011 aufgelegt. Fondsmanager Daniel Björk zeigt sich nach dem Stresstest optimistisch, dass die Anlageklasse weiter wachsen wird: „Die Ergebnisse dürften auf den Emissionsmarkt anregend wirken“, sagt er. Fonds bergen für Privatanleger ein geringeres Verlustrisiko als ein Investment in einzelne Coco-Bonds, weil ein erfahrener Manager die Titelauswahl trifft. Riskant bleibt das Investment trotzdem.

Glossar

Coco-Bond: Die Abkürzung steht für Contingent-Convertible-Bond, eine Spezialform der Wandelanleihe. Anleger können nicht selbst bestimmen, ob und wann die Anleihe in Aktien umgewandelt wird. Das bestimmt der Emittent.

Trigger: Der Trigger bezeichnet das Ereignis, das eintreten muss, damit ein Coco-Bond in Aktien umgewandelt wird. In der Regel ist dies das Unterschreiten einer festgelegten Eigenkapital-Schwelle.

Banken-Stresstest: In einer aufwendigen Prüfung hat sich die Europäische Zentralbank (EZB) die Bilanzen von Europas Großbanken genau angeschaut und Krisenszenarien simuliert. Der Test sollte zeigen, ob Europas Kreditinstitute über genügend Kapitalreserven verfügen. 25 der 130 untersuchten Banken fielen durch.

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