Der Spac-Boom in den USA begann im Sommer vergangenen Jahres, das Wachstum schien grenzenlos - bis jüngst die US-Wertpapieraufsicht SEC den Markt ins Visier nahm. Das Akronym Spac steht für Special Purpose Acquisition Company, es handelt sich hier um reine Zweckgesellschaften für Firmenübernahmen. Sie produzieren oder entwickeln nichts, sondern werden ausschließlich gegründet, um andere Unternehmen an die Börse zu bringen.
Mehr zu Spacs und warum Firmen diesen Weg für den Börsengang wählen, erfahren Sie auch in unserem Beitrag „Spacs – durch die Hintertür an die Börse“.
Im vergangenen Jahr sammelten mehr als 200 Spacs in den USA Geld von Investoren ein. Allein in den ersten Monaten dieses Jahres waren es knapp 300, so die Daten von S&P Global Market Intelligence. In Deutschland ist der Markt hingegen klein, Ende Februar startete Lakestar Spac1, hinter dem der bekannte Geldgeber Klaus Hommels steht. Anleger, die nach dem Börsengang gekauft haben, hatten wenig Freude: Der Kurs kletterte kurz nach Emission auf 12,30 Euro und fiel seither auf gut 10 Euro. Heute kommt mit 468 Spac1 die zweite Zweckgesellschaft hinzu.

Während der deutsche Markt allgemein wenig Beachtung findet, sammelten die Spac-Initiatoren in den USA massenhaft Geld ein. Allein in diesem Jahr flossen mehr als 100 Mrd. Dollar in die Papiere und übertrafen den Vorjahresrekord von 83 Mrd. Dollar, so der Fachdienst „SPACInsider“. Doch im April versiegte der Kapitalstrom abrupt. Lediglich 14 Firmen sammelten in diesem Monat Geld von Investoren ein. Durchschnittlich 90 waren es in den drei Monaten zuvor. „Lebe schnell, sterbe jung“, beschreibt Brenon Daly von 451 Research, einem Ableger von S&P Global Market Intelligence, die Entwicklung. Er beobachtet, dass die Anleger nicht mehr blind kaufen – und zwar weder jene, die ihr Geld in Spacs investieren, noch die klassischen Aktienkäufer, die nach einem Zusammenschluss von einem Spac und einem Unternehmen oft noch viel mehr Geld in die Unternehmen gesteckt haben. Stattdessen hat nun die US-Börsenaufsicht SEC die Zweckgesellschaften im Visier. „Das ist ein klares Zeichen, dass der Boom vorbei ist“, meint Daly.
Die Struktur von Spacs ist spätestens seit Veröffentlichung der Studie „ A Sober Look at Spacs “ im Herbst 2020 in der Kritik. Professor Michael Klausner von der Stanford Law School, sein Kollege Michael Ohlrogge von der New York Universitiy School of Law und Wissenschaftlerin Emily Ruan bemängelten die hohen Kosten, die zu Lasten der Anleger gehen und forderten strengere Regeln. Klausner sprach öffentlich von einer Blase am Spac-Markt, die zu platzen droht.
Auch Technologieguru Elon Musk, der selbst gelegentlich mit der US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC im Clinch liegt, twitterte jüngst über die SEC und deren Umgang mit Spacs: „Sie spielen eine wichtige Rolle, die Öffentlichkeit vor Betrug zu schützen, aber manchmal sind sie meiner Meinung nach zu nah an den Wall Street Hedge Fonds. Es ist seltsam, dass sie bei einigen Spacs nicht stärker eingreifen“.
Die SEC ist nicht tatenlos. Bislang hat sie mehrere Spacs wegen offensivem Marketing und ihrer Kommunikation mit den Investoren verwarnt. Zudem veränderte sie jüngst die Bilanzierungsregeln für die Gesellschaften und arbeitet aktuell an neuen Richtlinien, um die nicht selten übermäßig optimistisch dargestellten Wachstumsvorhersagen der Zweckgesellschaften einzuschränken. Das erschwert die Bedingungen für die Marktteilnehmer erheblich.