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Aktien Social-Media-Aktien – der Hype ist vorbei

Pinterest: Die Zahl der aktiven Nutzer ist gesunken
Pinterest: Die Zahl der aktiven Nutzer ist gesunken
© Pixsell / IMAGO
Die jüngsten Quartalszahlen vieler Social-Media-Konzerne sind durchwachsen ausgefallen, ihre Aktienkurse schwächeln. Individuelle Herausforderungen belasten das Geschäft der Unternehmen und sollten Anleger vorsichtig werden lassen

Erst kam der Schreck, dann die Erleichterung: Nachdem in der vergangenen Woche Berichte die Runde machten, dass Paypal das Online-Netzwerk Pinterest kaufen wolle, sackte der Aktienkurs des Bezahlriesen ab. In der laufenden Woche teilte die Führungsriege dann mit, dass eine Übernahme nicht geplant sei. „Als Antwort auf Marktgerüchte betreffend eine potenzielle Akquisition von Pinterest durch Paypal stellt Paypal fest, dass es derzeit keine Übernahme von Pinterest verfolgt“, heißt es knapp in einem offiziellen Statement. Der Aktienkurs erholte sich daraufhin zumindest leicht und illustrierte ein Aufatmen der Investoren, die sich weitgehend ratlos gefragt hatten, welche strategischen Ziele Paypal mit dem Kauf der Online-Pinnwand verfolgen könnte.

Der Kursrutsch bei Paypal im Zuge der Kaufgerüchte war womöglich nicht allein der Frage geschuldet, wie Pinterest ins Portfolio passt. Sondern auch der Tatsache, dass sich viele soziale Netzwerke im laufenden Jahr eher mau entwickeln und eine Pinterest-Übernahme für den Bezahldienstleister nach Ansicht vieler Investoren wohl eher eine Belastung als ein Gewinn gewesen wäre. Diverse Faktoren drücken auf das Geschäft der Unternehmen und auch auf ihre Aktienkurse. Anleger, die jetzt noch auf den Social-Media-Trend aufspringen wollen, sollten genau hinschauen und selektiv vorgehen.

Die Pinterest-Aktie ist im vergangenen Jahr kräftig gestiegen, konnte ihren Aufwärtstrend aber im laufenden Jahr nicht fortsetzen. Nach viel Auf und Ab in den vergangenen Monaten liegt ihr Kurs nun ungefähr auf dem Niveau von November 2020. Analysten raten überwiegend zum Halten. Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Zahl der aktiven Nutzer bei Pinterest im Jahresverlauf leicht gesunken ist – ein Warnsignal, denn soziale Netzwerke leben von ihren Nutzern. Darüber hinaus flossen die Werbeeinnahmen durch eine Datenschutzänderung bei Apple weniger üppig. Dieses Problem betrifft allerdings nicht nur Pinterest, sondern auch andere Social-Media-Unternehmen.

Probleme bei den Werbeeinnahmen

Der Foto-Messaging-Dienst Snapchat konnte zwar die Zahl seiner Nutzer steigern, verfehlte aber im dritten Quartal mit rund 1 Mrd. US-Dollar Umsatz die Erwartungen von Analysten und Investoren knapp. In der Folge tauchte die Aktie Mitte Oktober ab und verlor fast 30 Prozent an Wert. Analysten halten die Korrektur indes für eine gute Gelegenheit zum Einstieg: Der Konsens lautet „kaufen“. Wie Pinterest drücken auch bei Snapchat die neuen, strengeren Datenschutz-Einstellungen des iPhones auf die Werbeeinnahmen.

Bei Facebook raten Marktbeobachter ebenfalls überwiegend zum Kauf. Der Aktienkurs des Social-Media-Urgesteins hat seit Anfang September um knapp zehn Prozent nachgegeben – die stärkste Korrektur seit rund einem Jahr und für interessierte Anleger eine Gelegenheit zum Einstieg. Seit Facebook am Montag dieser Woche mit guten Quartalszahlen aufwarten konnte, unter anderem einem höher als erwarteten Gewinn je Aktie, zeigt der Kurs wieder aufwärts. Die schlechte PR, die für den Kursrutsch mit verantwortlich war, ist allerdings noch nicht vom Tisch. Eine Whistleblowerin wirft dem Konzern vor, Gewinnstreben über das Wohl der Nutzer zu stellen. Möglich, dass ein Rebranding für Ablenkung sorgen kann. Berichten zufolge will der Konzern, zu dem neben dem namensgebenden Netzwerk unter anderem die Foto-Plattform Instagram und der Messenger-Dienst Whatsapp gehören, in der laufenden Woche eine Namensänderung verkünden.

Im Jahresrückblick scheint der Corona-bedingte Aufschwung bei sozialen Netzwerken vorbei und überdies an der Börse längst eingepreist. Individuelle Herausforderungen sorgen nun wieder dafür, dass die Entwicklung der Aktienkurse divergiert. Auf lange Sicht dürften einige Trends an Bedeutung gewinnen: Facebook-Chef Mark Zuckerberg will verstärkt auf Augmented Reality setzen, bei vielen sozialen Netzwerken spielt zudem das Thema „Social Commerce“ –Shopping via Social Media – eine immer wichtigere Rolle. Die Gewinner und Verlierer unter den Plattformen könnten sich in den kommenden Jahren neu sortieren. Dem sozialen Netzwerk von Ex-US-Präsident Donald Trump, das im nächsten Jahr starten und per SPAC an die Börse gehen soll, trauen Marktbeobachter allerdings eher wenig zu. Truth Social hat bisher vor allem mit Datenpannen von sich reden gemacht.

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