Werfen Aktienanleger einen Blick in den Rückspiegel, bietet sich ihnen dort jedes Jahr dasselbe Bild: Sind die Kurse im Jahresverlauf gestiegen, war der Löwenanteil des Anstiegs stets einigen wenigen, überdurchschnittlich gut gelaufenen Märkten zu verdanken. Anleger verwenden mitunter viel Zeit und Mühe darauf, die Stars des Jahres vorab zu identifizieren. Diese Bemühungen fruchten aber selbst bei erfahrenen Investmentprofis nur selten. Privatanleger sollten lieber breit gestreut in viele Länder und Branchen investieren, statt die Jahressieger schon im Januar finden zu wollen.
Die Rückschau auf das Aktienjahr 2019 zeigt einmal mehr, wie wichtig eine breite Streuung ist. Der Industrieländer-Aktienindex S&P Developed hat von Jahresbeginn bis Mitte Dezember 2019 rund 27 Prozent zugelegt. Wer breit investiert hat, kann sich also über ein hübsches Kurs-Plus freuen. Auf jene Aktienmärkte, die am besten abgeschnitten haben, dürften vor zwölf Monaten dagegen nur wenige Investoren gesetzt haben.
In den Niederlanden war das Aktienjahr besonders gut
Auf Länder-Ebene haben es unter den Industriestaaten ausgerechnet drei Börsenzwerge an die Spitze geschafft, zeigen Zahlen des Indexanbieters S&P Dow Jones Indices: die Niederlande, Neuseeland und Irland. Der Aktienindex S&P Netherlands legte von Januar bis Mitte Dezember 2019 rund 35 Prozent zu. Der Index für Neuseeland stieg im selben Zeitraum um 34,3 Prozent, irische Aktien legten im Schnitt 32 Prozent zu. Auf Platz vier folgten schweizerische Aktien mit einem Plus von 31,9 Prozent bis Mitte Dezember. Erst auf Rang fünf liegt mit den USA und einem Markt-Plus von knapp 31 Prozent ein Börsen-Schwergewicht.
Die Wertentwicklung kleiner Aktienmärkte kann stärker schwanken als die Performance großer, liquider Märkte – nach oben wie nach unten. Das zeigt das Beispiel der Luxemburger Börse, die 2019 trotz des insgesamt soliden Umfelds rund acht Prozent gefallen ist. Es ist also wenig sinnvoll für Privatanleger, jetzt in niederländische oder neuseeländische Aktien einzusteigen. Auch von den absoluten Jahressiegern 2019 sollten Privatinvestoren besser die Finger lassen. Die Aktienmärkte von Russland und Griechenland – beide von S&P Dow Jones Indices als Schwellenländer eingestuft – sind seit Jahresbeginn zwar um rund 47 beziehungsweise 44 Prozent geklettert. Sogar mit diesem kräftigen Anstieg haben sie aber frühere Verluste noch nicht wieder wettgemacht.
IT-Aktien haben am besten abgeschnitten
Auf Branchenebene gab es im Jahr 2019 weniger Überraschungen als auf Länderebene. Am besten schnitten in den entwickelten Volkswirtschaften IT-Aktien ab : Der Sektor-Index S&P Developed BMI Information Technology stieg von Januar bis Mitte Dezember 2019 um fast 45 Prozent. Auf Rang zwei und drei liegen Industriewerte und Telekommunikationsaktien mit einem Plus von durchschnittlich rund 29 beziehungsweise rund 28 Prozent. Am schwächsten schnitten Aktien aus dem Energiesektor ab, mit einem Durchschnittszuwachs von gerade einmal neun Prozent.
Die Wertentwicklung der einzelnen Sektoren zeigt, dass Anleger 2019 zuversichtlicher waren als im Vorjahr und in der Folge mutiger investierten. Im Jahr 2018 hatten die defensive, wenig konjunktursensible Versorgungs- und Health-Care-Branche am besten abgeschnitten. Die etwas riskanteren IT-Aktien folgten erst auf dem dritten Platz. In den vergangenen zwölf Monaten entwickelten sich Versorger- und Gesundheitsaktien dagegen vergleichsweise schwach.
Analysten und Ökonomen gehen davon aus, dass sich die Konjunktur im Jahr 2020 leicht verschlechtert. Gut möglich also, dass Aktien aus defensiven, nichtzyklischen Sektoren in den kommenden Monaten wieder aufholen. Wer auf Nummer sicher gehen will, hält es aber mit den Branchen so wie mit den Ländern und setzt beim Investieren auf eine breite Streuung statt auf taktische Übergewichtungen.