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Fonds Wie Anleger auf künstliche Intelligenz setzen können

Notierung der Apple-Aktie an der Computerbörse Nasdaq
Notierung der Apple-Aktie an der Computerbörse Nasdaq
© dpa
Roboter und künstliche Intelligenz haben das Potenzial, die Welt zu verändern. Warum also nur Robo Advisor nutzen und nicht besser gleich die Aktien der Boombranche kaufen? Nadine Oberhuber erklärt, wie man von der Entwicklung profitieren kann

Angst und Hoffnung liegen oft nah beieinander. Besonders an der Börse, das weiß jeder, der zu Höchstpreisen schon einmal darüber nachgedacht hat, in den Markt einzusteigen. So wie jetzt. Und erst recht in diesem Fall, im Fall der künstlichen Intelligenz (KI). Denn kaum ein Thema hat derart großes Potenzial, die Menschen sowohl total zu begeistern und Hoffnungen zu schüren – als auch komplett zu verängstigen. Wenn Maschinen in absehbarer Zeit in der Lage sein werden, viele richtig anspruchsvolle Aufgaben zu übernehmen, so lautet die bange Frage, dann könnten sie uns allen zwar viel Arbeit abnehmen. Aber sie würden damit auch Millionen Menschen überflüssig machen, ihre Jobs vernichten und uns in eine Welt katapultieren, die ganz anders ist, als wir es uns im Moment vorstellen können. Das ist die Furcht, die mit der künstlichen Intelligenz und den selbstdenkenden Maschinen verbunden ist. Und mehr als jeder Zweite von uns teilt sie, ergab eine Umfrage der Beratungsgesellschaft PWC.

Unberechtigt sind beide nicht – weder die Angst noch die Hoffnung. Zukunftsforscher sagen heute schon, dass die Welt sich innerhalb der kommenden 20 oder 30 Jahre stärker verändern wird, als sie es in den 300 Jahren zuvor getan hat. Selbstfahrende Autos, fliegende Taxis, redende Roboter, die lernfähiger sind als viele Kinder. All das gibt es bereits. Maschinen statt Ärzten werden uns bald behandeln und aus wenigen Symptomen die korrekten Krankheiten ermitteln. Datenbanken statt Anwälten werden die Urteile der letzten Jahre durchforsten und beschließen, mit welchen davon sich unser Fall gewinnen ließe. Roboter legen anhand von Aktienmarktsimulationen schon heute besser Geld an als die meisten professionellen Geldverwalter. All das mag man gruselig finden, man kann es aber auch einfach Fortschritt nennen. Und abwarten, ob die Prognose von der rundum-roboterisierten Welt wirklich eintritt.

Da aber niemand bestreitet, dass künstliche Intelligenz fast alle Industrie- und Dienstleistungsbereiche umkrempeln wird, könnten Anleger schon darüber nachdenken, ob sie auf diese Entwicklung setzen möchten. Auch wenn es menschlich vielleicht kein Gewinn sein wird, dass die Roboter kommen – finanziell könnte dabei einiges für diejenigen Anleger herausspringen, die sich bereits voller Hoffnung in dieses Feld wagen.

Toyota und Softbank verbünden sich

Denn schon jetzt wachsen viele Unternehmen rasant, die sich auf Robotik und KI spezialisiert haben. Der Umsatz der KI-Firmen soll sich bis 2025 im Vergleich zu 2016 auf rund 90 Mrd. Dollar verdreißigfachen, sagen Studien von Tech-Analysten. Die KI-Firmen weltweit könnten bereits 2022 knapp 4000 Mrd. Dollar an Firmenwert besitzen, schätzt die Marktforschungsfirma Gartner. Und das globale Bruttosozialprodukt habe allein durch Roboter und künstliche Systeme sogar das Potenzial bis 2030, um 14 Prozent zu wachsen. Das entspräche einer zusätzlichen Wertschöpfung von 15.700 Mrd. Dollar. Das wäre enorm. Und das „übliche“ Wachstum käme wohl noch dazu.

Kein Wunder also, dass viele Augen auf Unternehmen gerichtet sind, die solche Systeme entwickeln. Zudem haben viele Großkonzerne wie Apple, Alphabet, Microsoft, Netflix und Co. längst KI-Start-ups aufgekauft, die an besonders innovativen Ideen arbeiten. Oder sie sind Kooperationen eingegangen, um bei dem Trend dabei zu sein. Jüngstes Beispiel dafür ist die strategische Partnerschaft von Toyota und Softbank , die in dieser Woche verkündet wurde. Damit verbünden sich der finanzkräftigste Autobauer der Welt und der größte Technikinvestor zu einem potenten Duo, um das autonome Fahren voranzubringen.

Derzeit setzt bereits die Hälfte aller Unternehmen Robotik- und Automatisierungstechniken ein, nutzt Sensoren, Chatbots, Spracherkennung oder Künstliche-Intelligenz-Systeme, so schätzen Marktexperten. Irgendwann wird es nicht mehr ohne diese Techniken gehen. Das heißt: Mindestens die Hälfte aller Unternehmen wird noch nachziehen bei der KI. Oder untergehen, wenn sie den Anschluss verpassen.

Auf die Auswahl kommt es an

Untergehen, das ist das Wort, an das auch viele bei Start-ups denken, vor allem im Tech-Sektor. Viele Firmenneugründungen floppen schon nach wenigen Jahren, mahnen Businessberater. Bei Start-ups sei Erfolg eher die Ausnahme als die Regel und zwar die große: Nur eines von zehn neuen Unternehmen kommt richtig groß raus. Ist es nicht also viel zu riskant, sein Geld in diesen Bereich zu stecken? Man muss es eben nur richtig machen: Also möglichst nicht nach Einzelaktien der potenziellen Champions von morgen suchen, weil das tatsächlich ein sehr riskantes Unterfangen wäre. Sondern ein gutes Portfolio zusammenstellen aus neuen kleinen Unternehmen und gestandenen großen.

Dazu sollte man einerseits „pure Player“ nehmen, so nennt die Branche jene Firmen, die ausschließlich auf dem Feld der Robotik oder KI unterwegs sind und diese Technologien auch entwickeln. Das sind insgesamt 400 Unternehmen weltweit in der Robotik. Die bekanntesten von ihnen sind die japanischen Firmen Keyence, Yaskawa und Fanuc sowie die amerikanische Intuitive Surgical. Bei der künstlichen Intelligenz gibt es kaum börsennotierte „pure Player“, Twilio ist eine seltene Ausnahme. Andererseits sind auch Nicht-„pure Player“ wichtig, die vorwiegend die Technik anwenden, ohne sie selbst zu entwickeln. Dazu gehören viele Großkonzerne aus Wirtschaft, E-Commerce und Finanzen.


Twilio Aktie


Twilio Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

Und es sollten ruhig auch ein paar Internetgrößen aus dem Silicon Valley darunter sein zur Stabilisierung des Depots. Apple wähnt sich derzeit mit seinem Börsenkurs von 232 Dollar auf dem Allzeithoch und hat gewiss noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Auch auf den künftigen Einfallsreichtum der Google-Mutter Alphabet darf man hoffen. Und vielleicht kehrt Microsoft ja zurück zum Kreis der Visionäre, wenn das Roboterzeitalter die Computerära ablöst. Als chinesisches Schwergewicht ist der Suchmaschinenbetreiber Baidu sicher nicht verkehrt. Insgesamt sollte Anlegern klar sein: Der Wettkampf um die Vorherrschaft um die künstliche Intelligenz wird wohl zwischen Amerika und China ausgetragen. Europäische Firmen sind bisher wenig aufgefallen.

Es gibt einige Fonds, die Anlegern die Arbeit abnehmen, die richtigen Aktien auszusuchen – aktive wie passive. Zu den aktiv gemanagten Fonds zählen der Global Artificial Intelligence von Allianz Global Investors, der im Mai 2017 aufgelegt wurde und inzwischen schon über 1 Mrd. Euro Kapital eingesammelt hat. Er ist in Euro notiert, allerdings mit 2,1 Prozent laufenden Kosten und 5 Prozent Ausgabeaufschlag auch recht teuer. Er kam auf eine Performance von 14 Prozent auf Jahressicht und auch seit Jahresbeginn 2018. Das ist ganz ordentlich. Allerdings setzt er auch zu über 80 Prozent auf IT- und Softwareunternehmen, da sind andere Fonds ausgewogener.

Auch ein Indexfonds steht zur Auswahl

Die roboterlastigen Fonds wie der Credit Suisse Global Robotics (es gibt ihn seit 2016 und er ist 2,9 Mrd. Dollar schwer) und der Deka Industrie 4.0 (ebenfalls 2016 aufgelegt) bestücken jeweils nur rund die Hälfte ihres Depots mit IT-Aktien. Der Rest ihres Portfolios besteht aus Industrieunternehmen (rund 30 Prozent) und Unternehmen der Gesundheitsbranche (15 beziehungsweise 5,5 Prozent). Noch breiter streut der Pictet Robotics sein Kapital über die Sektoren: Halbleiter, Software und Elektro sind die drei größten, von denen jedoch keine über 15 Prozent hinauskommt. Insgesamt hat der Pictet den mit Abstand breitesten Mix. Was ihm aber auch nicht unbedingt mehr Performance brachte als den beiden Konkurrenten.

Während der Pictet-Fonds 2017 eine Wertentwicklung von 23 Prozent aufwies, schafften der Credit-Suisse- und der Deka-Fonds gut 27 Prozent. Seit Jahresbeginn schlug sich der Credit Suisse Global Robotics am besten mit beachtlichen 21 Prozent. Er ist allerdings auch in US-Dollar notiert, das beschert Anlegern somit ein zusätzliches Währungsrisiko, das ihnen in diesem Jahr in die Hände spielte. Die anderen beiden Fonds lagen bei rund 15 beziehungsweise 12 Prozent Wertentwicklung auf Jahressicht. Damit können sie mit dem Allianz-Fonds mindestens mithalten und sind dafür marginal günstiger zu haben, für 1,5 bis 1,99 Prozent laufende Kosten.

Noch günstiger wird für Anleger jedoch der Robo Stox Global Robotics and Automation ETF sein, ein Indexfonds, den es zum Beispiel von Ishares gibt. Der Passivfonds lag 2017 in der Wertentwicklung noch vor der Konkurrenz mit 28,9 Prozent Performance. Auf Jahressicht hat er momentan neun Prozent Plus zu bieten. Bei ihm geht auch nur sehr wenig Geld für laufende Gebühren verloren, nur 0,4 Prozent. Und man bekommt ihn ohne Ausgabeaufschlag, beides ist definitiv ein Vorteil. Ein Gesamtgewicht von rund 2,5 Mrd. Dollar Kapital hat er ebenfalls schon aufzubieten. Allerdings ist er in Dollar notiert. Seine größten Branchen sind mit 55 Prozent die IT- und Softwarebranche, 39 Prozent seiner Papiere stecken in der Industrie und 2,2 Prozent in der Gesundheitsbranche. Damit ist er ganz gut aufgestellt und gibt Anlass zur Hoffnung. Überdies schwankte sein Kurs bisher deutlich weniger als die aktiv gemanagten Fonds. Das wiederum reduziert die Angst im Falle eines Abschwungs. Womit erneut bewiesen wäre: Hoffnung und Angst liegen nahe bei einander. Und das muss nicht immer unbedingt schlecht sein.

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