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Dani Parthum Armutsfallen für Frauen: Trennung, Scheidung, Tod des Partners. So sorgen Sie vor

Dani Parthum
Dani Parthum
© Tom Salt
Das Verdrängen von Beziehungs-Realitäten kann uns Frauen, besonders wenn wir Mütter sind oder werden möchten, teuer zu stehen kommen. Nicht nur finanziell, sondern auch menschlich, psychisch, sozial. Definieren wir Romantik neu: Absichern, Vorsorgen, Verantwortung füreinander übernehmen

Kinder kosten viel Geld. Bis sie groß sind etwa den Gegenwert eines Einfamilienhauses. Sie brauchen Zeit, Pflege, Liebe, damit sie gedeihen. Das ist bekannt. Und doch wird dieser Aufwand und das, was damit verbunden ist, von Frauen oft verdrängt, obwohl hinreichend bekannt ist, dass Mütter die meiste Care- und Erziehungsarbeit leisten (etwa doppelt soviel wie Väter, sagen Studien) – und in dieser Zeit nicht erwerbstätig sein können; sie also nur ein geringes bis kein Einkommen haben und sich damit regelmäßig vom Vater der Kinder finanziell abhängig machen. Die Finanzen werden dabei auch oft „abgegeben“ an die Männer. Gesellschaft und Wirtschaft verfestigen diese Abhängigkeiten durch das Festhalten an tradierten Rollenmustern und -Erwartungen.

Trotz dieser Abhängigkeiten sorgen die wenigsten Frauen für den Fall vor, dass sich die Beziehung zum Partner verändert – und damit nicht nur die finanzielle Basis wegbricht oder sich drastisch verschlechtert, sondern auch das Aufziehen der Kinder deutlich erschwert sein kann. Mit allen bekannten Folgen für die Frauen. Dabei ist das Alltag in Deutschland. Jede dritte Ehe wird geschieden, viele Paare mit Kindern heiraten gar nicht erst. Wie hoch hier die Trennungsraten sind, ist statistisch nicht erfasst. Die Statistik zählte 2021 aber mehr als 2,6 Millionen Alleinerziehende, 83 Prozent davon Frauen.

Studien wie der Abschlussbericht des Instituts für Finanzdienstleistungen „Guter Umgang mit Geld“ (2020) belegen alarmierend: Ein wesentlicher Grund für Überschuldung und damit Armutsgefährdung von Frauen sind drei Lebensrisiken, besonders, wenn Kinder da sind: Trennung, Scheidung, Tod des Partners. Denn damit werden viele Frauen zu Alleinerziehenden. Und Alleinerziehende gehören zu den armutsgefährdeten Gruppen unserer Gesellschaft.

50 Prozent zahlen keinen Unterhalt

Warum sind Alleinerziehende so stark armutsgefährdet? Die Gründe sind zahlreich, ich möchte nur diesen einen anführen: Weil ihnen Geld für die Kinder fehlt. Denn die Hälfte der Verpflichteten zahlt keinen Unterhalt und weitere 25 Prozent zahlen nur ein bisschen, aber nicht den gesetzlich vorgeschriebenen Betrag.

75 Prozent der Väter sorgen also für ihre Kinder gar nicht bis kaum finanziell, obwohl sie dazu gesetzlich verpflichtet sind. Ein unsoziales wie für eine Gesellschaft inakzeptables Verhalten. Gerade das Entziehen der meisten Väter von ihrer Verpflichtung zum Kindesunterhalt ließe sich politisch lösen. Vorschläge gibt es genügend. Der Gesellschaft fehlt dazu aber der Wille.

Wir Frauen müssen hier selbst ran. Durch Vorkehrungen können wir solche Lebensrisiken zumindest teilweise abmildern.

#1 Finanzen als Eigenfürsorge begreifen

Regeln Sie Ihre Finanzen selbst. Immer. In jeder Lebenssituation. Das ist der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben.

Besprechen Sie vor dem Zusammenziehen mit einem Mann, einer Partnerin, die Finanzen – wer zahlt was, wie werden gemeinsame Ausgaben verteilt. Und wenn ein Kind geplant oder bereits unterwegs ist, wird im besten Fall vorab geklärt, wie sich beide Elternteile um die Kinder und den Haushalt kümmern. Wie Erwerbsleben, Finanzen und Altersvorsorge organisiert werden, partnerschaftlich. Bedenken Sie dabei immer das Ende. Das Ende der Beziehung, der Gesundheit, der gegenseitigen Wertschätzung, des Lebens.

#2 Risikolebensversicherungen zur Absicherung des Einkommens

Der Tod des Partners, der Partnerin, und damit verbunden der Wegfall eines wichtigen Einkommens kann mit einer Risikolebensversicherung abgesichert werden. Risikolebensversicherungen kosten nicht die Welt und der versicherte Betrag sollte so hoch sein, dass alle Kinder bis zum 18. Lebensjahr finanziell versorgt sind. Das ist schnell erledigt.

#3 Mit Partnerschafts- oder Ehevertrag Unterhalt regeln

Die finanziellen Folgen einer Trennung oder Scheidung können in einem Partnerschafts- oder Ehevertrag geregelt werden. Sind Kinder unterwegs ist die Liebe groß und dieses Zeitfenster lässt sich nutzen, um sich gegenseitig verantwortungsbewusst abzusichern.

Vertraglich festgelegt werden kann, wer in welcher Konstellation Kindesunterhalt zahlt und in welcher Höhe, gestaffelt nach dem Alter der Kinder. Geregelt werden kann auch ein zusätzlicher Unterhalt für den Elternteil, der für die Kinder beruflich zurücksteckt und dadurch Einkommenseinbußen hat. Vereinbaren lassen sich die Aufteilung der Kinderbetreuung und die Übernahme zusätzlicher Ausgaben für Schulausflüge, Geburtstagsfeiern – so etwas.

Gewünschter Nebeneffekt der Gespräche, in denen Sie die Verantwortlichkeiten von Elternschaft aushandeln: Sie reden über ihre Bedürfnisse, Ängste, Wünsche. Das schafft Vertrauen, Nähe und Verständnis. Das ist der Kitt, den solche Verträge zusätzlich in eine Beziehung bringen. Sind die Folgen einer Trennung oder Scheidung besprochen, verlieren sie einen Teil ihres Schreckens und wir bleiben im Ernstfall sprechbereit.

Bücher über Partnerschaftsverträge und Eheverträge bieten einen ersten, sehr guten Anhaltspunkt, was Sie wie regeln können.

Und das ist ebenfalls sehr wichtig:

#4 Achtsamer umgehen mit der eigenen Unterschrift

Ja, auch hier ist Sorgfalt geboten. Unterschreiben Sie in einer Beziehung nur das, was Sie wirklich nutzen und allein finanziell stemmen können. Der Handyvertrag des Mannes gehört nicht dazu, die Kreditverträge für sein Unternehmen ebenso wenig und auch keine Darlehen für seine Hobbys. Bürgschaften sind äußerst sorgfältig zu prüfen und besser abzulehnen, als sie als eine Art „Gefallen“ oder „Liebesbeweis“ zu unterschreiben.

Für viele Frauen haben solche „Liebesbeweise“ in eine schmerzhafte Privatinsolvenz geführt. Weil er ging, die Verträge und die Bürgschaft für die insolvente Firma blieben, die die Frau abzutragen hatte — und im Zweifel nicht konnte.

Das alles hat nichts mit Misstrauen zu tun, sondern mit Selbstfürsorge und mit verantwortlichem Absichern von Lebensrisiken. Das spielt eine zentrale Rolle in unserem Leben, gerade als Mütter.

Wo stehen Sie hier?

Dani Parthum ist Diplom-Ökonomin, Geldcoach, Finanzbloggerin und Buchautorin. Unter der Marke Geldfrau unterstützt sie Frauen dabei, ihre Angst vor Finanzen abzulegen und für sich selbst Strategien zu entwickeln, selbstbestimmt mit Geld umzugehen und Vermögen aufzubauen. Ihre gesammelten Kolumnen für Capital finden sich hier.

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