Gewissheit gibt es derzeit wenig, weder in der Realwirtschaft noch an der Börse. Eine gute Gelegenheit für risikoaffine Anlegerinnen und Anleger, den Blick für einen Moment auf die ohnehin als volatil geltenden Rohstoffmärkte zu richten. Die Protagonisten dieser Tage sind Gold („krisensicher“), Silber („kennt jeder“), Kupfer („wichtig für Batterien“) und Getreide („kommt viel aus der Ukraine“).
Gold
Gold gilt als Garant für Werterhalt und so setzen Anleger in unsicheren Zeiten gerne auf das gelb-schimmernde Edelmetall. Doch so einfach ist es nicht: Die Performance von Gold-Investments ist durchaus durchwachsen. Anfang Mai dieses Jahres lag der Goldpreis mit gut 2051 US-Dollar je Feinunze auf einem Allzeithoch. Für die rege Goldnachfrage gab es vor allem zwei Gründe: die anhaltende Verunsicherung unter Anlegern sowie der schwächelnde Greenback.
Doch wer auf dem Peak eingestiegen ist, hat sich seitdem nicht abgesichert, sondern Verluste gemacht: Aktuell steht der Kurs bei rund 1960 US-Dollar je Feinunze. Das liegt vor allem an den jüngsten Fortschritten der Verhandlungen zwischen Republikanern und Demokraten im US-Schuldenstreit. Darüber hinaus könnte die FED im Juni noch einmal ihre Zinsen anheben – was einen weiteren Dämpfer für Gold als sicheren Krisenhafen bedeuten würde.
Für all jene, die sich Gold als Beimischung ins Portfolio holen möchten, eignet sich in erster Linie der allseits bekannte Gold-ETC Xetra-Gold. Eine weitere Möglichkeit sind Aktien der Minenbetreiber: Hier hängen die Kurse der Wertpapiere nicht nur vom Goldpreis selbst, sondern auch von der Unternehmensentwicklung ab. Der Goldpreis spielt trotzdem eine Rolle, vom sogenannten Goldpreishebel ist die Rede: Steigt der Goldpreis, erhöhen sich die Goldminen-Aktien überproportional – und umgekehrt.
Kupfer
Kupfer ist der Rohstoff der Energiewende: Egal ob E-Mobilität, Windräder, Solaranlagen oder Stromspeicher: Wo Strom fließen soll, geht es nicht ohne Kupfer. Nun sollte man meinen, die Kurse von Halbedelmetall-Aktien gingen dementsprechend durch die Decke. Tatsächlich aber ist der Preis seit den Allzeithochs von mehr als 10.000 US-Dollar in den Jahren 2021 und 2022 auf gut 8.000 US-Dollar je Tonne gesunken. Das liegt an den Schwankungen in der Nachfrage: So sinkt diese etwa, wenn Hauptabnehmer China eine schwächere Produktion ausweist. Das wiederum birgt Unsicherheiten für die Angebotsseite. Aufgrund des gesunkenen Kurses fehlt Minenbetreibern die nötige Planungssicherheit für die Erschließung neuer Vorkommen. Die Investition in Kupfer ist eine langfristige Wette in eine Zukunft, in der die Pariser Klimaziele erfüllt sind.
Silber ist der Underdog der Rohstoffe: Das Industriemetall gilt den meisten als strategischer Rohstoff und somit für die Volkswirtschaft unentbehrlich. Die Verwendungsmöglichkeiten von Silber sind vielfältig: Wegen hervorragender Lichtreflexion in Spiegeln und Solarmodulen, aufgrund antiseptischer Eigenschaften für Medizinprodukte und Konsumgüter, und da Silber zudem elektrischen Strom mit sehr geringem Widerstand leitet, ist es prädestiniert für die Elektroindustrie.
Für Anleger wichtig: Auch der Silberkurs hängt vom Zinsniveau ab. Sollten die Zinsen künftig wieder sinken, steigt die Attraktivität von Silber als Investitionsgut und umgekehrt. Wie schon bei Gold können Anlegerinnen in die Aktien von Silberminenbetreiber investieren, mit einem ähnlichen Hebel-Mechanismus.
Agrarprodukte
Eine weitere Investitionsmöglichkeit am Rohstoff-Markt bieten Agrarprodukte. Die Landwirtschaft entwickelt sich gut: Laut US-Landwirtschaftsministerium (USDA) werden die Getreide-Ernten der Saison 2023/2024 reichlich ausfallen. Insbesondere in der Maisproduktion erwartet die USDA in dieser Saison einen Anstieg um 10 Prozent – und damit eine neue Rekordernte.
Der Mais-Preis an der Chicagoer Börse notiert aktuell bei 598 US-Cent je Scheffel und damit knapp 18 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Die Weizen-Produktion soll hingegen mit etwa 1,65 Milliarden Scheffel relativ stabil bleiben. Der Weizenpreis liegt mit etwa 610 US-Cent je Scheffel 45 Prozent unter den krisenbedingten Höchstwerten des Vorjahres.
Privatanleger können in Agrarrohstoffe investieren – über Aktien von Landmaschinenherstellern und ETFs aus dem Agrarsektor. Option Nummer drei sind ETCs auf Rohstoff-Futures und auf einzelne Agrarrosthoffe. Das ist allerdings nur sehr erfahrenen Anlegern zu empfehlen. Schließlich bleibt beim Thema Agrarrohstoffe beziehungsweise Spekulationen mit Grundnahrungsmittel noch ein ethischer Aspekt, den alle Anlegerinnen und Anleger berücksichtigen sollten.