An der Cloud führt in der digitalen Geschäftswelt kein Weg mehr vorbei. Dennoch scheinen sich manche Kunden aufgrund des unsicheren Wirtschaftsausblicks bei Cloud-Dienstleistungen aktuell zurückzuhalten. So zumindest begründet der US-Softwarekonzern Oracle das verlangsamte Umsatzwachstum in seinem Cloud-Geschäft: Der Umsatz mit der Cloud wuchs im abgelaufenen Jahresviertel um 30 Prozent auf 4,6 Mrd. US-Dollar. Im Quartal davor hatte der Zuwachs noch mehr als 50 Prozent betragen. Seit der Quartalspräsentation Anfang der Woche werden die Titel mit mehr als zehn Prozent im Minus gehandelt. Doch das Ganze scheint mehr die Folge überzogener Erwartungen als einer wirklichen Enttäuschung.
Denn auch wenn Oracle etwas langsamer wächst und in Sachen Cloud-Geschäft mit seinen beiden Konkurrenten Amazon und Microsoft nicht mithalten kann, ist dieses trotzdem ein hochprofitabler Umsatzbringer. Die Einnahmen aus den Oracle-Cloud-Services und dem Lizenzsupport machen zusammen bereits 77 Prozent von Oracles Gesamterlösen aus. Die Analysten von Deutsche Bank Research kommentieren den Abverkauf damit, dass die Zahlen „wohl nicht der zuletzt besonders optimistisch gewordenen Marktstimmung gerecht geworden“ sind. Oracle stehe „erst am Anfang seiner Cloud-Transformation“. Auf Jahressicht notiert das Papier mit 35 Prozent immer noch deutlich im Plus.
Amazon
Im Cloud-Geschäft von Amazon kann hingegen von zurückhaltenden Kunden nicht gesprochen werden: „Unser AWS-Wachstum hat sich stabilisiert, da die Kunden sich von der Kostenoptimierung ab- und der Bereitstellung zusätzlicher Kapazitäten zugewandt haben“, sagte Amazon-CEO Andy Jassy bei der Präsentation seines Zahlenwerks Anfang August. Das starke Cloud-Geschäft war ein maßgebliches Wachstumssegment für den Umsatz des Online-Giganten im zweiten Jahresviertel. Mit der Cloud-Sparte AWS erlöste Amazon ein Plus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kletterte auf rund 22 Mrd. US-Dollar. Aktuell notiert die Amazon-Aktie bei 145 US-Dollar. Die Erwartungen der Anleger scheint die Veröffentlichung der Zahlen erfüllt zu haben: Infolge der Veröffentlichung Anfang August gewann die Aktie innerhalb weniger Tage zehn Prozent an Kurswert. Seit Jahresbeginn verzeichnet einen Wertzuwachs von gut 72 Prozent.
Microsoft
Microsoft vermeldete im Geschäftsfeld Intelligent Cloud, der Dienstleistungen aus Cloud und KI bündelt und vor allem für Microsoft Azure bekannt ist, für die Periode April bis Juni einen Zuwachs von 18 Prozent. Allein Wachstumstreiber Azure legte im Vergleichszeitraum ein Plus von 26 Prozent hin. Allerdings hatte der Zuwachs im Abschlussquartal 2022 noch mehr als 30 Prozent betragen. Nach Veröffentlichung der Zahlen am 25. Juli gab die Aktie um rund sechs Prozent nach, ausgehend von einem Kurs von gut 351 US-Dollar. Das Microsoft-Papier notiert aktuell bei 336 US-Dollar und zählt 40 Prozent Plus auf den Aktienkurs seit Jahresbeginn.
SAP
Auch beim deutschen Dax-Schwergewicht SAP läuft es eigentlich rund: „Mit unseren Ergebnissen für das zweite Quartal sind wir auf dem richtigen Weg und können daher unseren Ausblick für die Cloud- und Softwareerlöse sowie das Betriebsergebnis für das Jahr anheben“, sagte SAP-Finanzvorstand Dominik Asam. Die Erlöse aus dem Cloud-Geschäft sind mit 3,3 Mrd. Euro im zweiten Quartal währungsbereinigt um 22 Prozent im Vorjahresvergleich gestiegen. Doch auch hier zeigten sich Anleger nach Veröffentlichung der Zahlen am 20. Juli wenig begeistert: Innerhalb der Folgewoche verlor die Aktie rund sechs Prozent. Die Performance seit Jahresbeginn ist dennoch gut, der Aktienkurs hat gut 31 Prozent zugelegt.
Salesforce
Anleger des Cloud-Computing-Pioniers Salesforce honorierten das starke Zahlenwerk zum zweiten Quartal: Der Umsatz lag bei 8,6 Mrd. US-Dollar und damit währungsbereinigt elf Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Basierend auf der bisherigen Performance hebe man die Prognosen sowohl für Umsatz, Marge als auch Cashflow für das Geschäftsjahr 2024 an, sagte Salesforce-CEO Marc Benioff. Anleger folgten dem CEO und ließen den Kurs in den Tagen nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen um rund vier Prozent steigen. Die Anteilsscheine haben seit Anfang Januar gut 38 Prozent an Wert gewonnen.