„There are times to buy and there are times to sell“ - so lautet eine Faustregel in der Private Equity Branche. Als die Finanzinvestoren sich jüngst bei der Superreturn-Konferenz in Berlin trafen, war eines ganz deutlich zu vernehmen: Derzeit ist es Zeit zu verkaufen.
Einmal im Jahr treffen sich die globalen Größen der Branche ausnahmsweise mal nicht in London oder New York sondern in der deutschen Hauptstadt, zu ihrem wichtigsten Treffen. Für vier Tage kommen sie aus der ganzen Welt angeflogen und tauschen sich aus, über die Stimmung, die Aussichten und über Deals.
Ihr Geschäftsmodell - Firmen kaufen, Kontrolle übernehmen und dann ein paar Jahre später wieder möglichst gewinnbringend verkaufen - bringt eine gewisse Saisonalität mit sich. Für beide Seiten ihres Geschäfts, Kaufen und Verkaufen von Assets, gibt es jeweils bessere und schlechtere Momente. Dank des billigen Geldes der Zentralbanken und die enorme Liquidität im Markt gilt: Momentan, das hört man in jedem Gespräch, ist Sale angesagt.
Hohe Returns für institutionelle Anleger
Die Exits bedeuten Zahltag für diejenigen, die ihr Geld in Private Equity Fonds angelegt haben – darunter viele Pensionskassen, Family Offices, Staatsfonds und Stiftungen. Zuletzt bescherte ihnen die Private Equity Branche hohe Returns. 276 Mrd. Dollar flossen allein zwischen 2012 und 2013 an die Investoren zurück.
Auch die Gründer und Chefs der großen Private Equity Firmen verdienen dabei kräftig mit. Laut New York Times nahm allein Stephen Schwarzman von Blackstone im vergangenen Jahr 690 Mio. Dollar ein. Henry Kravis von KKR dürfte 220 Mio. Dollar eingestrichen haben, Leon Black von Apollo 331 Mio. Dollar. Zum Vergleich: Lloyd Blankfein, Chef von GoldmanSachs verdiente im Jahr 2014 30 Mio. Dollar inklusive Gehalt, Bonus und Dividenden.
Alles muss raus
"Wir verkaufen alles, was nicht festgenagelt ist", soll der Chef eines der größten Private Equity Fonds vergangenes Jahr verkündet haben. Und die Exits erfolgen dabei immer öfter in Form von Börsengängen.
Schon 2014 war ein starkes Jahr für IPOs. Und es dürfte wohl so bleiben. Die Fachleute von PWC sagen ein ähnlich starkes Jahr für 2015 voraus. In den vergangenen Jahren standen Finanzinvestoren phasenweise bereits hinter jedem fünften Börsengang in Europa und hinter der Hälfte der IPOs in den USA.
Vertraut man der Stimmung bei der Superreturn-Konferenz, so werden die Investoren auch in den kommenden Monaten ein Treiber für neue Börsengänge sein. Auch in Deutschland. Ein prominenter Kandidat hierzulande ist laut Medienberichten die Parfümeriekette Douglas. Der derzeitige Besitzer, die amerikanische Beteiligungsgesellschaft Advent, leitet nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" Verkaufsgespräche in den kommenden Wochen ein. Laut Insidern liegt die Preiserwartung bei mehr als 3 Mrd. Euro. Der Börsengang dürfte dann im Herbst erfolgen.
Schlechte Zeiten für Firmenkäufe
Trotzdem war die Stimmung auf der Superreturn-Konferenz nicht euphorisch. Denn so gut die Zeiten für Exits sind, so schlecht sind sie für Firmeneinkäufe. Die Chancen, ein Schnäppchen zu machen, sind für die Firmenjäger derzeit gering - zu viel Geld auf der Suche, zu wenig Assets mit hohen Renditeaussichten zum Anlegen. Die Konkurrenz ist schärfer geworden. Im vergangenen Jahrzehnt haben sich die von Beteiligungsfirmen verwalteten Assets verdreifacht und die Zahl der Verwalter fast verdoppelt. Das Resultat: Die Bewertungen, die Preise für potenzielle Kaufziele, schießen hoch. Man sucht händeringend nach wirklich lukrativen Investments, hört man aus der Branche.
So warten viele Beteiligungsfirmen erstmal ab und halten das Pulver trocken. Laut Researchfirma Prequin haben die europäischen Buyout-Firmen knapp 300 Mrd. Dollar in der Kriegskasse. In den USA sind es sogar 685 Mrd. Dollar an „dry powder“. Ein historisches Hoch.
Andere nehmen mehr Risiko auf sich, zum Beispiel indem sie in Firmen investieren, die sich noch in einer frühen Wachstumsphase befinden. So gab es zuletzt Spekulationen und auch erste Anzeichen, dass die großen Schlachtschiffe der Branche sogar verstärkt in den Venture-Capital-Bereich vorstoßen könnten, nachdem dort viele große Exits für Schlagzeilen gesorgt haben.