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Dani Parthum Weg mit dem Druck! Die Erwartungen an junge Mütter im Job sind absurd

Dani Parthum
Dani Parthum
© Stefanie Link
Eltern zu werden gehört zu den einschneidendsten Erlebnissen im Leben. Zurück im Job erhalten Väter Zuspruch und Hilfe. Mütter dagegen sehen sich verbalen Übergriffen ausgesetzt und stereotypen Erwartungshaltungen

Dani Parthum ist Diplom-Ökonomin, Geldcoach, Finanzbloggerin und Buchautorin. Unter der Marke Geldfrau unterstützt sie Frauen dabei, ihre Angst vor Finanzen abzulegen und für sich selbst Strategien zu entwickeln, selbstbestimmt mit Geld umzugehen und Vermögen aufzubauen. Ihre gesammelten Kolumnen für Capital finden sich hier.

Vor Kurzem saß ich in einem Café, neben mir zwei Väter mit kleinen Kindern. Der eine Vater erzählte, wie er nach seiner Elternzeit im Job empfangen wurde. Da habe ihn doch ernsthaft seine engste Mitarbeiterin mit leicht angehobener Augenbraue begrüßt, wie er schon nach fünf Monaten wieder arbeiten gehen könne und wer denn jetzt das Kind betreue. Der andere Vater nickte: Bei ihm sei es kurz vor einer Geschäftsreise sogar so gewesen, dass sich ein Mitarbeiter lautstark erkundigt hätte, wer denn auf seine Zwillinge aufpasse, wenn er drei Tage unterwegs sei. Beide lachten kurz gequält auf und einer tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.

Hat sich das wirklich so zugetragen, fragen Sie sich? Irgendetwas stimmt doch an der Erzählung nicht? Richtig. Diese Unterhaltung hat nicht zwischen zwei Vätern stattgefunden, sondern zwischen zwei Müttern. Zwei Frauen, die wie vor ihrer Mutterschaft selbstverständlich erwerbstätig waren und es weiter sind. Jetzt aber glaubt das Umfeld plötzlich, ihre Lebensentscheidungen bewerten und Rollenerwartungen aus früheren Jahrhunderten auf sie übertragen zu müssen.

Kennen Sie solche Anmerkungen als Vater? Sicher nicht. Als Mutter vermutlich schon. Nicht nur im Job kriegen Frauen Erwartungen an ihre neue Rolle ungefragt um die Ohren gehauen, sondern auch in privaten Gesprächen. Selbst heute noch, im Jahr 2024. 

Die „sozialen“ Netzwerke sind voller Schilderungen von Müttern, die entlassen werden, keine Projektverantwortung mehr bekommen, deren Kompetenz infrage gestellt und deren Auftreten als Mutter, Ehefrau und Partnerin stereotyp kommentiert wird – häufig auch von der eigenen Familie und Freundinnen.

Der Personalmanagerin Marielle Schäfer, die zusammen mit ihrem Mann das Unternehmen „Beziehungsinvestor*innen“ gegründet hat, ist es so ergangen. Sie hat ihre Erfahrungen öffentlich gemacht, wie sie mit gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenanforderungen konfrontiert und ihre Partnerschaft auf den Prüfstand gestellt wurde, nur weil sie ein Kind bekommen hatte. Bis dahin dachte Marielle, sie werde genauso behandelt wie Männer und die gläserne Decke existiere für Frauen nicht. Für Frauen vielleicht nicht, für Mütter schon, merkte sie, als das Kind da war.

Vätermonate, Müttermonate? Diskriminierende Doppelstandards sind Alltag

Mütter erfahren bei uns eine sehr kritische Beurteilung ihrer Rolle insbesondere im Hinblick auf die Balance zwischen Beruf und Familie. Mutterschaft wird überhöht, Sorge-, Care- und Hausarbeit abgewertet. Väter dagegen, die Kinder betreuen und ihren Anteil an der Hausarbeit übernehmen, werden gelobt wie Helden, als hätten sie den Mount Everest erklimmt. Allein die Bezeichnung „Vätermonate“ oder „Vaterurlaub“ spricht stereotype Bände. Gibt es Müttermonate? Nein. Das heißt nüchtern: Elternzeit. 

Viele Bücher behandeln diesen Widerspruch, wie das von Teresa Bücker „Alle Zeit“ und von Birgit Happel „Auf Kosten der Mütter“. Studien arbeiten zudem heraus, dass Väter beruflich genauso kompetent wahrgenommen werden wie kinderlose Männer, während die wahrgenommene Kompetenz von Müttern zu ihren Ungunsten ausfällt. Potzblitz! Als ob mit dem Lösen der Plazenta die Fachkompetenz schwindet.

Dabei wollen immer mehr junge Frauen erwerbstätig sein, weil sie die Vorzüge wirtschaftlicher Eigenständigkeit kennen. Sie wollen gemeinsam mit ihren Männern entscheiden, wie sie leben möchten. Und auch immer mehr Männern wollen aktive Väter sein, sich kümmern, ihren Anteil der Hausarbeit übernehmen – und nicht nur Geld nach Hause bringen. Wenn sie das tun, Fürsorge- und Erwerbsarbeit leben, dann prasseln die Kommentare – besonders auf Mütter.

Können wir das Kommentieren endlich mal lassen?! 

Als Gesellschaft reproduzieren wir seit Jahrzehnten diese gesellschaftlichen Doppelstandards und diskriminierenden Erwartungen, dass sich Fürsorgearbeit und wirtschaftliche Eigenständigkeit widersprechen. Es ist wirklich Zeit, unser Denken zu ändern für eine Atmosphäre, in der die Entscheidungen von Müttern und Vätern gleichermaßen respektiert und unterstützt werden. Ohne, dass sie sich rechtfertigen oder sich verletzende Sprüche anhören und Erwartungen erfüllen müssen. 

Weil solche Denkmuster im Beruf dazu führen, dass weniger Interesse daran besteht, Mütter einzustellen, sie zu befördern, aus- und weiterzubilden. Das diskriminiert, behindert Karrierewege und die wirtschaftliche Eigenständigkeit von Müttern, degradiert Mutterschaft, wertet Lebensentwürfe und Eigenverantwortung ab und trägt zur Fortführung einer veralteten Rollenverteilung bei. Und im privaten führen sie zu Druck, Stress und Selbstzweifeln.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein gemeinschaftliches Anliegen. Wir alle profitieren davon – Erfolg in der Erwerbstätigkeit und Glück in der Sorgetätigkeit. Das wäre ein tolles Gesellschaftsziel. Und jede und jeder hilft.

Wie Sie herausfinden, was stereotyp ist? Wechseln Sie die Perspektive: Fragen Sie sich: Würden Sie das, was Sie zu einer Mutter sagen wollen, wortgleich einem Vater sagen oder sein Handeln kommentieren? Wenn nein, denken Sie neu und schweigen erst einmal.

Dani Parthum bei der BRIGITTE Academy Masterclass Finanzen

Sie möchten das Thema Finanzen endlich selbst in die Hand nehmen, aber wissen nicht, wo sie starten sollen? Die wichtigsten Dinge Grundlagen der Geldanlage vermitteln Dani Parthum und drei weitere Expertinnen beim Online Coaching Programm „BRIGITTE Academy Masterclass Finanzen“. Dort lernen Teilnehmerinnen in einer Gruppe gleichgesinnter Frauen alles, was Sie wissen müssen, um das Thema rundum zu meistern. Einfach, ganzheitlich und direkt umsetzbar – auch ohne Vorwissen! Hier erfahren Sie mehr.

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