Börsenkandidaten 2025
Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna steht ganz oben auf der Liste der potenziellen Börsenkandidaten. Eigentlich gilt ein Börsengang in diesem Jahr als ausgemachte Sache. Im November hat der „Buy-now-pay-later“-Anbieter „vertrauliche“ IPO-Unterlagen bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC eingereicht. Was Klarna noch von einem IPO abhalten könnte, wäre ein schlechtes Marktumfeld. Das Management erhofft sich offenbar eine Bewertung von mindestens 15 Mrd. Dollar.
Der Börsengang der E-Commerce-Plattform Shein war lange erwartet worden. Ursprünglich wollte Shein, das vor allem für günstige Fast Fashion-Mode bekannt ist, bereits 2022 an die New Yorker Börse gehen, damals noch zu einer Bewertung von 90 Mrd. Dollar. Dort jedoch schlug dem Unternehmen regulatorischer Gegenwind entgegen, so dass es den geplanten Börsengang nun in London vollziehen will. Auch hier hat Shein offenbar einen vertraulichen Antrag zur Vorbereitung eines IPO eingereicht. Laut Sky News lege dieser eine Bewertung von etwa 64 Mrd. Dollar nahe.
Das Berliner Fintech Raisin dürfte Anlegern vor allem durch seine Zinsplattform Weltsparen bekannt sein. Nach übereinstimmenden Medienberichten plant Raisin nun den Börsengang für das zweite Quartal 2025. Kurz vor Jahresende vollzog der Einlagenbroker hierfür ein Secondary-Funding: Bestehende Investoren haben Anteile im Wert von mehr als 100 Millionen Euro verkauft, wie Finance Forward berichtete. Zudem ist der chinesische Tech-Investor Tencent eingestiegen. Der sogenannte Secondary-Deal ist für Raisin ein Weg, den zeitlichen Druck vor einem Börsengang rauszunehmen: Die Geldgeber, die verkaufen wollen, können auch ohne IPO aussteigen. Gleichzeitig gab sich Raisin eine neue Bewertung, und machte damit Werbung für neue Anleger – denn die Bewertung lag schließlich höher. Bei einem IPO im kommenden Jahr dürfte die Bewertung dann noch einmal weiter steigen – so die Hoffnung der Anteilseigner. Im Fall des Anteilsverkaufs dürfte die Bewertung zwischen zwei und drei Milliarden Euro liegen, heißt es aus Finanzkreisen.
Mit Etihad könnte die erste große Fluggesellschaft aus der Golfregion 2025 an die Börse gehen. Etihad wurde 2003 gegründet und befindet sich in Besitz des abu-dhabischen Staatsfonds ADQ. Das Unternehmen verfolgt ehrgeizige Ziele bis 2030 und will beispielsweise seine Destinationen von 70 auf knapp 125 erhöhen. Bei einem Börsengang erhofft sich Etihad offenbar Einnahmen in Höhe von rund 1 Mrd. Dollar. Allerdings wird ein Börsengang wohl erst frühestens gegen Ende des Jahres erfolgen, möglicherweise auch erst 2026.
Epic Games ist vor allem für das Online-Spiel Fortnite bekannt, das weltweit knapp 400 Mio. Nutzer hat. Bislang hat Epic Games einen Börsengang weitestgehend ausgeschlossen und sich über außerbörsliche Finanzierungsrunden knapp 8 Mrd. Dollar gesichert. Zuletzt zeigte CEO Tim Sweeney aber erste Anzeichen, dass er über einen IPO nachdenke, der „zu einem bestimmten Zeitpunkt opportunistisch sei“. Allerdings können Anleger schon heute indirekt in Epic Games investieren. Das börsennotierte chinesische Unternehmen Tencent hält etwa 40 Prozent an Epic Games. Bei einem IPO rechnen Experten mit einer Bewertung von etwa 30 bis 35 Mrd. Dollar.
Coreweave ist ein sogenannter Hyperscaler. Diese betreiben riesige Rechenzentren, die enorme Rechenleistung und Speicherkapazität bereitstellen – und damit als Treiber für die Künstliche Intelligenz gelten. Entsprechend viel Rückenwind erfahren Unternehmen wie Coreweave gerade. Das Unternehmen will das gute Umfeld nutzen und bei seinem IPO im zweiten Quartal eine Bewertung von über 35 Mrd. Dollar erreichen. Dabei will es mehr als 3 Mrd. Dollar durch den Aktienverkauf erzielen.
Einst 2015 als Online-Kommunikations-Plattform für Gamer erfunden, hat Discord heute mehr als 200 Mio. Nutzerinnen und Nutzer. Diese nutzen Discord inzwischen lange nicht mehr nur für Gaming, sondern für jegliche Art der Kommunikation. Insgesamt 15 Mal sammelte Discord bis heute neue Investorengelder ein, in Summe knapp 1 Mrd. Dollar. Bei der letzten Runde lag die Bewertung 2021 bei rund 15 Mrd. US-Dollar – damals allerdings auch inmitten des Corona-Hypes. Nach schwierigen Jahren für die gesamte Branche dürfte Discord in diese Bewertung hineingewachsen sein, so dass mit einer Bewertung von 15 bis 20 Mrd. zum Börsengang Ende 2025 gerechnet wird.
DKV Mobility ist eine graue Eminenz an deutschen Autobahnraststätten. Das Unternehmen hat fast 400.000 Kunden mit Tank- und Servicekarten ausgestattet, mit denen sie an 68.000 Tankstellen tanken und laden können. Dazu kommen die Geschäftsbereiche Maut, Servicedienstleistungen für Fahrzeuge und Mehrwertsteuererstattung. Bei einem Transaktionsvolumen von 17 Mrd. Euro fiel 2023 ein Umsatz von 714 Mio. Euro bei DKV Mobility an. Das Unternehmen wollte bereits 2023 an die Börse und wurde damals mit rund 4 Mrd. Euro bewertet. Aufgrund schlechter Marktbedingungen wurde der IPO verschoben. Im September 2024 kaufte die Eigentümerfamilie Fischer dem Private Equity Unternehmen CVC seine 20-prozentige Beteiligung wieder ab – was dem Unternehmen mehr Zeit für einen Börsengang verschafft. Analysten halten 2025 dennoch keineswegs für unrealistisch.
Die Hamburger haben sich auf klimafreundliche Energielösungen spezialisiert – zunächst auf Solaranlagen und zugehörige E-Ladestationen, inzwischen auch auf Wärmepumpen. 1Komma5° und sein größter Konkurrent Enpal profitierten lange Zeit offensichtlich von den Ampel-Plänen zur energetischen Sanierung alter Gebäude. Inzwischen hat sich das Klima abgeschwächt, und 1Komma5° wird das Jahr wohl deutlich unter den angepeilten Umsatzzielen von 700 bis 750 Mio. Euro abschließen. Dennoch soll 1Komma5° profitabel bleiben und am IPO arbeiten – ob 2025 oder 2026 steht noch nicht ganz fest. Ursprünglich wollte Chef Philipp Schröder Ostern 2025 an die Börse. Zuletzt hatte er sich aber zurückhaltender geäußert. Erst im Dezember nahm 1Komma5° noch einmal 150 Mio. Euro in einer „vorbörslichen“ Finanzierungsrunde auf. Die Bewertung wurde dabei nicht öffentlich. Diese sei aber nicht kleiner als in den früheren Runden, erklärte Schröder – womit 1Komma5° weiter über 1 Mrd. Dollar wert wäre.
Netscope ist spezialisiert auf Cloud-Sicherheit. Damit erzielte das Unternehmen zuletzt einen wiederkehrenden Umsatz von 500 Mio. Dollar jährlich und plant offenbar einen Börsengang für die zweite Jahreshälfte 2025. Die letzte bekannte Bewertung stammt bereits aus 2021. Damals lag sie bei 7,5 Mrd. Dollar – eine Bewertung, die auch für einen Börsengang in etwa erwartet wird.