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Finanzmarkt Howard Marks: Aktienmärkte „nahe am irrationalen Überschwang“

Howard Marks
Howard Marks
© IMAGO / ZUMA Wire
Howard Marks ist beunruhigt, als Investor und als US-Bürger: Die Aktienmärkte bewertet der Co-Chairman von Oaktree Capital als überbewertet - und die jüngsten Unruhen nach dem Tod von George Floyd seien ein Weckruf, Ungerechtigkeiten in den USA anzupacken

Nach der jüngsten Erholungsrally sieht Star-Investor Howard Marks die Aktienmärkte gefährlich überbewertet. Sie bewegten sich „in der Nähe der irrationalen Übertreibung“, sagte der Co-Chairman der Investmentgesellschaft Oaktree. Marks, dessen Memos am Kapitalmarkt Kultstatus genießen, bezog sich mit dieser Äußerung auf Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller, demzufolge zu großer Anleger-Optimismus oftmals ein Zeichen für das bevorstehende Platzen einer spekulative Blase ist.

Marks bezog sich darauf, dass viele Aktienindizes ihre Verluste in Folge des Corona-Crashs größtenteils wieder aufgeholt haben oder wie der US-Technologie-Index Nasdaq Composite sogar neue Rekordstände erreichten. „Die gegenwärtigen Bewertungen sind sehr hoch“, sagte Marks während einer virtuellen Konferenz des Anbieters Superreturn. „Wie kann im Moment der gleiche Kurs für eine Aktie gerechtfertigt sein wie im März“, sagte er. Eine Gesundheitskrise ohne Markteinfluss könne es nicht geben. „Sie wird Einfluss haben.“

Oaktree habe in seinen Portfolien während der Krise „keine fundamentalen Veränderungen vorgenommen“. Die Risikomanagement-Systeme hätte sich bewährt und ohnehin könne man „für extreme Ereignisse nicht planen.“

Kritik an fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten

Marks veröffentlich regelmäßig Memos zu Investmentthemen, im Frühjahr schrieb er zweimal über Unsicherheit. Auch in seinem Konferenz-Vortrag sprach er von „sehr herausfordernden wirtschaftlichen Zeiten“. Sein jüngstes Memo bezieht sich allerdings auf die Unruhen in den Vereinigten Staaten nach der Tötung von George Floyd durch Polizisten. „Es ist unbedingt erforderlich, dass alle Amerikaner die jüngsten Ereignisse als einen Aufruf zum Handeln sehen und sich für die Gleichberechtigung von farbigen Menschen einsetzen“, schreibt er.

Auch in seinem Konferenz-Vortrag bezog er sich auf die wachsende Ungleichheit und fehlende Aufstiegsmöglichkeiten in den Vereinigten Staaten, dem Land des Mythos vom Aufstieg des Tellerwäschers zum Millionär.

„Das großartige an unserer Gesellschaft war immer die Mobilität nach oben“, sagte Marks. „Ich finde diesen Verlust an Mobilität schlecht. Die jüngsten Ereignisse zeigten die Ungleichheit in unserem Land, nicht nur im Justizsystem, sondern auch im wirtschaftlichen System.“ Eine Lösung sei nicht einfach, aber Marks fordert Veränderungen. „Das ist nicht die Welt, die ich meinen Kindern und Enkeln hinterlassen möchte.“

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