Die Kurse von Anleihen dürften nach dieser Nachricht leicht steigen. Mittelfristig bleiben Anleihen bonitätsstarker Unternehmen aber im Zinstief gefangen und sind damit für Anleger wenig interessant. Auch die Aktienmärkte goutierten das Hin und Her der Fed nicht: Auf die verschobene Zinswende folgten Kursstürze rund um den Globus. Bis sich die Unsicherheit über das weitere Vorgehen der US-Notenbank gelegt hat, dürfte es an den Finanzmärkten unruhig bleiben.
In diesem Umfeld sind Hochzinsanleihen für Anleger interessant. Die Papiere liefern ähnliche Renditen wie Aktien, und das zuletzt bei geringeren Kursschwankungen. Ein globales Hochzinsportfolio kann derzeit eine Rendite von fünf, sechs oder mehr Prozent pro Jahr bringen. Der Zeitpunkt für ein Investment ist günstig: Die Kurse von Hochzinsanleihen sind zuletzt gefallen. Anleger müssen sich allerdings der Risiken bewusst sein, die mit einer Anlage in High-Yield-Bonds einhergehen.
Neueinsteiger können günstig zugreifen
Schuldner geringer Bonität können ihre Anleihen mitunter nicht mehr bedienen – als Ausgleich für dieses Risiko zahlen sie ihren Gläubigern hohe Zinsen. Aktuell liegt die Ausfallrate der Hochzinsanleihen weltweit bei zwei Prozent. Historisch betrachtet ist das ein niedriger Wert. Im langfristigen Durchschnitt werden vier Prozent aller High-Yield-Bonds nicht bedient. Wegen der schwächelnden Konjunktur in China und in anderen Schwellenländern rechnet das Gros der Anleger allerdings damit, dass die Ausfallrate steigen wird. Der Markt preist derzeit eine Ausfallrate von vier bis fünf Prozent ein. Infolge dieser Bedenken sind die Kurse von Hochzinsanleihen seit dem China-Aktien-Crash im Mai deutlich gesunken. Das bedeutet, dass Neueinsteiger günstig zugreifen können. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um in Hochzinsanleihen einzusteigen“, Gregor Taraszow, Portfoliomanager der Bantleon Bank.
Privatanleger können das Risiko von Ausfällen senken, indem sie in ein breit gestreutes Hochzinsportfolio investieren, etwa über Fonds. Ein Fonds-Investment bietet sich auch deshalb an, weil Hochzinstitel in der Regel nur in großen Mindestmengen zu haben sind. Die meisten Fondsmanager finden derzeit High-Yield-Bonds aus den USA besonders interessant. Dort bekommt man im Schnitt 2,5 Prozent mehr Rendite als in Europa. Die Risikoaufschläge von Hochzinstiteln gegenüber sicheren Staatsanleihen sind in den USA zuletzt gestiegen. Das hatte zwei Gründe: Erstens haben die Turbulenzen an den Aktienmärkten High-Yield-Bonds unter Druck gesetzt. Die Papiere weisen nämlich eine relativ hohe Korrelation zu Aktien auf. Zweitens leiden US-Energieunternehmen unter dem niedrigen Ölpreis. Das belastet auch den Ausblick für ihre Anleihen. Viele dieser Anleihen zählen zu den Hochzinstiteln.
Aktiv verwaltete Fonds sind im Vorteil
Vom Energiesektor halten sich Fondsanleger dementsprechend fern. Anleger, die über börsengehandelte Indexfonds (ETFs) in Hochzinsanleihen investieren, können das nicht: Schuldtitel US-amerikanischer Energie-Unternehmen haben in amerikanischen Hochzins-Indizes ein hohes Gewicht, sind also auch in vielen ETFs stark vertreten. Aktiv verwaltete Fonds bieten also im Hochzins-Segment einen Vorteil.
Sollte die Fed sich im Dezember dazu durchringen, die Zinsen anzuheben, stehen Anleger mit Hochzinsanleihen besser da als mit Anleihen bonitätsstarker Unternehmen: „Hochzinstitel verkraften Zinsanstiege vergleichsweise gut“, sagt Bantleon-Manager Taraszow. Die Papiere reagierten nicht so empfindlich auf Zinserhöhungen wie sichere Anleihen. Der Grund: Steigende Zinsen gelten als Zeichen dafür, dass sich die Wirtschaft erholt. Und in einem stabilen wirtschaftlichen Umfeld ist das Risiko geringer, dass Unternehmen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen.