Gold rauf, Silber runter – so lautet derzeit die Bilanz für beide Edelmetalle seit mehreren Wochen. Auswirkungen haben die Kurskapriolen besonders auf die relative Preisentwicklung von Gold und Silber. Zuletzt schoss die Gold-Silber-Ratio mit 126 auf ein neues Rekordhoch. Nie zuvor mussten für eine Unze Gold so viele Unzen Silber bezahlt werden, der langfristige Durchschnitt liegt bei etwa 65.
Silber ist aktuell eigentlich ein Schnäppchen und viel zu günstig im Vergleich zu Gold. Wenig überraschend ist das „Gold des kleinen Mannes“ daher auch nahezu ausverkauft, Silbermünzen sind heiß begehrt.
Ganz anders sieht die Lage allerdings bei der Industrienachfrage aus, „Die Nachfrage aus der Industrie steht für rund 55 Prozent der gesamten Silbernachfrage und bestimmt somit wesentlich den Preis. Nachdem die Tendenz bereits im vergangenen Jahr abwärts zeigte, droht 2020 ein erneuter Rückgang, weil weltweit eine Rezession droht“, sagt Funda Sertkaya, Geschäftsführerin des Edelmetallhändlers Ophirum.
Die zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie ergriffenen Maßnahmen haben bereits zu einer deutlich gestiegenen Arbeitslosigkeit und schwächeren Wachstumserwartungen geführt. Goldman Sachs etwa geht davon aus, dass das Weltwirtschaftswachstum um etwa ein Prozent sinken wird – stärker als 2009 zu Zeiten der Finanzkrise.
Silber bald mit Angebotsverknappung?
Die Unsicherheit für Silber bleibt also hoch. Daran ändert auch die sprunghaft gestiegene Investmentnachfrage nur wenig. Denn sie kann die Nachfrageschwäche aus der Industrie derzeit nicht kompensieren, zumal es Lieferengpässe gibt. Silber-Optimisten müssen somit drauf hoffen, dass die Weltkonjunktur bald wieder anspringt oder das Angebot knapper wird.
In dem Zusammenhang ist auch die Lage in Mexiko von Bedeutung: 2018 entfielen etwa 23 Prozent der weltweiten Silberförderung auf das Land. Die von der Regierung verhängte Ausgangssperre bis Monatsende könnte die Silberförderung beeinträchtigen, auf der Angebotsseite ist daher eine Verknappung denkbar.
Das geringer werdende Silberangebot stützt wiederum den Preis des weißen Edelmetalls, der in der Spitze rund 35 Prozent in diesem Jahr verloren hat. Seit Mitte März läuft aber die Erholung. Mit diesen moderat gehebelten Knock-out-Bull-Papieren setzen Anleger auf eine Fortsetzung des Preisanstiegs: DF914F (DZ Bank, Hebel 3) , CL7A5P (Société Générale, Hebel 7) und VP1SL2 (Vontobel, Hebel 10) .
Gold ist begehrt
Gold ist im Gegensatz zu Silber kaum in den Wirtschaftskreislauf eingebunden, sondern dient Investoren als Inflationsschutz und sicherer Hafen in Krisenzeiten. Der zwischenzeitliche Rücksetzer im März war auf Zwangsverkäufe zurückzuführen. Investoren verkauften Gold-Positionen, um Schieflagen an anderen Märkten auszugleichen.
Seit einigen Tagen unterliegt die Preisentwicklung aber wieder stärker fundamentalen Faktoren. Und hier sieht es für Gold gut aus. Da sich die Euro-Finanzminister nicht auf sogenannte Corona-Bonds verständigen konnten, muss die EZB einspringen und noch mehr Anleihen kaufen. Gold in Euro könnte daher schon bald das Rekordhoch in Angriff nehmen. Die beispiellosen geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen sollten mittelfristig auch die Inflation befeuern, was ebenfalls für Gold spricht.
Die aktuelle Entwicklung bei Gold und Silber hat die Edelmetalle auch zu Lieblingen der Anleger werden lassen, was an hohen Umsätzen an verschiedenen Börsenplätzen wie zum Beispiel Gettex oder der Social Tradingplattform Etoro abzulesen ist.
Daniel Saurenz betreibt das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter Info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link gerne aus