War es das nun für's Gold? Das Ende der Hausse - oder die beste Kaufgelegenheit? Ein beispielloser Einbruch von fast 20 Prozent in zwei Tagen – bei Gold-Minenwerten sogar über 20 Prozent – mischt die Karten für Edelmetall-Anleger neu. Gold ist heute auf Dollarbasis um etwa 30 Prozent günstiger zu haben als zum Höchststand von mehr als 1900 Dollar vor wenigen Monaten. Was ist passiert?
Tatsächlich ist der Goldpreis fast ausschließlich über eine gigantische Menge Verkaufsaufträge am Terminmarkt zustande gekommen, nicht durch den Verkauf physischer Ware. Die Menge des verkauften Papiergolds überstieg die Gesamtmenge des physisch vorhandenen Golds der Comex-Terminbörse um ein Vielfaches. Also vor allem spekulative Engagements? Ja, verkauft haben etwa Hedgefonds, die Gold mit großem Hebel kaufen und verkaufen, aber auch Banken wie Goldman Sachs und andere. Im Januar noch sah Goldman Sachs Gold auf über 1800 Dollar steigen, vor mehreren Wochen dann sagte die Bank einen Rückgang des Goldpreises an. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Und auch Georg Soros, einst ein großer Goldfan, orakelte seit einiger Zeit über die Goldblase.
Doch wer hat ein Interesse an niedrigeren Goldkursen? Beispielsweise die Zentralbanken, allen voran die Fed und die Japanische Notenbank. Die müssen sicherstellen, dass sie auch weiterhin neues Geld drucken und Bonds platzieren können – zu Niedrigstzinsen. Und sie freuen sich mächtig über verängstigte Goldanhänger. Gold ist der natürliche Feind der Geldpresse.
Was spricht für einen höheren Goldpreis in den kommenden Jahren? Nun, Gold ist nicht beliebig vermehrbar, so wie Papiergeld. Die Schulden der Welt befinden sich auf einem noch nie dagewesenen Niveau und werden weiter steigen. Gold ist Währungsersatz. Und das wissen auch die Chinesen und Japaner. Beide Nationen haben nach eigenen Angaben etwa zwei Prozent ihrer Devisenreserven mit Gold unterlegt. Vor allem China hat großen Hunger nach mehr Gold, damit es seine eigene Währung allmählich zu einer Weltwährung machen und zur Vertrauensbildung einen entsprechenden Goldbesitz vorzeigen kann.
Vor 4 Jahren hatte ich einen Preis von 2000 Dollar je Unze vorhergesagt und für möglich gehalten. Heute sehe ich ihn langfristig bei einem Preis bis 3000 Dollar. Nicht auszuschließen ist natürlich, dass der derzeit dramatische Preisrückgang noch ein wenig weiter geht. Wer kein Gold besitzt und auch mit einem Papierverlust leben kann, der mag dieses Niveau schon für eine Positionierung nutzen – für Zukäufe darf aber auch noch gewartet werden, bis die Vernunft wieder mehr mit der Preisfindung zu tun haben wird als die Spekulation.
Joachim Paul Schäfer ist Partner der PSM Vermögensverwaltung in Grünwald bei München.