Der Coronavirus hat die Märkte infiziert. Die Aktienmärkte brechen ein – so heftig wie seit Jahren nicht mehr. Dagegen konnte auch der großzügige „Corona-Cut“ der US-Notenbank nicht viel ausrichten. Sie senkte die Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte, um die Wirtschaft zu stützen. Denn durch das Coronavirus, das sich inzwischen auf allen Kontinenten ausbreitet, drohen Lieferengpässe und ein Konjunktureinbruch. Das öffentliche Leben ist in einigen Bereichen fast zum Erliegen gekommen.
Von dieser Entwicklung sind die Rohstoffmärkte ebenfalls betroffen. „Die fallenden Preise der konjunktursensitiven Rohstoffe wie Öl oder die Basismetalle sind ein Beleg für die weltweite Verunsicherung aufgrund der Coronavirus-Epidemie“, erklärt Funda Sertkaya, Geschäftsführerin beim Edelmetallhändler Ophirum. „Eine nachhaltige Beruhigung dürfte erst dann eintreten, wenn die Verbreitungsgefahr eingedämmt wird“, so Sertkaya weiter.
Edelmetalle leiden unter dem Coronavirus
Bis auf Gold haben zuletzt auch die Edelmetalle an Wert verloren. Sie werden schließlich bei der industriellen Fertigung vielfach eingesetzt und sind daher von der Konjunkturentwicklung abhängig. Platin und Palladium etwa finden in Katalysatoren Verwendung, Silber ist bei vielen industriellen Anwendungen im Einsatz. Rund die Hälfte der globalen Silbernachfrage ist auf die weltweite Industrienachfrage zurückzuführen. „Gold ist in der aktuellen Lage weiterhin als sicherer Anlagehafen gefragt“, meint Carlo Alberto de Casa, Chefanalyst beim Broker Activtrades. Auch die fehlenden Anlagealternativen im Niedrigzinsumfeld sorgten für eine Stützung des Goldpreises, ergänzt de Casa. Am US-Terminmarkt haben Anleger Käufe in Rekordhöhe vorgenommen und auch die ETF-Anleger haben ihre Goldbestände in diesem Jahr weiter aufgestockt.
Kapitalmärkte im Risk-Off-Modus
Der Renditerückgang am Anleihenmarkt ist ebenfalls eine Stütze für den Goldpreis. Hierzulande notieren inzwischen alle Laufzeiten der Staatsanleihen im negativen Bereich. Mit diesem Renditerückgang spiegelt der Markt einen Konjunktureinbruch wider. In den USA sind die zehnjährigen Anleiherenditen noch positiv, fielen aber zuletzt auf ein Rekordtief knapp unter 0,70 Prozent.
Anleger erwarten derzeit keine rasche wirtschaftliche Erholung und meiden riskante Anlagen wie Aktien und kaufen stattdessen Anleihen, die weniger risikobehaftet sind. Die sinkenden Zinsen und Renditen stützen wiederum den Goldpreis, da die Feinunze keine Erträge abwirft und sich der Zinsnachteil abschwächt. Im Falle von negativen Renditen entsteht sogar ein Zinsvorteil für Goldbesitzer.
Der Goldpreis konnte daher seit Jahresanfang knapp zehn Prozent zulegen – ein gelungener Start ins Jahr. Allerdings kann Palladium diesen Wertzuwachs mit einem Jahresplus von knapp 28 Prozent leicht toppen. Starke Versorgungs- und Lieferengpässe in Südafrika, einem der größten Palladiumproduzenten weltweit, haben auch in diesem Jahr zu deutlichen Preisanstiegen geführt, auch wenn der Preis zuletzt etwas rückläufig war.
Bei einer anhaltend Wirtschaftsschwäche könnte sich allerdings auch hier die Situation entspannen. Dann könnte der Goldpreis der große Gewinner des Jahres 2020 werden.