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Aktien So schütze ich mich 2017 vor Risiken

Capital hat Anlagestrategen, Chefökonomen und Portfoliomanager gefragt, wo sie 2017 die größten Risiken sehen und wie sie sich absichern

„Vor uns liegt ein sehr volatiles Jahr“

Figure Marino Valensise

Marino Valensise, Leiter Multi Asset Management bei Barings

Mit Blick auf das Verhältnis von Rendite zu Volatilität zeichnet sich ein enttäuschendes Jahr ab. Die Portfoliodiversifizierung wird noch mehr als 2016 eine große Herausforderung sein, wenn – wie befürchtet – Aktien und Staatsanleihen gleichzeitig unter Druck geraten. Devisen könnten dabei ein wirksames Mittel sein. Auch weniger liquide Anlageklassen wie Immobilien und Private Equity könnten sich für Investoren in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld als sichererer Hafen erweisen.

„,Make America great‘ trifft vor allem Schwellenländer“

Figure Frank Geilfuß

Frank Geilfuß, Kapitalmarktexperte, Bankhaus Löbbecke

Setzt Donald Trump seine Pläne um, würde dies vor allem die Emerging Markets treffen. Die Währungen haben schon spürbar gelitten. Auch die Kurse der Staatsanleihen dürften leiden, zumindest aber stärker schwanken. Weitere Währungsverluste würden das Leid vergrößern. Für Bondanleger heißt das: Währungen unbedingt absichern.

„Es droht die Gefahr einer Vertrauenskrise “

Figure Martin Hüfner

Martin Hüfner, Chefvolkswirt bei Assenagon

Die größte Gefahr ist für mich die politische Neuorientierung in den USA, auch weil sie nach Europa überschwappen kann. Das bringt Unberechenbarkeit, zunehmenden Nationalismus und die Möglichkeit, dass die Inflation aus dem Ruder läuft und es zu einer Vertrauenskrise kommt. Die Notenbanken werden kräftig gegensteuern müssen. Anleger können sich über vorübergehende Kurssteigerungen am Aktienmarkt freuen. Sie sollten sich gegen weitere Zinssteigerungen absichern und Anlagen breit streuen. Inflationsindexierte-Anleihen sind nicht unbedingt ein gutes Rezept, wenn die Zinsen schneller steigen als die Inflation.

„Die Inflationsangst ist zurück“

Figure Tilmann Galler

Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management

Der Ölpreisverfall scheint nach zwei Jahren gestoppt und dürfte auf dem aktuellen Niveau von 50 Dollar im ersten Quartal 2017 einen deutlichen inflationären Schub auslösen. Hinzu kommt das aggressive Fiskalprogramm, das der neu gewählte US-Präsident angekündigt hat – es wird die Inflation weiter befeuern. Für die Anleihemärkte wäre dies Gift. Anleger sollten deshalb die Restlaufzeiten ihrer Anleihen im Auge behalten und sich weiter selektiv den Aktienmärkten zuwenden.

„Stagflationsrisiko nicht unterschätzen“

Figure Ralf Wiedenmann

Ralf Wiedenmann, Leiter Economic Research bei Vontobel Asset Management

Mit Trump steigt das Risiko, dass in den USA neben den wachstumsfördernden Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben Importzölle und -beschränkungen eingeführt werden. Letztere hemmen das Wirtschaftswachstum und treiben die Inflation an, lassen also das hässliche Gesicht der Stagflation auferstehen. In einem solchen Szenario wären inflationsgeschützte US-Staatsanleihen, Gold und Barmittel attraktiv.

„Vor lauter Risiken die Chancen nicht übersehen“

Figure Tim Albrecht

Tim Albrecht, Fondsmanager des DWS Deutschland und des Deutsche Invest I German Equities

Insgesamt erwarten wir 2017 ein konstruktives Umfeld mit einer weiter wachsenden Weltwirtschaft und steigenden Unternehmensgewinnen. Das größte Risiko könnte 2017 also darin bestehen, dass Investoren vor lauter Sorgen die Chancen an den Finanzmärkten übersehen.

„Euroskeptiker bedrohen Europa“

Figure Lars Edler

Lars Edler, Investmentstratege des Bankhauses Sal. Oppenheim

Als größtes Risiko für Europa sehen wir politische Machtverschiebungen zugunsten euroskeptischer Parteien. Wird Marine Le Pen Präsidentin, würde sie wohl ein Referendum für die Rückkehr zum Franc ausrufen und damit die Existenz der Eurozone bedrohen. Aktien dürften stark nachgeben, die Kurse von Bundesanleihen anziehen. Anleger, die damit rechnen, sollten ihren Depots deutsche Staatsanleihen beimischen.

„Diversifikation hat auch 2017 Priorität“

Figure Eckhard Sauren

Eckhard Sauren, Gründer der Dachfondsgesellschaft Sauren Fonds-Service AG

Anleger, die mit ihren Investments von der Notenbankpolitik profitiert haben, könnten von einem Zinsanstieg besonders getroffen werden – sowohl von der Anleihe- als auch von der Aktienseite. Einer breiten Diversifikation kommt daher auch 2017 eine hohe Bedeutung zu.

„US-Zinsen könnten rasch ansteigen“

Figure Michael Hasenstab

Michael Hasenstab, Anleihefondsmanager bei Franklin Templeton

Viele Anleiheinvestoren unterschätzen die Gefahr eines möglichen raschen Anstiegs der US-Zinsen und könnten dadurch viel Geld verlieren. In diesem Umfeld setzen wir auf einen gegenüber dem Dollar sinkenden Euro und Yen, meiden Anleihen aus Industrieländern und investieren in unterbewertete Anleihen und Währungen fundamental starker Schwellenländer wie Brasilien und Argentinien, wo – anders als in den USA und Europa – Reformen statt Populismus auf der Agenda stehen.

„Vorsicht bei defensiv ausgerichteten Unternehmen“

Figure Hans-Peter Schupp

Hans-Peter Schupp, Portfoliomanager der Fondsboutique Fidecum

Das größte Risiko am Aktienmarkt sehe ich in den ganz klassischen defensiven Branchen wie dauerhafte Konsumgüter, Pharmazie, zum Teil aber auch bei Real Estate. Hier haben wir bereits richtig sportliche Bewertungen, Anleger sollten sich da besser nicht engagieren.

„Trumpflation entwickelt sich zur Stagflation“

Figure Felix Herrmann

Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa bei Blackrock

Neben dem weiteren Vormarsch der Populisten in der Welt besteht ein großes Investmentrisiko darin, dass sich die vom Markt antizipierte „Trumpflation“ – also die Rückkehr der Inflation in den USA getrieben durch Trumps Reformpläne – in Richtung einer Stagflation entwickelt. Mit anderen Worten: Trumps Politik sorgt für höhere Schulden und steigende Preise aber nicht für ein Ende des schwachen Wachstums. In einem derartigen Umfeld könnten die Zinsen rasch steigen und Anleiheinvestoren Verluste bescheren. Das schwache Wachstum und teure Bewertungen würden zudem wenig Spielraum für steigende Aktienkurse lassen. Für Anleger bliebe dann vor allem eine Verlustvermeidungsstrategie.

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