„Mach dir keine Sorgen, Schatz, ich kümmere mich darum.“ Was fürsorglich klingt, kann schnell zum Einstieg in finanzielle Kontrolle werden – ein Thema, das in Partnerschaften häufiger vorkommt, als viele denken. Wenn eine Partnerin keinen Zugang zu Konten hat, finanzielle Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen werden oder Geld als Druckmittel dient, handelt es sich nicht um ein triviales Beziehungsproblem, sondern um einen ernstzunehmenden Eingriff in die Selbstbestimmung – bis hin zu finanzieller Gewalt.
Besonders Frauen sind davon betroffen, nicht zuletzt aufgrund tradierter Rollenbilder, ungleicher Verteilung von Care-Arbeit und daraus resultierender finanzieller Abhängigkeiten. Es ist höchste Zeit, das zu ändern. Denn echte Gleichstellung beginnt auf dem Konto.
Finanzielle Kontrolle zeigt sich nicht immer offen oder dramatisch. Oft schleicht sie sich leise in den Alltag ein, getarnt als „Verantwortung übernehmen“ oder „sich kümmern“. Warnsignale sind zum Beispiel, wenn man keinen Zugang zu gemeinsamen Konten hat, finanzielle Entscheidungen – insbesondere größere Anschaffungen – ohne eigene Beteiligung getroffen werden oder der Partner ein Budget vorgibt, Ausgaben kontrolliert oder einen für eigene Ausgaben zur Rede stellt.
Auch wenn nach Streitigkeiten finanzielle Absprachen einseitig aufgehoben werden oder man sich nicht traut, nach Geld zu fragen, sowie das Gefühl, trotz Partnerschaft keine finanzielle Sicherheit zu haben, sind deutliche Hinweise. Wer sich in solchen Situationen wiedererkennt, sollte aufmerksam werden: Hier geht es nicht um Vertrauen, sondern um Kontrolle.
Fünf Schritte zur finanziellen Unabhängigkeit
- Eigenes Konto führen – immer. Gerade in Beziehungen ist ein eigenes Konto unerlässlich. Gemeinsame Konten können sinnvoll sein, aber das eigene Konto sollte nicht verhandelbar sein.
- Das Drei-Konten-Modell prüfen: Gemeinsame Ausgaben lassen sich so transparent regeln, individuelle Freiheit bleibt erhalten.
- Regelmäßige Finanzchecks einplanen: Wie viel kommt monatlich rein, wie viel geht raus, wofür wird Geld ausgegeben?
- Notgroschen aufbauen: Idealerweise drei bis sechs Monatsgehälter – und zwar für sich persönlich, nicht für „uns“.
- Faire Ausgleichsregelungen treffen: Wer Care-Arbeit übernimmt, verzichtet oft auf Karrierechancen und Altersvorsorge. Sprechen Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin über Ausgleichszahlungen, Rentenpunkte und Ehevertrag.
Hilfe holen ist Stärke – keine Schwäche
Wenn Sie das Gefühl haben, in einer finanziell manipulativen Beziehung zu stecken, holen Sie sich Unterstützung. Frauenberatungsstellen, Schuldnerberatungen oder Organisationen wie finanzielle-gewalt.de bieten diskrete und professionelle Hilfe.
Noch wichtiger: Investieren Sie in Ihre finanzielle Bildung. Wissen ist der beste Schutz vor Abhängigkeit – ob durch Podcasts, Bücher oder Workshops. Machen Sie sich mit den Grundlagen vertraut und stärken Sie Ihr Selbstvertrauen im Umgang mit Geld.
Selbstbestimmung beginnt beim Geld
Es geht nicht darum, Ihrem Partner zu misstrauen – sondern darum, sich selbst zu vertrauen. Jeder Mensch und vor allem jede Frau sollte wissen, was sie verdient, was sie ausgibt und wie sie sich absichern kann. Finanzielle Unabhängigkeit ist kein Luxus, sondern Ihr gutes Recht. Eine gesunde Partnerschaft basiert auf Augenhöhe – auch beim Thema Geld.