Die Antwort bestand aus einer Finanzproduktempfehlung, einer Art Robo-Advisor; das sind digitale Vermögensverwalter, die nach einem bestimmten Muster Geld anlegen. Das kann gut funktionieren, in vielen Fällen wird es das aber vermutlich nicht. Denn Geldanlage ist so viel mehr – zumal eine erfolgreiche – als lediglich eine Produktauswahl. Ein einzelnes Produkt macht uns nicht automatisch zu erfolgreichen Anleger:innen.
Nach der Portfoliotheorie bestimmen Auswahl und Zusammensetzung einzelner Vermögenswerte die Rendite, also den Erfolg als jährlichen Ertrag. Ausgegangen wird dabei von Anleger:innen, die rational handeln, informiert sind und ihren Nutzen maximieren. Der Realität entspricht das regelmäßig nicht. Wir Menschen handeln auch bei der Geldanlage emotional und damit irrational. Das zu erkennen, ist der erste Schritt auf dem Weg, erfolgreich mit Geld zu sein.
Deshalb bin ich ein großer Fan von den 4 G von Andrè Kostolany, weil sie griffig auf den Punkt bringen, was wir brauchen, um zum Beispiel an der Börse erfolgreich zu sein.
Erfolgreich an der Börse mit den 4 G
Die 4 G? Kostolany beschäftigte sich in seiner Arbeit viel mit dem Verhalten der Menschen bei der Geldanlage. Er fand, ein Psychologiestudium beispielsweise sei wichtiger für Investor:innen, als Ökonomie studiert zu haben. Seine plakativen 4 G sind: Geld, Gedanken, Geduld und Glück. Diesen 4 G füge ich ein fünftes an: Grundwissen. Denn ohne finanzielles Grundwissen bringen wir vermutlich drei der vier G nicht auf und bleiben abhängig von der Meinung anderer.
Gehen wir die Kostolanyschen Gs mal durch:
- Geld – Geld zu haben ist Voraussetzung dafür, um es anzulegen. Da geht es nicht um viel oder wenig, sondern um Geld, das wir aktuell nicht brauchen und auf das wir Jahrzehnte verzichten können, es in Konsum umzusetzen.
- Gedanken – hier spielt Kostolany auf die Anlagestrategie an, die wir gemäß unseren persönlichen Zielen, Risiken, Vorlieben entwickeln, als langfristigen Fahrplan für unsere Geldanlage. In die Anlagestrategie fließen dabei die Erkenntnisse der Portfoliotheorie ein.
- Geduld – wer an der Börse Panik bekommt, wenn die Kurse wie aktuell auf Talfahrt gehen, und entgegen der Anlagestrategie seine Wertpapiere verkauft, wird nicht erfolgreich sein Geld anlegen. Panik ist Emotion pur – genau wie Gier – und mitverantwortlich für schlechte Renditen bei Privatanleger:innen.
- Fehlt noch das vierte G bei Kostolany: Glück. Das Zufallsglück! Lebensglück können wir größtenteils beeinflussen durch die Berufswahl, Freunde, Umgang mit Familie, der Liebe, Kümmern um die Finanzen und Verbringen unserer Freizeit. Ganz anders das Zufallsglück. Das können wir nicht beeinflussen. Es passiert uns. Und genau das brauchen wir bei der Geldanlage auch. Denn politische Ereignisse, Kriege oder Naturgewalten, Betrugsfälle oder bahnbrechende Innovationen können Börsenkurse beeinflussen. Das müssen wir lernen auszuhalten. Siehe das dritte G – die Geduld!
Ohne finanzielles Grundwissen keine erfolgreiche Geldanlage
Und noch ein G ist entscheidend: Grundwissen, finanzielles Grundwissen. Haben wir das nicht gelernt, können wir uns selbst keine Anlagestrategie überlegen, uns fehlt womöglich das solide Finanzfundament, um Geld zum Investieren zu haben, wir können unser persönliches Risiko nicht bewerten und auch zur Auswahl der Vermögenswerte brauchen wir Wissen, um nur einige Punkte zu nennen.

Nur: Wo lernen wir das? In der Schule schon mal nicht. Von unseren „Bankberater:innen“ auch nicht, weil sie Produktverkäufer:innen sind. Von den Eltern vielleicht, was aber selten der Fall ist. Also müssen wir hier selbst ran. Bücher sind der kostengünstigste Einstieg in die eigene, finanzielle Bildung. Sich austauschen mit Gleichgesinnten ebenso. Es gibt unzählige Podcasts und Youtube-Videos zu diesen Themen. Und auch Seminare und Kurse – so weit nicht überteuert – helfen, den schnellen Einstieg zu finden.
Für eine erfolgreiche Geldanlage brauchen wir Wissen, Ziele, eine Anlagestrategie und Risikobestimmung, die wir verstehen, dazu Mut und ein Quäntchen Glück. Nur ein Anlageprodukt „zu kaufen“ führt nicht zum Erfolg.
Lesetipps:
- Hartmut Walz „Einfach genial entscheiden in Geld- und Finanzfragen
- Andrè Kostolany: „Die Kunst, über Geld nachzudenken“