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Fed-Zinsentscheid Schon wieder eine Zinserhöhung in den USA

Der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell
Der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell während der Jahrestagung 2022 des IWF in Washington D.C.
© picture alliance / EPA | SHAWN THEW
Zum vierten Mal in Folge will die US-Notenbank Fed die Zinsen kräftig anheben und so die hohe Inflation bekämpfen. Doch die Zeichen mehren sich, dass das nichts nützt

Die US-Notenbank wird ihren Leitzins am Mittwoch zum vierten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte anheben und damit ihren Kampf gegen die anhaltend hohe Inflation in den USA fortsetzen.

Es wird erwartet, dass das Federal Open Market Committee der US-Notenbank im Anschluss an seine zweitägige Sitzung den Leitzins auf einen neuen Zielbereich von 3,75 Prozent bis 4 Prozent anhebt und damit seinen Einfluss auf eine Wirtschaft verstärkt, die sich angesichts der aggressiven geldpolitischen Straffung als widerstandsfähiger erweist als erwartet.

Die Entscheidung der US-Notenbank, die Zinsen weiter zu erhöhen, kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Anzeichen häufen, dass das gravierendste Inflationsproblem seit Jahrzehnten sich nicht zum Guten wendet. Und das, obwohl es Hinweise dafür gibt, dass sich die Verbrauchernachfrage allmählich abkühlt und sich der Immobilienmarkt unter dem Druck der steigenden Hypothekenzinsen, die in der vergangenen Woche auf über 7 Prozent gestiegen sind, stark abgeschwächt hat.

Die seit dem Treffen im September veröffentlichten Daten zeigen, dass sich der Anstieg der Verbraucherpreise bei einer breiten Palette von Waren und Dienstleistungen erneut beschleunigt hat. Das deutet darauf hin, dass sich der zugrunde liegende Inflationsdruck verfestigt. Auch der Arbeitsmarkt ist nach wie vor sehr angespannt, mit starkem Lohnwachstum und einem erneuten Anstieg der offenen Stellen.

Die Entscheidung vom Mittwoch wird den Leitzins weiter in den „restriktiven“ Bereich verschieben. Das bedeutet: E wird die Wirtschaftstätigkeit noch stärker bremsen.

Angesichts der Tatsache, wie sehr die Fed die Zinssätze bereits angehoben hat – noch im März lagen sie nahe bei Null – diskutieren Spitzenbeamte und Ökonomen immer dringlicher darüber, wann die US-Notenbank das Tempo ihrer Zinserhöhungen verlangsamen sollte. Schließlich brauchen Änderungen in der Geldpolitik Zeit, um sich in der Wirtschaft durchzusetzen.

Ökonomen sind besorgt

Die Fed hat erstmals im Juli den Gedanken an eine Verlangsamung „zu einem bestimmten Zeitpunkt“ ins Spiel gebracht. Die auf der September-Sitzung veröffentlichten Prognosen deuten darauf hin, dass ein solcher Schritt im Dezember bevorstehen könnte. Auf der Septembersitzung gingen die meisten davon aus, dass der Leitzins bis Ende des Jahres 4,4 Prozent erreichen würde, was auf eine schrittweise Erhöhung des Leitzinses um einen halben Prozentpunkt im nächsten Monat hindeutet.

Ökonomen befürchten, die Fed könnte durch die Verlängerung ihres aggressiven Straffungsprogramms einen stärkeren Konjunkturabschwung als nötig auslösen und für Instabilität auf den Finanzmärkten sorgen. Einige Fed-Beobachter geben zu bedenken, dass die jüngsten Turbulenzen auf dem britischen Staatsanleihemarkt, die ein Eingreifen der Bank of England erforderlich machten, ein abschreckendes Beispiel sind.

Auch demokratische Abgeordnete fordern die Fed auf, von ihrem aggressiven Ansatz abzurücken. Notenbankchef Jay Powell steht allerdings vor der Aufgabe, Ökonomen und Anlegern zu verdeutlichen, dass eine Verlangsamung der Zinserhöhungen nicht gleichbedeutend ist mit einem geringeren Engagement bei der Eindämmung des Preisdrucks. Daher gehen viele Ökonomen davon aus, dass die Fed Zinserhöhungen befürwortet, die über das im September geplante Spitzenniveau von 4,6 Prozent hinausgehen. Inzwischen geht man davon aus, dass ein Leitzins von mindestens 5 Prozent erforderlich ist, um die Inflation einzudämmen.

Copyright The Financial Times Ltd. 2022

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