Die Regularien der Deutschen Börse sind so klar wie deutlich für Aktionäre von Biontech. Weder kann das Unternehmen mehrere Jahre in Folge Gewinne vorzeigen, noch findet der Hauptumsatz in Frankfurt statt. In Sachen Gewinn 2021 macht Biontech dabei den meisten Dax-Konzernen etwas vor. 10 Milliarden Profit fallen 2021 an, 2022 dürfte es kaum weniger werden. Da ist die Marktkapitalisierung von gut 50 Mrd. Euro und ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von fünf ein Schnäppchen. Eigentlich.
Top 15 bis Platz 1 – alles wäre drin
Schon das zweite eigentlich, denn normalerweise wäre Biontech auch in der höchsten Börsenliga. „Wäre Biontech ein Dax-Mitglied, so läge man aktuell unter den Top 15 knapp vor der alten Ökonomie repräsentiert von Bayer“, rechnet Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets vor. Der Kapitalmarktanalyst hat ausgewertet, was für Biontech bei normaler Börsenbewertung drin wäre. Denn planbare Gewinne von 10 Mrd. Euro pro Jahr führten bei Biotech-Konzernen für gewöhnlich zu einer Bewertung mit KGVs von 25 und höher. Und damit wäre Biontech dann das wertvollste Unternehmen im Dax, weit vor Linde und SAP mit rund 150 Mrd. Euro Marktwert.
Die zahlreichen Konjunktive zeigen aber auch das Dilemma der Biontech-Aktie und unterstreichen den Grund, warum sie seit Monaten auch beim Broker Etoro ganz oben auf den Tradinglisten steht. Die Aktie ist eine Glaubensfrage. Sollten die Impfstoffbestellungen zu Covid-19 auslaufen, wären die Mainzer das Biotech-Unternehmen weltweit mit dem dicksten Kapitalpolster. Dann braucht es neue Umsatzraketen, um nicht nach zwei besonders fetten Jahren bei den Erlösen zu kollabieren.
Biontech ist einzigartig
Nie zuvor in der Börsengeschichte gab es ein solches Phänomen. Es gibt Firmen, die tolle Technologien im Angebot haben und von der Phantasie der Investoren leben. Lucid, Tesla, Nel oder einstmals Amazon – die Reihe ist lang. Und im Grunde ist jede Aktie eine Art Glaubensfrage. Den Mix aus einem einzigen Produkt und gleichzeitig immensen Gewinnen ist am Markt aber einzigartg. Bei Amazon lautete das Versprechen ebenso wie bei fast allen Tech-Firmen und auch Online-Marktplätzen: Erst holen wir den Umsatz rein und dann fallen irgendwann Gewinne an. Von dieser Story leben auch Airbnb und Uber. Biontech mutet dagegen kurios an. Das Unternehmen muss den Investoren erzählen, dass es dicke Gewinne und unglaublich viel Kapital schlau einsetzen wird. Und dass die mRNA-Palette noch viel mehr intelligente Medikamente und Impfstoffe parat hält.
„Dieses Stochern im Nebel reflektiert auch der Optionsmarkt“, fügt Kapitalmarktexperte Molnar an. Im Derivatemarkt ist Biontech nämlich ebenso wie seine Konkurrenten Valneva oder Moderna ausgesprochen beliebt auch bei Bonuszertifikaten, Discountpapieren, Discount-Call-Optionsscheinen oder Inline-Optionsscheinen. Überall wo sich Volatilität für die Produktkonditionen positiv auswirkt, findet man spannende Ideen bei Biontech. Da schließt sich der Kreis, denn die Dax-Schwergewichte SAP und Linde will bei Smartbroker und Co. kaum einer handeln. Die Volatilität ist extrem niedrig und damit sind die Titel für aktive Anleger das, was Biontech bestimmt lange nicht sein wird – langweilig.
Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter Info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com