Vor 20 Jahren ist der Euro als Buchgeld eingeführt worden. Mit der Gründung gab es Befürchtungen vor einer Schwachwährung, die sich allerdings nicht bewahrheitet haben. Dennoch dürfte der Euro nach der jüngsten EZB-Entscheidung, Zinserhöhungen zu verschieben, zur Schwäche neigen.
Das wichtigste Fernreiseziel für viele Deutsche sind die USA. In diesem Jahr könnte der Urlaub allerdings etwas teurer werden, schließlich hat der Euro in den vergangenen zwölf Monaten um acht Prozent gegenüber dem Dollar nachgegeben. Dennoch sollten sich Urlauber überlegen, ob sie die USA-Reise nicht doch noch in diesem Jahr antreten, weil die Talfahrt des Euro gegenüber dem Greenback weitergehen könnte und ein Trip im nächsten Jahr noch teurer wäre.
Europas Banken brauchen Unterstützung
Denn die laxe Geldpolitik der EZB dürfte nach den jüngsten Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi anhalten und den Euro tendenziell schwächen. Aufgrund der sich verlangsamenden Wirtschaftsdynamik in der Eurozone hat die EZB nicht nur eine neue Runde von günstigen Krediten für Banken angekündigt, sondern auch Leitzinserhöhungen zeitlich noch weiter nach hinten verschoben. Im aktuellen Umfeld war es auch nicht verwunderlich, dass sie ihre Konjunkturprognosen deutlich gesenkt hat.
Vor allem die erneute Hilfe für europäische Banken, die zwischen September 2019 und März 2021 bei der EZB günstige Kredite mit einer Laufzeit von zwei Jahren abrufen können, signalisiert, wie anfällig der Bankensektor sowie die europäische Wirtschaft immer noch sind. Entsprechend flüchteten Anleger in deutsche Bundesanleihen, deren Renditen auf das niedrigste Niveau seit 2016 gefallen sind. Gleichzeitig sank der Euro zum Dollar, weil die Zinsdifferenz gestiegen ist – zugunsten der US-Anleihen. Anleger beginnen an den Maßnahmen der EZB zu zweifeln, sie konnten die Wirtschaft in der Eurozone nicht nachhaltig beleben.
Euro-Dollar-Kurs
source: tradingeconomics.com
Italien nicht eingepreist
Noch verspüren Anleger aber auch keine Panik. Denn Investoren nehmen das Italien-Risiko weiterhin sehr gelassen hin, auch nachdem die Ratingagentur Fitch zuletzt das Rating für das mit 2300 Mrd. Euro hochverschuldete Land mit BBB bestätigt hat. Das ist die zweitniedrigste Stufe im solideren Bereich der Investment-Grade-Anleihen. Allerdings steht der Ausblick für Italien auf „negativ“, weshalb Fitch im nächsten Schritt das Rating herabstufen könnte. „Das bereitet Investoren allerdings keine Kopfzerbrechen, was die Renditen der zehnjährigen italienischen Anleihen widerspiegeln“, erklärt Carlo Alberto de Casa, Chefanalyst beim britischen Brokerhaus Activ Trades. „Die Zinsen liegen mit rund 2,7 Prozent in der Nähe des Sieben-Monats-Tiefs“ sagt de Casa.
Aufgrund der Entwicklungen in Europa und den USA ist es daher nicht verwunderlich, dass unter den Währungspaaren der Euro-Dollar immer noch am stärksten gehandelt wird. Mit einem Euro-Dollar-Bear-Papier profitieren Anleger von einem weiteren Euro-Verfall gegenüber dem Dollar. Das Papier mit der WKN GM3J7E (Goldman Sachs) hat einen Hebel von 15, die WKN DS6J69 (Deutsche Bank) einen Hebel von 10. Beide Hebel sind für den Währungsbereich als moderat anzusehen.
Selbst die Tatsache, dass auch die Zinsen für US-Anleihen kräftig im Rückwärtsgang sind und mit knapp 2,64 Prozent nicht weit entfernt von den 52-Wochen-Tiefs notieren, hat den Euro nicht stützen können. Da viele Konjunkturdaten auf Talfahrt bleiben dürften, könnte sich die Wirtschaft der Eurozone weiter in Richtung Rezession bewegen. Das wiederum würde für anhaltenden Verkaufsdruck auf den Euro sorgen - Draghi wird bis zum Ende seiner Amtszeit im November 2019 noch oft gefordert werden.