Es gibt wieder Sparzinsen, das ist die gute Nachricht. Nach Jahren des Null- und Strafzinses wird man wieder dafür belohnt, Geldpuffer auf dem Konto zu haben. Allerdings nicht wahnsinnig üppig, und längst nicht bei jeder Bank. In der Spitze sind knapp über drei Prozent drin.
Aber: Viele Banken zahlen noch immer Nullkommanichts für Spareinlagen oder allenfalls homöopathische 0,5 Prozent. Im Schnitt lagen die Tagesgeldzinsen Anfang Mai bei 1,2 Prozent. Einjähriges Festgeld warf 2,1 Prozent ab. Das verärgert Bankkunden aus zwei Gründen: Erstens ist der EZB-Einlagenzins für Banken inzwischen auf 3,25 Prozent gestiegen – parken die Institute also derzeit selbst Geld bei der Zentralbank, erhalten sie stolze 3,25 Prozent Zinsen dafür. Nicht einmal die Hälfte davon reichen sie an Kunden weiter. Rund 27 Mrd. Euro völlig risikofreier Erträge könnten sie so einstreichen. Kunden dagegen verlieren bei 1,2 Prozent Guthabenzins und sieben Prozent Inflation knapp sechs Prozent ihrer Kaufkraft pro Jahr.
Zweitens gelten selbst akzeptable Tagesgeldzinsen von zwei Prozent meist nur für Neukunden. Treue Bankkunden mit Ersparnissen profitieren davon nicht. Kein Wunder also, dass viele auf Fremdangebote schielen. Und natürlich lohnt sich eine Tages- oder Festgeldkontoeröffnung, wenn man eine fünfstellige Summe für längere Zeit festlegen möchte. Wer dafür drei Prozent Zinsen bekommt, streicht bei 25.000 Euro immerhin 750 Euro im Jahr ein.
Doch gerade bei Hochzinsangeboten ist Vorsicht geboten: Man sollte immer hellhörig werden, wenn einzelne Anbieter erheblich höhere Zinsen aufrufen. Oft sind es Banken aus Drittstaaten mit geringer Einlagensicherung oder schlechter Bonität. Baltische und maltesische Banken führen derzeit die Zinslisten auf Vergleichsportalen wie fmh.de an. Solidere deutsche Institute – mit Einlagensicherung auch jenseits der 100.000 Euro pro Kunde und Bank – legen im Direktgeschäft maximal drei Prozent Zinsen hin.
Manche Plattformen werben sogar mit „bis zu 4,5 Prozent fürs Festgeld“. Sieht man genauer hin, sind das jedoch Fremdwährungskonten. Bei denen trägt der Sparer ein hohes Währungsrisiko, sie sind also alles andere als sicher. Selbst bei der Anlage in Dollar können hohe Verluste auftreten. Zudem drohen ausländische Steuern auf mögliche Erträge.
Oder, noch schlimmer: Es stecken Betrüger dahinter. Die Verbraucherzentralen warnen eindringlich vor fingierten Festgeldangeboten über Vermittlungsplattformen, die aktuell mit Lockzinsen von mehr als vier Prozent werben. Angebliche Beratungsfirmen oder Webportale geben dabei vor, Festgeldangebote für Partnerbanken zu vermitteln. Sie nutzen täuschend echt wirkende Formulare zur Kontoeröffnung oder leiten angeblich auf Partnerbank-Webseiten weiter. Doch nach der Überweisung – oft an eine ausländische IBAN – sehen die Kunden ihr Geld nie wieder.
Bankkunden sollten sich ruhig nach höheren Sparzinsen umsehen. Doch Vorsicht bei besonders guten Angeboten oder Vermittlern.