Eigentlich sollen Staatsfonds eine Rücklage bilden und den Staat oder die staatlichen Zentralbanken für schlechte Zeiten, gegen Inflation oder auch Währungsschwankungen absichern. Vor allem Länder mit vielen Rohstoffen nutzen die Fonds, um die Einnahmen aus dem Verkauf anzulegen und zu verwalten.
In der Unternehmenswelt und an den Aktienmärkten haben sich einige der milliardenschweren Fonds aber bereits als Investoren einen Namen gemacht. Auch beim Trend rund um Investitionen in nachhaltige Firmen und Projekte wird den Staatsfonds wegen ihres großen Vermögens eine entscheidende Rolle zugeschrieben . Zusammengenommen umfassen die weltweiten Staatsfonds dabei mittlerweile ein Vermögen von mehr als 8 Billionen US-Dollar.
Deutschlands Fonds für den Atomausstieg
Auch Deutschland hat seit 2017 einen eigenen Atomfonds: Den „Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung“ (Kenfo). Hier zahlten die großen Energieversorger rund 24 Mrd. Euro Startkapital ein. Nach dem Atomausstieg der Bundesrepublik soll damit die Entsorgung von Atommüll und der Abriss von Atomkraftwerken finanziert werden. Bis 2100 soll der Fonds auf 169 Mrd. Euro anwachsen. Dafür investierte Kenfo bislang vor allem in Aktien und Anleihen – und will künftig auch stärker auf Private Equity setzen. Bis September 2019 hat der Fonds damit eine durchschnittliche Rendite von 7,5 Prozent erzielt .
Im internationalen Vergleich ist Kenfo in seiner Größe allerdings relativ bescheiden, zeigt ein Ranking des „Sovereign Wealth Fund Institute“ . Um hier zu den zehn größten Fonds zu zählen, braucht es mehrere hundert Milliarden US-Dollar. Der größte Staatsfonds knackte mit seinem Vermögen in 2019 sogar wiederholt die Billionen-Grenze.
Diese zehn Staatsfonds haben das größte Vermögen
Das sind die größten Staatsfonds der Welt
Rund 325 Mrd. US-Dollar umfasst Chinas National Social Security Fund (NSSF). Gegründet wurde der Fonds im Jahr 2000, um die soziale Absicherung Chinas gewährleisten zu können. Seit Ende 2019 zählen dabei chinesischen Medien zufolge auch Anteile an Staatsunternehmen im Wert von 157,1 Mrd. US-Dollar zu seinen Rücklagen.
Mit einem Vermögen von 328 Mrd. US-Dollar landet der katarische Staatsfonds Qatar Investment Authority auf Platz neun des Rankings. Details über seine Investitionen veröffentlicht QIA nicht. Ende 2019 wurde allerdings bekannt, dass der Fonds stärker in die weltweite Tech-Branche investieren wolle.
Zwei Staatsfonds aus Singapur haben es unter die Top Ten geschafft. Einer von ihnen ist Temasek mit einem Vermögen von 375,4 Mrd. US-Dollar. In Deutschland ist der Staatsfonds aus Singapur vor allem für seine Investitionen beim Chemiekonzern Bayer bekannt. Weltweit hält Temasek Anteile an rund 600 Unternehmen.
Das Vermögen von Chinas Staatsfonds SAFE Investment Company beläuft sich auf 417,8 Mrd. US-Dollar. Im Ranking der größten Staatsfonds reicht das für Platz sieben. SAFE verwaltet unter anderem die Währungsreserven der chinesischen Zentralbank. Der Staatsfonds investiert zum Teil in Anleihen sowie in ausländische Unternehmensbeteiligungen. So gilt SAFE als fünftgrößter Anteilseigner der Clearinggesellschaft Euroclear.
Streng genommen ist GIC Private Limited nicht nur ein Staatsfonds, sondern besteht aus mehreren. Insgesamt umfasst die Fonds-Gruppe ein Vermögen von rund 440 Mrd. US-Dollar. Über konkrete Investitionen gibt GIC selbst keine Auskunft. Im September 2019 öffnete die Gruppe aber teilweise ihre Bücher. Demnach entfallen etwa 44 Prozent der Investitionen auf Aktienanteile. Unternehmensbeteiligungen abseits der Börse haben leicht zugenommen. Seit Januar 2019 investiert GIC zum Beispiel in das deutsche Fintech N26.
Rund 509,4 Mrd. US-Dollar ist der Exchange Fund of the Hong Kong Special Administrative Region (HKMA IP) schwer. Er wird von der Hong Kong Monetary Authority, der De-facto-Zentralbank Hongkongs, verwaltet. Mit Hilfe des Fonds soll vor allem die Stabilität des Hongkong Dollars sichergestellt werden.
Der Kuwait Investment Authority (KIA) ist nicht nur einer der größten Staatsfonds, sondern auch einer der ältesten. 1953 wurde der Fonds gegründet, der sich ursprünglich mit Überschüssen aus dem Ölgeschäft finanzierte. Heute umfasst KIAs Vermögen rund 592 Mrd. US-Dollar. Vorsitzende des Fonds ist die kuwaitische Finanzministerin Mariam Al-Aqeel. Nach eigenen Angaben investiert KIA überwiegend in Kuwait und im Nahen Osten. Wohin das Geld aus dem kuwaitischen Staatsfonds genau fließt, behält das Emirat aber für sich.
Die Abu Dhabi Investment Authority (ADIA) ist mit einem Vermögen von 696,7 Mrd. US-Dollar der drittgrößte Staatsfonds weltweit. Der Großteil der Einnahmen des Fonds aus den Emiraten stammt aus dem Ölgeschäft. ADIA investiert weltweit auch in Aktien, Anleihen und Unternehmen. So verkaufte Nestlé 2019 seine Sparte für Hautpflege für 9,4 Mrd. Euro an ein Konsortium aus ADIA und dem Finanzinvestor EQT. Auch beim Verkauf der Aufzugsparte von Thyssenkrupp befindet sich ADIA als Teil eines Konsortiums unter den Bietern.
2018 überholte der chinesische Staatsfonds China Investment Corporate (CIC) die Konkurrenz und landete auf Platz zwei der weltweit größten Staatsfonds. Seinen Rang verteidigte CIC auch 2019 mit einem Vermögen von 940,6 Mrd. US-Dollar. Mit 26 Mrd. US-Dollar (Stand August 2019) ist CIC dabei auch an Investitionsprojekten der Neuen Seidenstraße beteiligt.
Der größte Staatsfonds kommt aus Europa, genauer gesagt aus Norwegen. 30 Jahre nach seiner Gründung umfasste der Government Pension Fund Global (Norway GPFP) in 2019 rund 1,1 Billionen US-Dollar. Ursprünglich basierten die Einnahmen aus dem Fonds auf Erlösen auf dem Öl- und Gasgeschäft. Mittlerweile finanziert sich Norway GFPF aber auch über Investitionen in Aktien und Immobilien. Alle Entscheidungen sollen dabei möglichst nachhaltig sein, der Fonds hat deshalb einen eigenen Ethikrat, der Investitionen in Unternehmen, die den Kriterien nicht entsprechen, blockieren kann.