Weltweit läuten bei IT-Experten zurzeit die Alarmglocken: In einer unter Regierungsbehörden wie auch Unternehmen weit verbreiteten Server-Software wurde eine gigantische Sicherheitslücke entdeckt. In Deutschland rief das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vor wenigen Tagen „wegen der extrem kritischen Bedrohungslage“ sogar die Alarmstufe Rot aus und warnte vor folgeneichen Hackerangriffen. Diese könnten eine IT-Schwachstelle in der Programmiersprache Java ausnutzen, um direkten Zugriff auf zahlreiche Server zu erlangen. Das tatsächliche Schadens- und Bedrohungsausmaß ist derzeit noch nicht bekannt.
Cyberattacken haben in den vergangenen Jahren wieder deutlich zugenommen. Datendiebstahl, Erpressung und erzwungene Systemausfälle sind an der Tagesordnung. Neun von zehn Unternehmen (88 Prozent) in Deutschland waren im vergangenen Jahr von derartigen Angriffen betroffen. Im Jahr 2019 waren es noch 75 Prozent. Laut Branchenverband Bitkom verursachen Cyberangriffe deutschlandweit einen jährlichen Schaden in Höhe von 220 Mrd. Euro.
Norbert Pohlmann, Professor für Informationssicherheit an der westfälischen Hochschule sowie Vorsitzender des Bundesverbands IT-Sicherheit, verwundert das nicht: „Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung stehen immer mehr Unternehmenswerte als Bits und Bytes zur Verfügung. Das macht Cyberattacken kontinuierlich lukrativer.“ Andererseits führt der hohe Digitalisierungsgrad zu immer komplexeren Computerprogrammen mit Millionen Zeilen an Programmiersprache. Dass den Entwicklern dabei auch mal Fehler unterlaufen, sei gar nichts Ungewöhnliches, erklärt der Experte: „Das ist genauso wie wenn man einen Artikel schreibt – je länger der Text, desto mehr Tippfehler schleichen sich ein.“
Überproportionales Wachstumspotenzial
Dagegen schützen kann man sich mit einer entsprechenden Sicherheitssoftware. Und dass IT-Schutz tatsächlich immer wichtiger wird, scheinen die Unternehmen nach und nach zu begreifen: Im vergangenen Jahr stiegen ihre IT-Sicherheitsausgaben um 9,7 Prozent auf über 6 Mrd. Euro. Pohlmann ist sich sicher: „Immer mehr Unternehmen erkennen die Notwendigkeit, verstärkt in Cybersicherheit zu investieren.“ Dem Markt für IT-Sicherheitslösungen prognostiziert er ein überproportionales Wachstumspotenzial für die kommenden Jahre.
Einer der möglichen Profiteure dieser Entwicklung ist der Cybersecurity-Spezialist Secunet Security Networks. Die Essener notieren seit September im deutschen Nebenwerte-Barometer SDax. Secunet entwickelt Hochsicherheits-IT-Systeme für Behörden und Unternehmen. Nach sehr starken Kursgewinnen von über 150 Prozent in diesem Jahr kam es zuletzt zu einer deutlichen Korrektur. Mit einem Jahresplus von rund 50 Prozent steht das Papier aktuell bei 385 Euro. Die Investmentbank Warburg Research hat das Kursziel für Secunet nach neuen Prognosen von 560 auf 540 Euro gesenkt, aber die Einstufung auf „Buy“ belassen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beträgt 66. Damit ist das Unternehmen innerhalb der IT-Welt noch moderat bewertet.
Ein weiterer aussichtsreicher IT-Sicherheitsdienstleister ist das Münchner Unternehmen Cancom. Mit einer Marktkapitalisierung von 2,38 Mrd. Euro notiert das mittelgroße Unternehmen im MDax. Auf Jahressicht steht ein Plus von 33,30 Prozent in den Büchern. Ein Anteilsschein kostet heute 60,54 Euro. Das mittlere Kursziel der Marktbeobachter, die mehrheitlich zum Kauf raten, liegt bei 69,75 Euro. Mit einem KGV von rund 39 ist das Unternehmen nochmal günstiger bewertet als Secunet.