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Gute Inflationsdaten Börsenrally kurz vor dem Zinsentscheid der Fed

Eine Frau läuft an einem Plakat vorbei, auf der die US-Notenbank Fed abgebildet is
Eine Frau läuft in Washington D.C. an einem Plakat vorbei, auf der die US-Notenbank Fed abgebildet ist. In den USA steht der nächste Zinsentscheid an
© Sipa USA / Graeme Sloan / Picture Alliance
Neue Daten zur US-Inflation haben am Aktienmarkt Euphorie ausgelöst. Die Fed hält trotzdem an ihrer Hochzinspolitik fest

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) belässt die Zinsen auf dem bisherigen Niveau und deutet für dieses Jahr nur eine Zinssenkung an. Das Gremium hält den Leitzins zum siebten Mal in Folge in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent, wie der Zentralbankrat am Mittwoch in Washington D.C. mitteilte. Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen. Der Leitzins ist damit weiterhin so hoch wie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr. 

Neue Daten der Fed zeigen außerdem, dass sich die Inflation hartnäckiger als erwartet erweisen könnte. Kurz vor dem Zinsentscheid gab es auf diesem Gebiet jedoch gute Nachrichten: Der Preisauftrieb schwächte sich unerwartet etwas ab. Die Verbraucherpreise stiegen im Mai zum Vorjahresmonat um 3,3 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Im April hatte die Rate 3,4 Prozent betragen. Analysten hatten mit einer unveränderten Inflationsrate für Mai gerechnet. Die Zahlen sind von Bedeutung für die Geldpolitik Fed. 

Der überraschende Rückgang löste am Aktienmarkt Euphorie aus und sorgte für eine Kursrally. Der Dax und der EuroStoxx50 verdoppelten nach der Veröffentlichung am Mittwochnachmittag ihre Gewinne und notierten jeweils ein Prozent höher bei 18.559 Zählern und 5014 Punkten. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes zogen an.

In den USA hat sich der Preisauftrieb zuletzt etwas abgeschwächt. Die Kernjahresinflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel fiel den neuen Daten des der US-Regierung zufolge von 3,6 auf 3,4 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Kernverbraucherpreise um 0,2 Prozent. Die Kernrate wird von der US-Notenbank Fed besonders beachtet. Sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate. Neben den neuen Daten des US-Arbeitsministeriums. 

EZB ist Fed überraschend vorausgeeilt

Seit März 2022 hat die Notenbank ihren Leitzins im Kampf gegen die Inflation im rekordverdächtigen Tempo um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben. Zuletzt drehte sie allerdings nicht mehr an der Zinsschraube. Die Inflationsrate – im Sommer 2022 mit mehr als 9 Prozent so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr – ging seit den Zinserhöhungen deutlich zurück, die Preise steigen nun deutlich langsamer an. Dennoch scheint das 2-Prozent-Ziel der Fed aktuell außer Reichweite.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte vergangene Woche die Zinswende eingeleitet und den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Die Notenbank der größten Volkswirtschaft der Welt hatte bei ihrer letzten Sitzung im Mai allerdings Hoffnungen auf rasche Zinssenkungen gedämpft und sich hinsichtlich der hartnäckigen Inflation besorgt gezeigt. Es könne „länger als bisher angenommen“ dauern, bis die Fed mehr Zuversicht gewinne, dass die hohe Inflation wirklich auf dem Rückzug sei, hatte Fed-Chef Jerome Powell damals gesagt. 

Eigentlich hatte die US-Notenbank für dieses Jahr drei Zinssenkungen von jeweils 0,25 Prozentpunkten vorhergesagt. Die neuen Zinsprognosen, die die Fed ebenfalls veröffentlichen wird, dürften zeigen, ob die US-Notenbank an diesem Plan festhalten wird. Beobachter rechnen damit, dass die Fed erst in der zweiten Jahreshälfte ihre Geldpolitik lockern wird. 

Notenbanken erhöhen die Zinsen, um die Nachfrage zu bremsen. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben – oder sie leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben – und idealerweise sinkt die Inflationsrate. 

dpa/rtr/ess

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