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Daniel Saurenz Erstaunliche Börsencomebacks: Diese Aktien hatte niemand auf dem Schirm

Ein Aktienhändler sitzt auf dem Parkett der Wertpapierbörse vor seinen Monitoren
Aktienhändler in Frankfurt: Hatte er zu Jahresbeginn Siemens Energy als Comeback-Kandidaten im Sinn?
© Arne Dedert/dpa / Picture Alliance
Zum Jahresbeginn hatte kaum jemand Siemens Energy als Comeback-Titel für 2024 auf der Favoritenzettel. Überraschende Kursentwicklungen sind jedoch die Regel und nicht die Ausnahme 

Unter Börsianern gibt es die sogenannten Silvesterwetten. Man setzt darauf, wer sich im kommenden Jahr am besten entwickeln könnte. Oftmals sind es Titel, die vorher keiner haben wollte. Paradebeispiel war das Jahr 2023 als die US-Techs aus einem desaströsen Jahr 2022 kamen und man das Comeback mit den Aktien direkt oder garniert mit Optionsscheinen gehebelt umsetzen konnte. 

„In Deutschland gab Ende 2023 keiner einen Pfifferling auf die Aktie von Siemens Energy“, so Vanyo Walter vom Broker Robomarkets. „Elf Monate später ist die Aktie bei vielen Großbanken auf der Empfehlungsliste, weil man Vergleichsparameter zu US-Firmen bemüht“, so der Experte. Der Kurs ist im Jahresvergleich mit gut 200 Prozent so stark gestiegen wie selten ein Dax-Wert zuvor. Daraus können Anleger für die Zukunft lernen. 

Langweiliges Börsenjahr 

Dabei war 2024 für Börsianer bisher ein traumhaftes Aktienjahr. Man könnte es sogar langweilig nennen hinsichtlich der Volatilität. „Abgesehen von einer kurzen Korrektur Anfang August ging die Reise meist durchweg aufwärts, zumindest bei den großen US-Indizes“, so Franz-Georg Wenner von Indexradar. Nasdaq 100 und S&P 500 kletterten seit Jahresbeginn um rund 20 Prozent und damit deutlich mehr als im langjährigen Durchschnitt. Der Dax gönnte sich zwar zwischen Frühjahr und Spätsommer eine ausgedehnte Pause, liegt mit rund 14 Prozent aber ebenfalls weit im Plus. 

Während aktiv gemanagte Fonds wohl auch dieses Jahr große Mühe haben werden, ihre Benchmark zu schlagen, war das Umfeld für Anlagezertifikate oder ETFs auf Indizes sehr gut. Kein Wunder, dass sich das Anlagevolumen für Indexpapiere in den vergangenen zehn Jahren hierzulande mehr als vervierfacht hat. Dies liegt auch an der sehr günstigen Kostenstruktur. Im Herbst 2024 etabliert sich der Smartbroker hier in Kombination mit dem Börsenplatz Gettex aus München preislich gesehen als Marktführer. 

Halbe Wahrheiten

„Die Indizes zeigen aber nur die halbe Wahrheit, und das gilt sowohl für die Performance wie auch für die fundamentalen Kennzahlen“, sagt Stefan Riße vom Fondshaus Acatis. So ist es nicht verwunderlich, dass Nvidia nach Gewinnen von 175 Prozent mittlerweile teuer bewertet und die Fallhöhe entsprechend hoch ist. Sollten die Zahlen am 20. November hinter den Erwartungen zurückbleiben, könnte es gerade im Chip- und KI-Sektor zum Jahresende ungemütlich werden. Immerhin steht Nvidia für fast ein Viertel der Gewinne des S&P 500. „Nimmt man den Chip-Primus und dazu Meta, Amazon, Apple und Alphabet, haben diese fünf Werte ähnlich viel zur Jahresperformance des Index beigetragen wie alle übrigen 495 Mitglieder“, sagt Vanyo Walter zu der fast schon absurden Leistung. 

Microsoft zählt zwar auch auf Plattformen wie Gettex zu den beliebtesten Aktien. Mit knapp neun Prozent seit Jahresbeginn hat das Schwergewicht aber den Anschluss verloren. Wobei auch hier unser oft zitiertes Erwartungsmanagement greift. Im Jahr 2023 stieg der Kurs wie an der Schnur gezogen um rund 55 Prozent, nun wächst die Aktie in ihre Bewertung hinein. Das könnte 2025 auch Siemens Energy so gehen, wenn man eben das Erwartungsmanagement berücksichtigt.

Gewinner des Vorjahres sagen gar nichts aus

Auch bei den heimischen Blue Chips sind Anleger daher gut beraten, nicht zwangsläufig auf die Gewinner des Vorjahres zu setzen. Das Bauchgefühl ist zwar besser, aber die Performance sieht meist nicht so gut aus. Ein schönes Beispiel ist Rheinmetall. Zwischen Januar und März stieg der Kurs um rund 80 Prozent, seitdem ist nichts mehr passiert. Der zweite Platz in der Performance-Rangliste der Dax-Werte seit Jahresbeginn beruht also nur auf der starken Entwicklung im ersten Quartal. Seither ist die Aktie aufgrund der engen Handelsspanne zwischen rund 465 und 525 Euro nur noch für kurzfristig orientierte Trader interessant. Versierte Anleger konnten die Kursentwicklung bestens mit Inline-Optionsscheinen umsetzen. Dazu braucht man aber etwas Hintergrundwissen und Gefühl für Volatilität und Preissetzung. 

Da bei einigen Brokern aber kaum noch Transaktionskosten anfallen, können mittlerweile auch kleinste Bewegungen gewinnbringend genutzt werden. So bieten inzwischen zahlreiche Emittenten wie Morgan Stanley, UBS, JP Morgan und Vontobel mit ausgewählten Brokern ab einem bestimmten Volumen kostenlose außerbörsliche Handelsaktionen an. Übrigens schadet das den Aktienkursen nicht. Die Titel von Flatex und Smartbroker haben sich in den letzten Monaten trotz niedriger Marktvolatilität sehr gut entwickelt. Auch da lagen die Erwartungen eher niedrig. Mit Blick auf den Jahreswechsel und den Start in das Jahr 2025 lohnt sich daher vor allem ein Blick auf die Verlierer. Bayer, RWE, Brenntag, Sartorius und BMW liegen derzeit mit gut 25 Prozent Minus am Ende des Dax-Rankings. 

Verlierer als Gewinner?

Vor allem bei den Automobilherstellern sind viele negative Nachrichten eingepreist. Ob es gleich Bayer sein muss, die Siemens Energy 2025 den Rang ablaufen, das darf man getrost bezweifeln. Bei den Kandidaten aus dem industriellen Sektor aber könnte 2025 zum Comeback-Jahr werden, wenn eine neue Koalition unter CDU-Führung die Rahmenbedingungen verbessert. Für Carsten Mumm von Donner & Reuschel ist es sogar die Hoffnung auf ein Vermeiden „der drohenden Bedeutungslosigkeit“ der deutschen Wirtschaft. 

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com

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