Wer in die größte Kryptowährung Bitcoin investieren will, dem stehen schon heute zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung. Zu den rund 60 am Markt verfügbaren ETFs in den USA könnte nun aber eine prominente Alternative hinzukommen. Die New Yorker Börse reichte am Dienstag Unterlagen ein, die nahelegen, dass die Trump Media & Technology Group einen eigenen Bitcoin-ETF auflegen könnte – den Truth Social Bitcoin ETF.
Der ETF würde entsprechend den gleichen Namen tragen, wie das soziale Netzwerk von US-Präsident Trump. Und dennoch, so erklärte das Weiße Haus, habe Trump mit den geschäftlichen Aktivitäten der Trump Media & Technology Group nichts mehr zu tun. Er habe die Aktien von Trump Media im Wert von etwa 4 Mrd. Dollar auf einen von seinem Sohn Donald Trump Jr. kontrollierten Trust übertragen. Was nach den vier Jahren Amtszeit damit passiert, ist allerdings noch unklar.
Trump versuchte schon beim Launch seines eigenen Memecoins $TRUMP im Januar, wenige Tage vor der Amtseinführung, den persönlichen Nutzen herunterzuspielen. Damals schoss der Preis zum Start binnen weniger Stunden um 300 Prozent nach oben, womit die Trump-Familie in der Spitze auf Werten in Höhe von 56 Mrd. Dollar saß. Trump erklärte aber lapidar, dass er nicht groß davon profitiere – und eigentlich auch keine Ahnung von der Technologie habe. „Ich habe keine Ahnung, wie sehr es gestiegen ist“, erklärte Trump damals in einem Interview mit NBC. „Ich mache aus nichts einen Gewinn. Ich habe damit schon vor der Wahl Gewinn gemacht.“
Was will Trump mit Bitcoin-ETF?
Ein Memecoin wie $TRUMP unterscheidet sich deutlich von einem Bitcoin-ETF, der nun offenbar geplant ist. Ein Memecoin hat noch weniger einen inneren Wert als der Bitcoin, dem immerhin einige einen Nutzen für die Realwirtschaft zusprechen. Bei Memecoins handelt es sich dagegen um etwas wie Gedenkmünzen oder Spenden. Es profitieren vor allem diejenigen, die ganz früh dabei waren – meistens also die Gründerteams und deren Freunde. Oft folgt hier auf einen steilen Kursanstieg ein sogenannter Rug Pull, bei denen die Gründerteams ihre Anteile abstoßen und so Kasse machen.
Ein Bitcoin-ETF wäre hingegen nahezu langweilig für Trumps Team. Er passt aber zu einer Eintragung der Trump Media aus dem Februar. Damals trug die Gruppe mehrere Marken für Anlageprodukte ein – inklusive Bitcoin. Damals wurde auch eine formelle Vereinbarung mit der Vermögensverwaltung Yorkville Advisors geschlossen, die sich selbst als „America-first-Vermögensverwaltung“ bezeichnet, und Trump Media bei verschiedenen Genehmigungsverfahren begleitet.
Eine Untergruppe von Yorkville Advisors, die Yorkville Advisors Digital, wird in dem neuen Antrag vom Dienstag auch als Sponsor des Truth Social Bitcoin ETF erwähnt. Ihre Aufgabe ist es, Bitcoins zu kaufen und verkaufen, um so dem Preis der Kryptowährung zu folgen. Verwahrt werden sollen die digitalen Token bei der Foris Dax Trust Company – einem mit der globalen Kryptoplattform Crypto.com verbundenen Unternehmen. Trump selbst wird in dem Antrag nicht erwähnt.
Analysten sind skeptisch
Experten fragen sich dennoch, was die Trump-Familie mit einem Bitcoin-ETF vorhat. Der ETF drängt auf einen extrem dichten Markt mit rund 60 weiteren Konkurrenten. Dazu können Anleger auch direkt in die Währung investieren und müssen dies nicht über einen ETF tun. Das Kalkül der Trump-Familie dürfte dennoch klar sein: Sie wollen mit dem Namen des US-Präsidenten Kasse machen. Ein Bitcoin-ETF mit Trump im Hintergrund dürfte von größeren Bitcoin-Bewegungen vorher erfahren, könnte das unausgesprochene Versprechen für Anleger sein – auch wenn dies wohl niemals jemand öffentlich so sagen würde.
Analysten sind in Summe dennoch eher skeptisch. „Auf der einen Seite ist dies ziemliches Neuland und eine große Unterstützung von Bitcoin durch Trumps Unternehmen“, sagte Eric Balchunas, Senior ETF-Analyst bei Bloomberg Intelligence. „Andererseits handelt es sich um eine Routineanmeldung in einer sehr überfüllten Kategorie, und es wird nicht einfach sein, Kapitalflüsse und Liquidität anzuziehen.“