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Geldanlage Angst um Schwellenländer

Die Turbulenzen in China und die niedrigen Rohstoffpreise belasten die Schwellenländer. Mutige Anleger steigen jetzt ein. Von Julia Groth

Am 17. September beraten die Mitglieder der US-Notenbank Fed darüber, ob sie zum ersten Mal seit der Finanzkrise den Leitzins anheben oder nicht. Dass es wirklich dazu kommt, bezweifeln Investment-Experten: Obwohl die Wirtschaft in den USA gut läuft, könnte die Fed die erste Zinsanhebung seit Jahren erneut verschieben – mit Verweis auf die Schwellenländer. In vielen Emerging Markets schwächelt die Wirtschaft. Nicht nur die Fed macht sich Sorgen darüber, wie es weitergeht. Auch Anleger haben allen Grund, unruhig zu sein: Zwischen Anfang Mai und Ende August gab der globale Schwellenländer-Aktienindex MSCI Emerging Markets um rund 25 Prozent nach.

Die Schwäche der Schwellenländer hat mehrere Gründe. Erstens belasten die niedrigen Rohstoffpreise jene Länder, deren Wirtschaft stark von Rohstoffexporten abhängt. Das betrifft insbesondere die Ölexporteure im Nahen Osten, in Südamerika und Afrika. Zweitens setzen das nachlassende Wachstum in China und die Abwertung des Renminbi andere Schwellenländer unter Druck, vor allem Chinas asiatische Nachbarn. Drittens leiden viele Emerging Markets unter hausgemachten Problemen. Brasilien etwa kämpft mit einer hohen Staatsverschuldung und steigenden Arbeitslosenzahlen, das Land ist zuletzt in die Rezession gefallen.

Die Probleme der Schwellenländer lassen sich nicht wegdiskutieren. Viele Fondsmanager halten die jüngste Korrektur allerdings für übertrieben. „Der ausgeprägte Pessimismus der Anleger hat zu erheblichen Mittelabflüssen geführt“, sagt Wolfgang Fickus, Mitglied des Investmentkomitees beim Fondsanbieter Comgest. Das Gros der Anleger erwarte derzeit das Schlechteste von den Emerging Markets. Wer antizyklisch investiere, könne in diesem Umfeld günstig einkaufen.

Anleger brauchen starke nerven

Indien gehört derzeit zu den Favoriten vieler Investment-Profis. Das Land beherberge viele gut gemanagte Unternehmen und verfüge auf lange Sicht über enormes Wachstumspotenzial, sagt Thomas Gerhardt, Deutschland-Chef des Fondsanbieters Edmond de Rothschild. Anleger sollten für Indien-Investments allerdings starke Nerven mitbringen: „Die meisten Investoren erwarten zu schnell zu viel und werden deshalb enttäuscht“, sagt Gerhardt. So sehe man am indischen Aktienmarkt immer wieder Korrekturen.

Auch Länder, die von den gesunkenen Rohstoffpreisen profitieren, bieten jetzt Chancen für mutige Anleger. „Die günstigeren Rohstoffpreise sind für osteuropäische Länder wie Polen und Tschechien vorteilhaft“, sagt Hannes Boller, Portfoliomanager der Investmentboutique Fisch Asset Management. Anleger sollten nicht alle Emerging Markets über einen Kamm scheren: „Die Schwellenländer sind ein heterogenes Gebilde und müssen deshalb unbedingt differenziert betrachtet werden.“

Privatanleger haben kaum eine Chance, die Stärken und Schwächen einzelner Länder umfassend zu analysieren – geschweige denn, vielversprechende Unternehmen herauszufiltern. Sie sollten deshalb nicht in Einzeltitel investieren, sondern in Fonds. Die meisten Schwellenländer-Aktienfonds haben im laufenden Jahr schlecht abgeschnitten. Kaum ein Fondsmanager konnte sich dem Abwärtstrend an den Märkten widersetzen. Wer auf das langfristige Wachstumspotenzial der Schwellenländer wetten will, darf sich von zwischenzeitlichen Wertverlusten eben nicht abschrecken lassen.

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