Seit über einem Jahr prüft die Europäische Zentralbank Europas Banken auf ihre Widerstandsfähigkeit. Lange rankten sich Spekulationen um die Ergebnisse. Nun liegen sie vor – und erlauben einen genauen Blick auf die Lage der Institute.
Wer wurde getestet?
123 Banken insgesamt, davon 24 deutsche. Der Bankenstresstest, der seit einem Jahr läuft, deckte somit einen Großteil der Institute der Eurozone ab (insgesamt 82 Prozent der gesamten Bilanzsumme aller Banken wurden getestet).
Wie wurde getestet?
Der Test umfasste drei Phasen.
Die EZB überprüfte die Bilanz (“Asset Quality Review”). Stichtag war dabei der 31.12.2013. Alles, was sich danach bilanziell veränderte, fand keine Beachtung mehr.
Ein so genanntes Basisszenario untersuchte, wie sich eine normale wirtschaftliche Entwicklung auf die harte Kapitalquote - also das Verhältnis des Eigenkapitals zu den risikogewichteten Aktiva - auswirken würde. In diesem Basisszenario wurde die derzeitige Wirtschaftslage für die nächsten Jahre bis 2016 fortgeschrieben. Bestanden haben jene Banken, die 8 Prozent Eigenkapitalquote aufweisen konnten.
Härter war da das Stress-Szenario: Hier wurden für jedes Land spezielle Krisenszenarien entwickelt, die unter anderem starke Zinsanstiege, Einbrüche bei den Preisen der Immobilien, höhere Refinanzierungskosten und Abstufungen durch Ratingagenturen umfassen konnten. In Deutschland unterstellt man dafür beispielsweise Hauspreiseinbrüche von 7,8 bis 12,5 Prozent in den Jahren 2014-2016, in Frankreich noch stärkere Einbrüche, in Spanien weniger starke. Unterstellt wurde ferner eine Baisse am Aktienmarkt in Deutschland von 14,6 bis 15,5 Prozent in jedem Jahr bis 2016. Die Banken bestanden, wenn sie mindestens 5,5 Prozent an Eigenkapital aufweisen konnten.
Wie unterscheidet sich das von früheren Stresstests?
Wesentlicher Unterschied zu früheren Stresstests ist die gründliche Prüfung der Bilanz vor Anwendung der Szenarien. EZB und Bankenaufsicht konnten daher auf Basis der Bilanzprüfung zu anderen Schlüssen über die Werthaltigkeit und Risikovorsorge kommen als die Bank selbst und entsprechend schon zu niedrigeren Kernkapitalquoten – bevor es überhaupt losgeht mit dem Stresstest. Basis dafür waren Stichproben und Prüfung vor allem der "schlechten" Assets und deren Schuldner. Beispiel: Kredite mit mehr als 90 Tagen Zahlungsverzug wurden grundsätzlich als "non performing" eingestuft, also als Zahlungsausfall.
Was kam heraus?
25 Banken scheiterten mit ihren errechneten Kapitalquoten, davon allein neun aus Italien. In Deutschland war eine Bank betroffen. Die Münchener Hypothekenbank hat allerdings ihre Kapitalbasis bereits nach dem Stichtag 31.12.2013 über eine Kapitalerhöhung ausreichend gestärkt.
Insgesamt 12 der 25 Banken haben bereits seit dem Stichtag 31.12.2013 mit Kapitalmaßnahmen gegengesteuert, so dass sie jeden Stresstest nach heutigen Maßstäben bestehen würden. Mithin sind 13 im eigentlichen Sinne gescheitert, diese Institute müssen nun den Aufsehern binnen zwei Wochen darlegen, wie sie die Kapitallücke von in der Summe rund 10 Mrd. Euro schließen wollen.
Ein übersichtliches Tool mit allen Ergebnissen hat das Wall Street Journal hier erstellt.