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Wochenrückblick Der neue Lebensmittelriese

Heinz und Kraft bilden eine neue Macht in der Lebensmittelindustrie. Außerdem: Kapitalvernichter, Griechenland und Lufthansa

Heinz + Kraft = Kraft Heinz Company

Kraft Foods hatte zuletzt mit großen Problemen zu kämpfen (Foto: Kraft Foods)
Kraft Foods hatte zuletzt mit großen Problemen zu kämpfen (Foto: Kraft Foods)

In der Lebensmittelbranche entsteht ein neuer Riese: Durch den Zusammenschluss von Kraft Foods und dem Ketchup-Hersteller Heinz entsteht der weltweit fünftgrößte Lebensmittelkonzern. Hinter dem Deal stehen die Beteiligungsgesellschaft von US-Starinvestor Warren Buffett, Berkshire Hathaway, und der brasilianische Finanzinvestor 3G. Vor zwei Jahren hatten beide Heinz übernommen. Nun greifen sie nach Kraft Foods und verschmelzen dann beide Unternehmen zur Kraft Heinz Company mit einem kombinierten Jahresumsatz von rund 29 Mrd. Dollar.

Das Geschäft ist ganz im Sinne von Buffett, dem eine Vorliebe für Junk-Food und bekannte Marken nachgesagt wird. Und Kraft und Heinz sind weltweit bekannt. Für Kraft lief es in den letzten Jahren aber alles andere als rund. Das Unternehmen findet bislang keine Antworten auf die Bedürfnisse der amerikanischen Konsumenten, die zunehmend nach frischeren und natürlicheren Produkten verlangen.

Mit der Private-Equity-Firma 3G an Bord wird es aber auf jeden Fall Kosteneinschnitte geben. Bis 2017 wollen die Brasilianer die Kosten um 1,5 Mrd. Dollar pro Jahr drücken. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass Jobs gestrichen. 3G hat das bereits bei Heinz vorgemacht.

Eine Tragödie und ihre Folgen

Lufthansa: Die Airline wird umgekrempelt
Auch ohne den Absturz der Germanwings-Maschine kämpft die Lufthansa mit einer Reihe von Problemen (Foto: Lufthansa)
© Lufthansa

Der Absturz der Germanwings-Maschine in Frankreich ist natürlich zuerst eine menschliche Tragödie. Aber die Katastrophe hat eben auch Auswirkungen auf das Unternehmen – in diesem Fall die Lufthansa. Am Tag des Absturzes gab die Aktie der Fluggesellschaft deutlich nach. Die Analysten der Investmentbank Equinet beispielsweise stuften die Aktie von „Buy“ auf „Hold“ herunter. Sie fürchten einen Imageschaden für den Konzern und zeitweise niedrigere Passagierzahlen.

Das Unglück trifft die Fluglinie ohnehin in einer kritischen Situation. Lufthansa-Chef Carsten Spohr will die Kosten drücken, um das Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur zu führen. Mit der Pilotengewerkschaft Cockpit liefert sich der Konzern seit Monaten einen erbitterten Arbeitskampf um Übergangsregelungen beim Eintritt in den Ruhestand. Mit der Low-Cost-Marke Eurowings will Spohr angreifen und die sonst bei der Lufthansa geltenden tariflichen Standards unterlaufen. In Eurowings – so ist es schon seit längerem geplant – soll Germanwings aufgehen. Der mit dem Absturz verbundene Name wird also verschwinden. Jetzt kommt es für das Unternehmen Lufthansa aber vor allem darauf an, das Vertrauen der Passagiere zurückzugewinnen.

Griechische Nöte

Griechenlands Regierungschef Tsipras bei einem Besuch in Brüssel (Foto: European Union)
Regierungschef Tsipras sucht ein besseres Verhältnis zu Deutschland (Foto: European Union)

Zu Wochenbeginn hat sich der griechische Regierungschef Alexis Tsipras auf den Weg nach Deutschland gemacht. Es war sein erster Besuch in Berlin, zuvor hatte er Deutschland demonstrativ geschnitten. Doch die Lage seines Landes lässt ihm keine andere Wahl. Tsipras braucht ein besseres Verhältnis zur Bundesrepublik, wenn er den Bankrott noch abwenden will. „Wir müssen uns besser verstehen“, sagte Tsipras nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Zumindest auf atmosphärischer Ebene war der Besuch ein Erfolg für die Griechen. Wenn sie gehofft hatten, mit Hilfszusagen nach Athen zurückzukehren, sahen sie sich allerdings getäuscht. „Ich kann nichts zusagen, schon gar nicht Liquidität“, sagte Merkel. Es bleibt dabei: Griechenland muss konkrete Reformpläne liefern, dann erst kann Geld fließen. Die Zeit drängt: Wirtschaftsminister Georgios Stathakis hofft auf eine Einigung mit den europäischen Partner Anfang nächster Woche.

Derweil versucht die Athener Regierung, sich auch andere Geldquellen zu erschließen. Mit der Schweiz wird über ein Steuerabkommen verhandelt. Auf eidgenössischen Konten sollen Griechen 80 Mrd. Euro bunkern. Zwei Drittel der Summe, so der Ökonom Friedrich Schneider von der Universität Linz, sei unversteuertes Geld. Etwa 10 bis 15 Mrd. Euro würde eine Vereinbarung mit der Schweiz bringen.

Unmittelbar löst das die griechischen Finanzprobleme aber nicht. Sie werden durch eine Entscheidung der EZB verschärft, die es den Banken des Landes untersagt, Staatspapiere zu kaufen. Die Regierung in Athen hatte gefordert, die Obergrenze für diese sogenannten T-Bills zu erhöhen. Doch dazu war die EZB nicht bereit: Sie fürchtet, dass bei einer Staatspleite auch die griechischen Banken in den Abgrund gezogen werden.

Die großen Geldvernichter

Auch Dax-Konzerne bieten keine garantierte Sicherheit (Foto: Deutsche Börse AG)
Auch Dax-Konzerne bieten keine garantierte Sicherheit (Foto: Deutsche Börse AG)

Aktionäre von Solarworld haben in den letzten Jahren keine Freude an ihrem Investment gehabt. Jahr für Jahr vernichtet das Bonner Unternehmen, das nur knapp der Insolvenz entging das Kapital seiner Anteilseigner. 2014 verbuchte die Aktie ein Minus von 82 Prozent. Das geht aus dem jährlichen Kapitalvernichter-Ranking der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz hervor.

Solarworld belegt schon seit Jahren einen der vorderen Plätze. Einige der großen Kapitalvernichter sind insolvent, allerdings finden sich auch große Dax-Konzerne unter den schwarzen Schafen wie etwa die Commerzbank. Auf Fünfjahressicht büßte das Papier des deutschen Kreditinstituts 69 Prozent seines Wertes ein. 2014 mussten die Anteilseigner nur ein Minus von 6,2 Prozent verkraften.

Mit RWE (Platz 35), K+S (Platz 39), Deutsche Bank (Platz 41), Eon (Platz 43) stehen vier weitere Dax-Konzerne auf der Top-50-Liste. ThyssenKrupp gehört dagegen nicht mehr zu den größten deutschen Wertvernichtern am Aktienmarkt. Auch die Dax-Konzerne, die noch auf der Liste stehen, haben sich verbessert.

„Immerhin kann mit Blick auf die Platzierungen der Dax-Gesellschaften, die nicht zum ersten Mal dabei sind, festgestellt werden, dass die Richtung stimmt“, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Klar sei aber auch, dass Verluste zwischen 40 bis deutlich über 60 Prozent, die diese Unternehmen im Fünfjahreszeitraum eingefahren hätten, für betroffene Anleger nur mit sehr viel Geduld wieder aufzuholen sein würden.

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