Viele Menschen sind überraschend ahnungslos, was ihre persönlichen Finanzen angeht. Sie wissen zwar, ob ihr monatliches Gehalt für ihren Lebenswandel ausreicht oder nicht. Aber bereits die Frage, welcher Höchstbetrag jeden Monat zur Seite gelegt werden könnte, überfordert sie und steht damit womöglich einem soliden Sparplan im Weg.
Die Corona-Krise hat in vielen Haushalten den Umgang mit Geld grundlegend verändert. Der letzte Gang zum Bankautomaten ist vielleicht erstaunlich lange her. Dafür fließt sehr viel mehr Geld per Online-Shopping in eine bequeme Homeoffice-Garderobe oder finanziert Fitnessgeräte für daheim.
Private Ausgaben in Europa
Wie sehr die Covid-19-Pandemie das Finanzgebahren verändern wird, lässt sich noch nicht sagen. Die europäische Statistikbehörde Eurostat hat aber schon mal Zwischenbilanz gezogen und für 2019 untersucht, wofür die Menschen in der EU am meisten Geld ausgeben.
Die privaten Konsumausgaben in den 27 EU-Mitgliedsstaaten entsprachen übrigens 52,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die höchsten Ausgaben im Vergleich zum BIP stellten die Statistiker in Griechenland (76,1 Prozent) und Kroatien (73,0 Prozent) fest. Den geringsten Teil mussten die Iren (28,2 Prozent) und Luxemburger (32,9 Prozent) für ihre privaten Konsum aufwenden.
Dies ist die Top 10 der Ausgaben in Europa:
#10 Kommunikation
Eurostat hat die Hauptkategorien untersucht, in die sich die Ausgaben der privaten Haushalte in der Europäischen Gemeinschaft 2019 aufteilen ließen. Auf Platz zehn landete die Kommunikation. Der durchschnittliche EU-Haushalt gab dafür laut Eurostat 2,4 Prozent des privaten Konsumbudgets aus.
#9 Alkohol und Tabak
Die Europäer geben mehr für Alkohol und Zigaretten als für Bildung (0,9 Prozent) oder Internet aus. Alkohol und Tabak kam mit 4,0 Prozent auf Platz neun der Ausgaben-Rangliste für 2019.
#8 Gesundheit
Nur knapp vor Alkohol und Zigaretten landeten die privaten Ausgaben für Gesundheit mit 4,4 Prozent auf Rang acht.
#7 Kleidung und Schuhe
Für Kleidung und Schuhe gaben private Haushalte in der EU 2019 rund 4,6 Prozent ihres Budgets aus, wie Eurostat mitteilte. Das bedeutete Platz sieben.
#6 Möbel und Haushalt
Bei diesem Posten könnte es in der Statistik für 2020 ein Plus geben. Viele Menschen haben in der Corona-Krise mehr Geld für Möbel und Einrichtungsgegenstände sowie Haushaltsgeräte ausgegeben, um ihr Zuhause auf Vordermann zu bringen. 2019 belief sich dieser Posten noch auf 5,5 Prozent der Gesamtausgaben.
#4 Restaurant und Freizeit
In diesem Bereich könnte sich die Corona-Krise bei der nächsten Jahresstatistik hingegen negativ auswirken. 2019 haben die Haushalte in den EU-Mitgliedsstaaten noch jeweils 8,7 Prozent ihrer Ausgaben für Restaurants und Hotels sowie für Freizeit und Kultur aufgewendet. Damit teilten sich die beiden Posten den vierten Platz.
#3 Essen und Trinken
Daheim verzehrte Lebensmittel und nicht-alkoholische Getränke landeten 2019 auf Platz drei der höchsten privaten Konsumausgaben. EU-Haushalte verwendeten im Schnitt 13,0 Prozent ihres Ausgabenbudgets für die Ernährung.
#2 Mobilität
Mobilität landete mit 13,1 Prozent knapp vor Essen und Trinken auf Platz zwei der größten privaten Ausgaben in der EU.
#1 Wohnen
Wohnen ist mit weitem Abstand der größte Posten bei den privaten Konsumausgaben. Die Kosten für Miete, Wasser, Strom, Gas und Heizung beliefen sich 2019 laut Eurostat im EU-Durchschnitt auf 23,5 Prozent. Für Deutschland wurde ein Anteil von knapp 25 Prozent ausgewiesen. Damit lag Eurostat deutlich unter den Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis). Das hatte für 2018 knapp 34 Prozent der privaten Konsumausgaben fürs Wohnen veranschlagt. Ein Destatis-Sprecher verwies auf Nachfrage auf die unterschiedliche Berechnungsgrundlage der beiden Statistiken. Eurostat hat demnach die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung verwendet. Die deutschen Zahlen basieren hingegen auf einer Stichprobe von knapp 53.000 Haushalten. „Haushalte mit einem regelmäßigen Einkommen über 18.000 Euro im Monat sind nicht einbezogen“, wie es hieß.