Wegen des Vorwurfs massenhafter Urheberrechtsverletzungen haben die American Chemical Society und der britisch-niederländische Wissenschaftsverlag Elsevier vor dem Landgericht München Klage gegen das Berliner Forschernetzwerk Researchgate eingereicht. Das berichtet Capital (Ausgabe 12/2017, EVT 16. November). In dem Streit geht es um Millionen von Fachartikeln aus wissenschaftlichen Zeitschriften, die Researchgate-Nutzer auf ihre Profile in dem sozialen Netzwerk hochgeladen haben, obwohl sie dazu nicht befugt sind.

„Wir sind nicht damit einverstanden, dass Researchgate mit diesen Inhalten Geld verdient“, sagte James Milne, Chef der Journals Publishing Group der American Chemical Society, gegenüber Capital. Schließlich sei das Start-up keine Non-Profit-Organisation, sondern ein „hochgradig kommerzielles Unternehmen, hinter dem unglaubliche Mengen an Risikokapital stehen“.
Elsevier und die American Chemical Society haben Anfang Oktober gemeinsam mit den Verlagen Wiley, Wolters Kluwer und Brill die „Coalition for Responsible Sharing“ gegründet, um Druck auf Researchgate auszuüben. Die Verlagsallianz hat das Unternehmen aufgefordert, die betroffenen Fachartikel zu entfernen. Immerhin 1,7 Millionen davon hat das Unternehmen bis Anfang November in einen nicht öffentlichen Modus verschoben. Den Verlagen reicht das nicht, sie stören sich vor allem daran, dass die Berliner zu keiner grundsätzlichen Einigung bereit seien.
Researchgate, 2008 gegründet und heute 14 Millionen Nutzer sowie 300 Mitarbeiter stark, verdient sein Geld mit Onlinewerbung und einem Stellenmarkt. Finanziers wie Microsoft-Gründer Bill Gates, der Founders Fund von Star-Investor Peter Thiel sowie die Investmentbank Goldman Sachs haben 90 Mio. Dollar in das Unternehmen investiert.